Blickpunkte

Reisescheck – Deutlich geschrumpftes Marktvolumen

Den schleichenden Bedeutungsverlust des Zahlungsmittels Reisescheck verdeutlicht kaum ein Name so anschaulich wie Thomas Cook. Wer sich angesichts der Insolvenz der Konzernmutter Arcandor AG (siehe auch Leitartikel auf Seite 4) und trotz der Tatsache, dass das Unternehmen Thomas Cook davon weitgehend unbetroffen bleiben dürfte, nach den dahingehenden Aktivitäten des ehemals zweitgrößten Reisescheck-Emittenten in Deutschland erkundigt, wird schnell ernüchtert sein. Noch vor rund 15 Jahren hatten die Tho-mas-Cook-Reiseschecks einen Marktanteil von rund einem Drittel - bei einem Jahresumsatz des Gesamtmarktes von etwa 54 Milliarden US-Dollar. Besonders beliebt war das Produkt bei Kuba-Urlaubern, denn dort kam man mit dem Konkurrenzprodukt von American Express, das mit rund 44 Prozent den größten Marktanteil auf sich vereinigte, nicht weit. Heute bietet Thomas Cook vor allem Pauschalurlaubsreisen an, die die Kunden vorab bezahlen. Unterwegs - so die Vorstellung des Reiseanbieters - benötigen sie dann kaum noch Zahlungsmittel. Auf der Internetseite wird dem Reisenden unter der Rubrik "Service" lediglich eine Co-Branding-Kreditkarte angeboten, die "Neckermann Reisen Mastercard". An Verbraucher, die explizit nachfragen, werden indes von Seiten Thomas Cook seit 2001 Reiseschecks von American Express verkauft. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Travelex die Emission des Produktes. Doch auch auf der Travelex-Internetseite wird heute lediglich der Amex-Travelers-Cheque beworben. Im Jahr 2007 setzte American Express Reiseschecks im Wert von 17 Milliarden US-Dollar um, nennenswerte Mitbewerber gebe es in diesem Bereich in Deutschland keine, so gab Deanna Ziurys in der Juli-Ausgabe der bank und markt vom vergangenen Jahr zu Protokoll. Auch wenn dies nicht für den weltweiten Markt gelten muss, deuten diese Zahlen doch auf ein um bis zu zwei Drittel geschrumpftes Marktvolumen innerhalb von nur 15 Jahren hin. Auch die Vertriebspartner haben sich auf diese langfristige Tendenz eingestellt: Die Deutsche Bank, die lange Jahre als einzige deutsche Großbank die Thomas-Cook-Reiseschecks vertrieb, stellte An- und Verkauf im August 2006 ein - mit dem Verweis auf die vielfältigen Möglichkeiten der Kartennutzung. hm

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