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Girocard kontaktlos: Jetzt geht's los

sb - Zugegeben: Mastercard hat in Sachen Paypass-Akzeptanz in Deutschland in letzter Zeit einiges erreicht und darf sich zu Recht als Vorreiter beim kontaktlosen Bezahlen sehen. Doch nun holt die deutsche Kreditwirtschaft auf und setzt zum Überholen an. Vor rund einem Jahr hatte die Sparkassenorganisation bekannt gegeben, das Thema "kontaktlos" vorantreiben zu wollen. Bis zum 1. April 2012 soll in der Pilotregion Hannover/Braunschweig/Wolfsburg eine Million kontaktloser S-Cards am Markt sein. Zum Jahresende 2012 sollen dann 14 Millionen Kunden über entsprechende Karten verfügen, 2013 bereits jeder dritte Bundesbürger.

Vorreiter Esso - Handel in den Startlöchern

Damit knackt die Sparkassenorganisation einseitig das Henne-Ei-Problem und er bringt dafür mit Mehrkosten von 60 Cent pro Karte und zusätzlichem Aufwand für den vorzeitigen Kartenaustausch bei einem Teil der Institute beträchtlichen Investitionsaufwand. Das Engagement scheint sich indessen zu lohnen. Das Interesse auf Seiten der Kartenakzeptanten hat nicht auf sich warten lassen.

Die erste Vereinbarung stammt - wie seinerzeit bei Mastercard-Paypass - wiederum aus der Mineralölindustrie: Beginnend mit dem 1. April 2012 wird Esso Deutschland als erstes Unternehmen bis Ende 2012 an allen bundesweit 1100 Esso-Stationen das kontaktlose Zahlen mit Debitkarten der deutschen Kreditwirtschaft anbieten. Ein entsprechender Kooperationsvertrag mit dem DSGV wurde am 2. November dieses Jahres unterzeichnet.

Am 8. November folgte die Douglas Holding, die ebenfalls bis Ende nächsten Jahres in den 446 Douglas-Parfümerien sowie den rund 700 Filialen von Thalia, Christ, Appelrath-Cüpper und Hussel das kontaktlose Zahlen einführen will. Mit einem Schlag dringt die Technologie damit in verschiedenste Einzelhandelsbranchen vor. Und weitere Vereinbarungen sind noch bis Ende 2011 angekündigt. Auch Betreiber von Automaten jeder Art haben bereits von sich aus deutliches Interesse bekundet. Es kommt also Schwung ins Thema. Und der weiterentwickelten Geldkarte könnte durch die neue Technologie endlich ein Durchbruch bevorstehen.

Um die Kunden behutsam ans Thema heranzuführen, wurde die Betragsobergrenze auf 20 Euro bewusst niedrig gelegt. Das scheint sich mit dem Durchschnittsbon von 37 Euro an den Esso-Stationen und den Preisen von Schmuck oder Modeartikeln schlecht zu vertragen. Doch bereits 2013 ist eine Erhöhung des Betrags geplant. Mittelfristig könnte er dann sogar "deutlich höher" liegen, so der DSGV.

Aufladen im Dauerauftrag

Das freilich setzt entsprechendes Guthaben auf dem Prepaid-Chip voraus. Und deshalb wird gleichzeitig die Auflademöglichkeit - bisher die Crux der Geldkarte verbessert, sprich auf das Akzeptanzter minal ausgeweitet. Pfiffig dabei: Der Kunde kann festlegen, wie viel Guthaben er stets auf dem Chip verfügbar haben möchte. Dann wird quasi im "Dauerauftrag" der Chip bei jedem Bezahlvorgang in Sekundenschnelle automatisch entsprechend wieder aufgeladen. "Gefühlt" wird sich die Geldkarte dann nicht mehr von der Debit- und Kreditkarte oder dem kontaktlosen Verfahren der Kartenorganisationen unterscheiden.

Technisch werden bereits zum Start auch die Voraussetzungen für die Akzeptanz von Maestro Paypass beziehungsweise Visa Paywave erfüllt sein. Die Vereinbarungen mit dem DSGV sehen aber Exklusivität vor. Wenn man mit dem Marktführer ins Geschäft kommen könne, so Henning Feller, Leiter Tankstellengeschäft von Esso Deutschland auf die Frage nach einer Paypass- oder Paywave-Akzeptanz, dann brauche man nicht mit den kleineren Partnern zu sprechen.

"Nischenplayer" Mastercard

Die großen Kartenorganisationen sind es nicht gewohnt, als Nischenplayer wahrgenommen zu werden. Doch der DSGV wartet mit Zahlen auf: Bis zum Jahresende erwartet die Sparkassenorganisation für 2011 rund zwei Milliarden Zahlungsvorgängen mit Sparkassen-Cards - gegenüber 60 Millionen Transaktionen mit von Sparkassen ausgegebenen V-Pay- oder Maestro-Karten.

Darüber hinaus verweist der DSGV auf die für Händler deutlich geringeren Kosten. Bei Transaktionen bis fünf Euro wird ein Cent fällig, bis zehn Euro Umsatz zwei Cent und bis 20 Euro sind es drei Cent. Da es sich grundsätzlich um Offline-Transaktionen handelt, werden keine Gebühren für Online-Autorisierung und Systementgelte fällig. Auch steigt die Verfügbarkeit. Konkurrenzprodukte der internationalen Kartenorganisationen seien um bis zum Zehnfachen teurer als kontaktlose Zahlungen mit der Debitkarte der deutschen Kreditwirtschaft. Selbst für große Händler mit entsprechender Verhandlungsmacht gelte immer noch der Faktor zwei oder drei.

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