Kartenstrategie

V-Pay: mehr Wettbewerb im Debitgeschäft

Vor allem die Europäische Zentralbank und die EU-Kommission haben den einheitlichen Zahlungsmarkt vorangetrieben. Aus Sicht der EZB liegen die Vorteile eines harmonisierten und integrierten Kartenmarktes in der Standardisierung und Integration statt einer Fragmentierung.

Ein weiteres Plus der Single European Payment Area ist die Förderung des Wettbewerbs. Dieser soll zu mehr Auswahlmöglichkeiten für alle am Kartenmarkt beteiligten Parteien führen: Konsumenten, Banken und Händler, aber auch Infrastrukturanbieter, denen sich mehr Wahlmöglichkeiten eröffnen. So soll die Kartenzahlung in Europa gefördert werden, was sich positiv auf die Europäische Union auswirkt.

Sechs Prinzipien Mit Blick auf Deutschland sind aus Sicht der hiesigen Banken die folgenden sechs Prinzipien für ein Kartenzahlungssystem relevant:

1. Europäische Governance, Rules & Regulations, Datenschutz,

2 Innovative Prozesse (harmonisierte Standards - Sepa/PSD),

3. offene Partizipation, Unbundling, 4-Parteien-Systeme,

4. Sicherheit (paneuropäisches Fraud Management),

5. Servicephilosophie (Einbindung der Nutzer, Angebot von Value Added Ser vices) und

6. adäquate Kompensation für Issuer und Acquirer.

Visa Europe, eine Mitgliederorganisation, die sich im Eigentum und unter Kontrolle ihrer über 4 000 europäischen Mitgliedsbanken befindet, ist die einzige europäische Kartenorganisation, die all dies konsequent umgesetzt und ihren Mitgliedern zur Verfügung gestellt hat.

Rückblick: Im Jahr 2000 hat das Visa Board Prinzipien für eine europäische Organisation beschlossen. 2002 folgte der Übergang der Eigentümerschaft an europäischen Rechenzentren und Infrastruktur auf die europäischen Mitglieder. Im Oktober 2004 wurde Visa Europe als eine Organisation im Eigentum und unter Kontrolle der europäischen Banken ausgegründet. Der nächste Schritt wurde im Jahr 2006 mit der Liveschaltung des neuen europäischen Autorisierungssystems getan.

Deutschland noch immer Schlusslicht

Anfang 2007, und damit bereits ein Jahr vor dem eigentlichen "Starttermin" von Sepa, hatte Visa Europe bereits alle Sepa-Anforderungen implementiert. Durch seinen Verbleib außerhalb von Visa Inc. hat Visa Europe 2008 seine Position als unabhängiges europäisches Zahlungssystem gestärkt. Seit 2009 verfügt Visa Europe über ein europäisches Clearing and Settlement System. Damit verbleiben alle Transaktionen europäischer Karten an europäischen Terminals in Europa.

Laut EZB Statistical Data Warehouse (Juni 2009) war Deutschland mit Blick auf das Kartengeschäft im Jahr 2000 Schlusslicht im Vergleich zu den anderen großen EU-Mitgliedsländern. Schaut man sich die gleichen Zahlen nun aus dem Jahr 2007 an, dann ist Deutschland in Referenz zu Frankreich und Großbritannien noch weiter zurückgefallen. Diese Märkte haben die Nutzung unbarer Zahlungsmittel insbesondere durch das Kartengeschäft deutlich ausgebaut und liegen vor Deutschland, nicht nur in Relation zur Einwohnerzahl, sondern auch absolut.

Um die Vision, ineffizientes Bargeld durch effiziente Kartenzahlung zu ersetzen, zu verwirklichen, muss der Konsument in den Mittelpunkt der Anstrengungen rücken. Er stellt die Anforderung, dass Kartenzahlungen überall dort funktionieren, wo Euro-Bargeld akzeptiert wird, bequem einzusetzen sind und kein Gefühl der Unsicherheit erzeugen. Nur, wenn diese Faktoren erfüllt sind, werden Karteninhaber ihre Debitkarten häufiger einsetzen. Visa Europe hat diese Anforderungen umgesetzt und bieten, mit V-Pay eine sichere, flexible und kosteneffiziente Debitkarte, die speziell für den europäischen Zahlungsraum entwickelt wurde.

