Blickpunkte

Sepa - Der Druck hat gewirkt

Vielleicht wäre die von der EU-Kommission vorgeschlagene Fristverlängerung für die Sepa-Umsetzung gar nicht nötig gewesen. In jedem Fall scheint es richtig gewesen zu sein, damit erst kurz vor dem Stichtag herauszukommen. Denn Termindruck zeigt bekanntlich immer seine Wirkung. So hatte denn auch die Europäische Zentralbank am 20. Januar beträchtliche Fortschritte bei der Sepa-Migration im Dezember zu vermelden: Nach den letzten Zahlen lag der Anteil der Sepa-Überweisungen im Dezember 2013 bei 74 Prozent - nach 64 Prozent im November. Bei den Lastschriften waren es zwar erst 41 Prozent. Die Steigerung gegenüber dem Vormonat fiel jedoch mit 15 Prozentpunkten noch kräftiger aus.

Gezielt nach den Sorgenkindern, den kleinen und mittleren Unternehmen sowie den Vereinen gefragt, hat die EFis EDI Finance Service AG, Dreieich. Ihr zufolge gaben im Januar dieses Jahres 49 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Dreieich an, die Sepa-Umstellung entweder abgeschlossen zu haben oder keine Lastschriften (mehr) nutzen zu wollen. Bei den Vereinen waren es sogar 78 Prozent. Umgesetzt wurde die Umstellung primär mit Software-Inhouse-Lösungen (73 Prozent bei den Unternehmen, 59 Prozent bei den Vereinen). Bankenlösungen wurden von Vereinen mit 41 Prozent deutlich häufiger in Anspruch genommen als von den Vereinen (27 Prozent).

Auch diese Daten bestätigen also den Eindruck, dass die beginnende Torschlusspanik zu verstärkten Anstrengungen bei all denen geführt hat, die sich dem Thema vielleicht zu zögerlich genähert haben beziehungsweise zu spät mit einer passenden Softwarelösung versorgt wurden.

Welche Quote an Sepa-gerechten Transaktionen tatsächlich ausreicht, um die Umstellung fristgerecht ohne Verlängerungsfrist für Nachzügler umzusetzen, diese Frage muss das Europäische Parlament beantworten. Bis zum Redaktionsschluss konnten sich die Parlamentarier nicht zu einer Entscheidung über den am 9. Januar bekannt gegebenen Vorstoß der EU-Kommission zu einer Gnadenfrist durchringen. Die Entscheidung soll Anfang Februar erfolgen. Das mag an der schwierigen Interpretation der vorliegenden Daten im Sinne einer Hochrechnung auf dem 1. Februar liegen beziehungsweise der Bewertung, ab welcher Quote nicht Sepagerechter Transaktionen von ernsten Störungen im Zahlungsverkehr auszugehen ist. Vielleicht wollen die Parlamentarier aber auch nur ihre Entscheidungshoheit dokumentieren und signalisieren, dass sie nicht alles im Hau-Ruck-Verfahren abnicken, was von der Kommission kommt.

Für Kreditinstitute ist die sich daraus ergebende Rechtsunsicherheit kurz vor dem Stichtag zweifellos unbefriedigend. Zehn Tage vor dem Stichtag wüsste man schon gern, wie man künftig mit solchen Kunden umzugehen hat, die dem Schlussspurt zum Trotz doch nicht mit den Vorbereitungen fertig geworden sind. Das könnten laut Ibi-Research acht Prozent der kleinen, neun Prozent der mittleren und sechs Prozent der großen Unternehmen sein. Red.

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