Blickpunkte

Kontogebühren - Regulierung macht nicht alles besser

Wieder einmal hat sich die EU-Kommission die Bankgebühren vorgenommen. Dass das Preisniveau für Bankdienstleistungen in den einzelnen Mitgliedstaaten äußerst unterschiedlich ausfällt, wurde schon lange moniert. Nun geht es verstärkt um Transparenz der Preise. Denn allzu viele Kunden wüssten gar nicht, wie viel sie eigentlich wofür bezahlen. Sie würden deshalb auch zu wenig auf günstigere Angebote ausweichen. Dieser Ansatz ist schon deshalb fragwürdig, weil er als selbstverständlich voraussetzt, das der Kunde stets das preisgünstigste Angebot vorzieht. Der Gedanke, dass auch Bequemlichkeit (etwa die Filiale in fußläufiger Entfernung zu haben), Gewohnheit, Serviceaspekte, persönliche Bindungen, Kompetenzvermutung oder andere Faktoren die reine Preisentscheidung überlagern können, wird dabei völlig ausgeblendet.

Dass viele Kunden nicht genau sagen können, was Bankdienstleistungen sie im Jahr kosten, ist zweifellos richtig. Doch auch andere Dinge wie die Höhe der jährlichen Stromkosten hat nicht jeder auswendig im Kopf. Es ist aber wohl davon auszugehen, dass der "mündige Verbraucher" sich vor Abschluss eines Vertrags über die damit verbundenen Kosten informiert hat. Ausgewiesen werden sie schließlich heute schon - wenn auch nicht überall in gleicher Form. Eben daran stört sich aber Binnenmarktkommissar Michel Barnier. Hier soll es künftig mehr Einheitlichkeit geben, damit Kunden die Angebote leichter vergleichen können. Insbesondere Lockangebote, die auf den ersten Blick günstig scheinen, dann aber durch "versteckte" Zusatzkosten etwa für Telefonbanking, Karten oder Überziehungszinsen letztlich doch teuer werden können, sollen so künftig besser aufgedeckt werden.

Keine Frage: Lockangebote sind immer mit Vorsicht zu genießen. Doch was ist eigentlich gerade beim Girokonto ein solches? Ist ein kostenloses Girokonto mit vergleichsweise hohen Überziehungszinsen schon als Lockangebot zu bewerten, wenn doch ein großer Teil der Kunden vom Dispositionslimit niemals Gebrauch macht? Und sind Gebühren fürs Telefonbanking mit persönlichen Ansprechpartnern aus Sicht derjenigen Kunden, die auf diesen Service Wert legen, wirklich Beutelschneiderei?

Wird den Kunden künftig eine einheitliche Konditionenübersicht vorgelegt, wird dadurch längst nicht alles besser. Sie wird abgeheftet werden, wie so viele andere von den Regulatoren verlangte Informationsblätter auch. Die Verantwortung, sich darüber Gedanken zu machen, ob ein Angebot in preislicher Hinsicht wie auch im Blick auf die Leistungen den eigenen Bedürfnissen entspricht, kann auch eine neue EU-weite Regelung den Kunden nicht abnehmen. Und ein EU-weit einheitliches Preisniveau entsteht dadurch ebenfalls noch lange nicht. Die Märkte sind nun einmal verschieden. Red.

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