FINANZVERTRIEB

MLP betont Unabhängigkeit

MLP Zentrale

Quelle: MLP SE

"Alte Hasen" werden sich noch erinnern: Mit dem Verkauf der Aktienmehrheit am Finanzvertrieb AWD von der Familie Maschmeyer an den Schweizer Versicherungskonzern Swiss Life im Jahr 2007 war der Ruf der Marke ruiniert. Trotz aller Beteuerungen, AWD werde dadurch nicht zum Vertriebsarm des Versicherers, war die Glaubwürdigkeit dahin. Der Imageschaden war offenbar so gravierend, dass die Marke Ende 2012 aufgegeben und in Swiss Life Select umfirmiert wurde. 2013 wurde die AWD Holding dann auf die Swiss Life Deutschland Holding GmbH verschmolzen. Dabei wurde AWD Deutschland als eine der vier Hauptvertriebsgesellschaften der Holding in Swiss Life Select Deutschland umbenannt.

Ein ähnliches Schicksal ist dem Wettbewerber MLP erspart geblieben. 2008 konnte der Versuch einer feindlichen Übernahme durch Swiss Life abgewehrt werden. Damals gab der AWD-Vorstandsvorsitzende Carsten Maschmeyer überraschend den Besitz von 26,76 Prozent der MLP-Aktien bekannt, die an Swiss Life verkauft wurden, nachdem der Versicherer im Jahr zuvor bereits 2007 die Mehrheit an AWD von ihm erworben hatte. Mit einer im August 2008 beschlossenen Kapitalerhöhung um 123,763 Millionen Euro und damit einer Erhöhung der Zahl der Stammaktien um knapp 10 Prozent konnte der Anteil von Swiss Life an MLP jedoch wieder unter die für feine Sperrminorität maßgebliche Schwelle von 25 Prozent gedrückt werden. In der Folge reduzierte der Versicherer seinen Anteil zunächst wieder und trennte sich dann ganz davon. Seit Dezember 2009 gab es kein Unternehmen mehr, das mit 10 Prozent oder mehr an MLP beteiligt war.

Das hat sich nun geändert. Als die Hanse-Merkur-Gruppe am 21. April 2021 eine Beteiligung an der MLP SE in Höhe von 10,03 Prozent der Stimmrechte veröffentlichte, reagierte man in Wiesloch sofort. Um gar keine Zweifel an der Unabhängigkeit der Beratung aufkommen zu lassen, teilte MLP mit, die Vermittlung von Versicherungsprodukten der Hanse Merkur mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Hintergrund ist das - wenn auch geringe - Überschreiten der 10-Prozent-Schwelle, aufgrund derer MLP Neukunden, wie für Versicherungsmakler gesetzlich vorgeschrieben, im Rahmen der schriftlichen Kundeninformation auf die Beteiligung der Hanse-Merkur-Gruppe hinweisen muss. Nur durch eine Beendigung der Vermittlungstätigkeit für den Versicherer lässt sich der Anschein potenzieller Interessenkonflikte komplett vermeiden. Darauf hat MLP den Versicherer eigenen Angaben zufolge auch hingewiesen.

Dass auch weitere Akteure aus der Finanzbranche an MLP beteiligt sind, steht auf einem anderen Blatt. Die Stimmrechtsanteile von Universal Investment (9,19 Prozent) und die Barmenia Versicherungen (8,5 Prozent) bleiben zwar unter der Schwelle, ab der Kunden auf die Beteiligung hingewiesen werden müssen. Sie sind aber vermutlich dennoch hoch genug, damit derjenige, der Böses vermuten will, auch hier Interessenkonflikte unterstellen könnte. Ganz vermeiden lässt sich so etwas aber nicht. Die Allianz ist mit 6,18 Prozent) und die Helaba Invest Kapitalanlagegesellschaft über ein Sondervermögen mit 5,1 Prozent am MLP beteiligt.

Die Mehrheit der Stimmrechte halten jedoch MLP-Gründer Manfred Lautenschläger (27,3 Prozent) und dessen Ehefrau Angelika Lautenschläger (29,16 Prozent). 1,86 Prozent der Aktien sind im Besitz des Vorstandsvorsitzenden Dr. Uwe Schroe der-Wildberg. Besser wird man die Unabhängigkeit von Produktgebern kaum wahren können. Und wie wichtig die für den Ruf und damit den Erfolg eines Finanzvertriebs ist, hat das Beispiel AWD in aller Deutlichkeit gezeigt. Der Imageschaden damals rührte zwar nicht allein von der Übernahme durch Swiss Life her. Sie hat die Marke jedoch unrettbar beschädigt. Red.

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