Perspektiven im Zahlungsverkehr

Hans Georg Fabritius zu großem Dank verpflichtet

Dr. Hans Georg Fabritius hat in den letzten 20 Jahren die Entwicklung deutscher, europäischer und globaler Zahlungssysteme maßgeblich geprägt. Als Vorstand der Landeszentralbank in Hessen und deren Vizepräsident leitete er diejenige Zentralbankeinheit, die mit der EAF I und EAF II innovative Abrechnungsverfahren für die Deutsche Mark realisierten und die international auch als Vorbild für das US-Dollar-Sys tem Chips dienten. Seine "Ingenieure" bei der Landeszentralbank galten als weltweit führend in der Entwicklung hoch effi zienter, liquiditätssparender und sicherer Clearingsysteme. Sehr zum Vorteil für alle Beteiligten war, dass sie als "Zentralbanker" eng mit den Nutzern am Finanzplatz Frankfurt zusammenarbeiteten. Diese Leistung erfuhr auf großen Veranstaltungen der Branche, etwa den Sibos-Messen, eine hohe Anerkennung.

Als Vorstand der Deutschen Bundesbank führte Dr. Fabritius diesen Weg konsequent fort. Er war für die Entwicklung von RTGS-plus verantwortlich. RTGS-plus wurde zum Vorbild für Target-2 - einer gemeinsamen Plattform für Echtzeit-Bruttozahlungen aller Notenbanken der Eurozone. Herrn Dr. Fabritius hat nicht nur sein Pionier- und Innovationsgeist ausgezeichnet, sondern die Bereitschaft und Fähigkeit zur effektiven Konsolidierung von Großbetragszahlungs-Infrastrukturen in der Eurozone.

Die Leistungsfähigkeit des Target-2-Sys tems zeigte sich in den Krisentagen im September und Oktober 2008. Sämtliche Zahlungsaufträge wurden taggleich abgewickelt, das System hielt großer Volumens- und Liquiditätsvolatilität stand, der Zahlungsverkehr mit "Endkunden" war von der Krise nicht betroffen. Investitionen in interaktive Arbeitsstationen, die das Eurosystem mit Target-2 zur Verfügung stellt, und die auch von großen privaten Transaktionsbanken in ähnlicher Form ihren Financial-Institutions-Kunden zur Verfügung gestellt werden, machten sich bezahlt: Untertägige Liquidität und Warteschlangen von Großbetragszahlungen wurden effektiv gemanagt - in Verbindung mit moderner Swift-Net-Technologie ("interact"). Entscheidend war, dass die vollständige Migration auf Target-2 im Zeitplan blieb. Sie war im Mai 2008 abgeschlossen, sodass während der Krise keine heterogenen und fragmentierten Euro-Großbetragszahlungssysteme zu technischen und operativen Störungen führten.

Seine Erfahrungen aus der Entwicklung des Großbetragszahlungsverkehrs - EAF, RTGS-plus, Target-1 und Target-2, hat Herr Dr. Fabritius ebenso wirkungsvoll im Massenzahlungsverkehr eingesetzt, so für die Entwicklung des Euro-Zahlungsraums Sepa. Anders als im Euro-Großbetragszahlungsverkehr hat hier der Konsolidierungsprozess der Clearing-Infrastrukturen noch nicht eingesetzt. Sobald mehr Klarheit in das Ende-Datum der Sepa-Migration kommt, werden sich erste Clearinghäuser positionieren, wobei die vollständige Erreichbarkeit aller Banken in der Eurozone ("reachability") eine Grundanforderung bleiben muss.

Herr Dr. Fabritius hat nicht nur moderne Zahlungsverkehrsstandards in der Deutschen Bundesbank umgesetzt. Er hat auch die europäische Dimension stets beachtet, als er mit strategischer Weitsicht sich schon früh im Monnet-Projekt für eine europäische Lösung im Kartengeschäft eingesetzt hatte. Für seine Verdienste um den Zahlungsverkehr sind wir und der Finanzplatz Frankfurt ihm zu großem Dank verpflichtet.

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