Blickpunkte

Wettbewerb - Aufruf zum Fair Play

Das vergangene Geschäftsjahr 2012 war für die ING-Diba durchaus ein erfolgreiches. Das Bestandsvolumen bei den Spargeldern stieg um zehn Prozent auf den neuen Höchststand von insgesamt 94,7 Milliarden Euro; die Anzahl der Sparkonten wuchs um 328 000 auf 6,7 Millionen. Die Zahl der Girokonten erhöhte sich um 13 Prozent auf 968 000. Die Bestände bei den Baufinanzierungen kletterten um sechs Prozent auf 59,9 Milliarden Euro; zum Jahresende betreute die Bank insgesamt 730 000 Darlehen (plus neun Prozent). Das bewilligte Volumen bei den Verbraucherkrediten betrug 2012 insgesamt 1,53 Milliarden Euro gegenüber 1,16 Milliarden Euro in 2011, wobei vor allem der klassische Ratenkredit (plus 14 000 Konten) und der Autokredit (plus 19000 Konten) nachgefragt wurden.

Die Anzahl der geführten Wertpapierdepots stieg im vergangenen Jahr um über 21 000 auf 896 000, das Depotvolumen legte dabei um 2,1 Milliarden Euro auf 18,1 Milliarden Euro zu. Netto konnte die ING-Diba 317 000 Neukunden gewinnen und verzeichnete damit das größte Kundenwachstum in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland und Österreich.

Trotz dieser Zuwächse in allen Geschäftsbereichen musste die Direktbank allerdings nach vorläufigen Zahlen einen deutlichen Rückgang im Gewinn vor Steuern um gut ein Viertel auf 485 Millionen Euro hinnehmen. Infolge höherer Zinsaufwendungen durch die Volumensausweitungen und der Niedrigzinsphase reduzierte sich das Zinsergebnis um acht Prozent auf 1,22 Milliarden Euro. Durch geringere Erträge im Depotgeschäft und höhere Aufwendungen für die Bargeldabhebungen mit Visa-Karten ging das Provisionsergebnis um sieben Prozent auf 38 Millionen Euro zurück.

In den um 14 Prozent auf 232 Millionen Euro erhöhten Personalaufwendungen spiegelten sich die Auswirkungen des 2012 neu verhandelten Tarifvertrags und die Löhne für 192 neue Beschäftigte wider. Unter anderem die aufgrund des Volumenwachstums höheren Beiträge an den Einlagensicherungsfonds schlugen sich in um vier Prozent auf 393 Millionen Euro gestiegenen sonstigen Verwaltungsaufwendungen nieder, und der Aufwand beim sonstigen Ergebnis in Höhe von 65 Millionen Euro (plus 33 Prozent) war geprägt von verlustreichen Verkäufen von Anleihen südeuropäischer Länder.

Alles in allem zeigt man sich trotz dieses Ergebnisrückgangs jedoch sehr zufrieden und blickt positiv in die Zukunft. Sorgen bereitet der Direktbank allerdings das zuweilen unfaire Vorgehen einiger Mitbewerber. Als grobes Foul durch regionale Institute wertet man beispielsweise bewusste Verzögerungen bei Überweisungen auf Sparkonten der ING-Diba oder der "sanfte Hinweis" an örtliche Vereine, bei fortgesetzter Teilnahme an der Aktion "Dibadu und Dein Verein" die bisherigen Sponsoringaktivitäten einzustellen.

Solche unfairen Hilfsmittel im Wettbewerb um Kundengelder sind sicherlich mit aller Entschiedenheit zu verurteilen, da sie auf dem Rücken der Kunden ausgetragen werden. Doch auch die Vorgehensweise der Direktbank ist nicht frei von Tadel: Angesichts der eigenen Zinsen auf Spargelder in Höhe von einem Prozent äußert sich die ING-Diba bei der Vorstellung ihrer vorläufigen Zahlen durchaus abfällig über das niedrige Zinsniveau der örtlichen Mitbewerber. Dabei hat man erkennbar, aber erfolglos versucht, in den Unterlagen die Screenshots der Konkurrenten zu anonymisieren. Bei der Sparkasse etwa lässt der gezeigte BIC, bei der Genossenschaftsbank der Name des Kundenmagazins eindeutig Rückschlüsse auf das jeweilige Institut zu. Fair Play sollte nun einmal immer für beide Seiten gelten. KD

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