Blickpunkte

Naspa - Geordnete Verhältnisse

Stephan Ziegler sieht seine Naspa am liebsten als "ganz normale Sparkasse". Ganz so gewöhnlich ist der öffentlichrechtliche Finanzdienstleister aus der hessischen Landeshauptstadt aber nicht. Er hat acht Träger aus sechs Landkreisen und zwei kreisfreien Städten in zwei Bundesländern. Er muss sich im Rhein-Main-Gebiet dem Wettbewerb aller Großbanken, sehr erfolgreicher Volks- und Raiffeisenbanken sowie zweier weiterer Sparkassen stellen. Und er ist immer noch dabei, seine nicht immer ruhmreiche Vergangenheit aufzuarbeiten.

Zwar liest sich der verdreifachte Jahresüberschuss als zu gute Botschaft. Schließlich beträgt die Steigerungsrate gegenüber 2009 nur knapp 50 Prozent. Und schließlich resultiert dieser kräftige Anstieg ausschließlich aus einem spürbar niedrigeren Bewertungsergebnis. Der Zinsüberschuss ist leicht auf 246 Millionen Euro zurückgegangen, der Provisionsüberschuss blieb stabil, was in einem Jahr kräftiger Zurückhaltung der Anleger durchaus respektabel ist, und die Kosten haben sich nur durch zusätzliches Personal erhöht. Das alles führte zu einem Betriebsergebnis vor Bewertung, welches mit rund 77,5 Millionen Euro um rund 20 Millionen Euro niedriger ausgefallen ist als im Vorjahr. Damit kann man natürlich nicht zufrieden sein.

Allerdings hat die Naspa im Jahr 2010 die Reserven erheblich gestärkt und somit die Basis zur Erfüllung all der regulatorischen Vorschriften und für weiteres Wachstum frühzeitig gelegt. Und wenn da, wie bei den meisten anderen Sparkassen auch, nicht die Abschreibungen auf den Anteil an der ehedem sicherlich zu teuer erworbenen Landesbank Berlin in Höhe von 20,5 Millionen Euro gewesen wäre, es wäre auch 2011 wieder ein durchaus "normales" Ergebnis gewesen.

In Fortsetzung ihres Weges hin zu einer typischen Sparkasse will die Naspa nun den Vertriebsansatz weiter nah am Kunden straffen und weiter professionalisieren. Dafür greift das Haus auf das Angebot der Finanz-Informatik zurück und will bis 2015 eine Standardisierung der Systeme erreicht haben. Des Weiteren soll die Bilanzsumme verkürzt werden, indem die 2005 im Zuge des Wegfalls der Gewährträgerhaftung aufgenommene Mittel bei Fälligkeit zurückzahlen. Um den Refinanzierungsbedarf zu decken, wird die Naspa, ähnlich wie die Taunus-Sparkasse und andere öffentlich-rechtliche Institute auch, Pfandbriefe ausgeben. 2012 sollen so frische Gelder in Höhe von 30 bis 40 Millionen Euro eingesammelt werden. Und wenn dann wie angekündigt die bisherigen Institutsfarben Gelb und Blau auch noch der Vergangenheit angehören und die Naspa als letzte der großen Sparkassen im familieneigenen Rot strahlt, dann sind die geordneten Verhältnisse wieder ein Stück näher gerückt. P. O.

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