Sicherheit das entscheidende Argument

Sicherheit ist insbesondere für Deutschland das entscheidende Argument für den stärkeren Karteneinsatz im Handel. Mit V-Pay bietet Visa eine Debitkarte, die über den höchsten derzeitigen Sicherheitsstandard im Markt verfügt.

Betrug am Geldautomaten wird praktisch ausgeschlossen, denn V-Pay basiert auf der sicheren Chip-und-PIN-Technologie. Das Ausspähen von Kartendaten samt PIN wird dadurch sinnlos. Als EMV-basierte und rein europäische Karte wird somit das Betrugsrisiko nachhaltig gesenkt, was das Verbrauchervertrauen in Kartenzahlungen sehr fördert.

Ein weiteres Plus: V-Pay funktioniert über all in Europa gleich und führt so zu einer einheitlichen Nutzererfahrung. Die Karte wird einfach in das Terminal gesteckt, die Zahlung per PIN-Eingabe autorisiert und fertig.

Banken setzen auf V-Pay

In ganz Europa leisten Kreditinstitute durch die Ausgabe von V-Pay-Karten, teilweise in Ergänzung zu ihren nationalen Debitanwendungen, einen wesentlichen Beitrag zu einem wettbewerbsorientierten und einheitlicheren europäischen Kartenmarkt.

Nachdem die nationale Zahlungsverkehrsinfrastruktur ausgiebig getestet und aktualisiert wurde, hat in Deutschland die breite Ausgabe von V-Pay-Karten im Herbst 2009 begonnen. Zu den kartenausgebenden

Instituten gehören die DZ Bank, WGZ Bank, BW-Bank, Deutsche Postbank und die Landesbank Berlin. Damit kommen im ersten Schritt zehn Millionen Karten auf den deutschen Debitmarkt. Auf europäischer Ebene werden derzeit in vier Ländern V-Pay-Karten ausgegeben.

Das System kann problemlos mit nationalen Debitsystemen kooperieren - wie beispielsweise Girocard in Deutschland - und verfügt europaweit bereits über ein Akzeptanzstellennetz mit mehr als sieben Millionen Akzeptanzstellen und über 350 000 Geldausgabeautomaten. Dieses Akzeptanznetz in Europa wird kontinuier lich ausgebaut. Die Tatsache, dass V-Pay mit der aktuellsten Software Seccos 6 funktioniert, zeigt, wie fortschrittlich Visa Europe gemeinsam mit seinen Mitgliedern neue Produkte entwickelt, denn die Karten sind von dem jüngsten Chipproblem nicht betroffen.

Händler erweitern ihren Kundenkreis

Für Händler, die ihre Terminals bereits auf die EMV-Technologie umgerüstet haben, ist die Akzeptanz denkbar einfach: Sie können V-Pay-Karten sofort akzeptieren, da keine technischen Modifikationen notwendig sind. Händler, die noch kein EMVfähiges Terminal nutzen, werden von ihrer Hausbank oder ihrem Acquirer und Netzbetreiber über die unterschiedlichen Möglichkeiten informiert, die Terminals EMV- und somit V-Pay-fähig zu machen.

Mit der Akzeptanz haben sich bereits viele heimische Händler auf das große Sicher heitsbedürfnis ihrer Kunden eingestellt. Da die Karten zudem in den europäischen Nachbarländern ausgegeben werden, erweitern Händler mit der Akzeptanz von V-Pay ihren Kundenkreis um die ausländischen Kartenbesitzer.

Debitkartenmarkt gemeinsam weiterentwickeln

Die Kartenindustrie muss weiter an der Akzeptanz und dem Einsatz von Debitkarten arbeiten - durch Innovationen, die sowohl dem Handel als auch den Endkonsumenten nutzen. Anforderungen sind eine effiziente Low-Cost-Infrastruktur, nachgewiesene operative Leistungsfähigkeit, Innovation und natürlich Sicherheit. V-Pay ist dabei aus Sicht von Visa Europe die spannendste Lösung.

Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag des Autors beim Bankkarten-Forum 2009.

Ottmar Bloching , