Karten-Blickpunkte

Sicherheit - Chip & PIN ist nicht alles

Das Jahr 2008 hat beim Kartenbetrug in Europa ein Wendepunkt erreicht. Seitdem gingen die Faud-Verluste wieder zurück, lagen jedoch 2011 immer noch um rund 121 Millionen Euro oder rund zehn Prozent höher als 2006. Eine interaktive Europakarte von Fico weist hier allerdings deutliche länderspezifische Unterschiede aus.

Rückgänge gab es in Portugal - und vor allem in Großbritannien, wo die Betrugsverluste um 35 Prozent sanken, auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren. Entfielen 2006 noch 45 Prozent aller Verluste in Europa auf Großbritannien, sank diese Quote auf 20 Prozent im vergangenen Jahr. Damit rangiert das Vereinigte Königreich in der Liste der Länder mit dem höchsten Betrugsrisiko "nur" noch an sechster Stelle - hinter Spanien, der Schweiz, Griechenland, Norwegen und Frankreich. Deutschland kommt in der von Fico erstellten Rangliste auf den neunten Platz von insgesamt 21 untersuchten Ländern und gehört zu denjenigen Ländern mit einem relativ niedrigen Betrugsniveau.

Dennoch ist der Blick auf die Entwicklung von 2006 bis 2011 für Deutschland er nüchternd: Hierzulande stiegen die Verluste von 2006 bis 2011 um 125,6 Prozent auf 142,01 Millionen Euro an. Damit gehört Deutschland zu denjenigen Ländern, in die sich der Fraud von Großbritannien her verlagert hat. In den Niederlanden erhöhten sich die Verluste im gleichen Zeitraum um 73,5 Prozent, und in Russland und Polen haben sie sich sogar mehr als verdreifacht.

Als Hauptgrund für die rückläufige Entwicklung in Großbritannien und den Anstieg in anderen Ländern macht Fico den Umstieg vom unterschriftsbasierten auf das PIN-gestützte Verfahren aus, der in Großbritannien im Jahr 2006 vollzogen wurde. Dass die Engländer den vollen Umstieg auf EMV frühzeitig vollzogen haben, ist naheliegend, spielt doch die Kreditkartenzahlung dort eine weitaus größere Rolle als etwa in Deutschland. Doch die Entwicklung zeigt, dass auch hierzulande der bereits absehbare Umstieg auf Chip & PIN nicht nur bei der Girocard, sondern auch bei Kreditkarten letztlich geboten sein wird - aus Sicherheitsgründen, aber auch im Hinblick auf eine verbesserte Akzeptanz. Schließlich gehen die Acquirer davon aus, dass die Discounter sich erst dann für die Kreditkartenakzeptanz öffnen wer den, wenn dies ohne Unterschriftsbelege möglich sein wird.

Die starke Zunahme der Betrugsverluste in Deutschland ist aber vermutlich nicht allein auf die Verwendung des unterschriftsbasierten Verfahrens bei Kreditkartenzahlungen zurückzuführen. Denn 60 Prozent der Verluste entfallen auf den Card-not-present-Bereich in den weder PIN noch Unterschrift zum Einsatz kommen. Dieses Betrugsmuster hat seit 2006 um 300 Prozent zugenommen. Wenn also Teile der Kreditwirtschaft darauf dringen, dass die Kartengesellschaften die Verwendung von 3-D-Secure oder wenigstens die Abfrage der Prüfnummer im E-Commerce zur Pflicht machen sollen, hat dies sicher nicht nur damit zu tun, dass durch diese Sicherheitslücke das kontaktlose Zahlen in Misskredit gebracht werden könnte.

In Italien hat sich der in Deutschland so blühende Card-not-present-Betrug in den letzten Jahren halbiert. Dort hat allerdings der Betrug mit gefälschten Karten seit 2006 um 44 Prozent zugenommen und macht mittlerweile über die Hälfte der Verluste aus. Red.

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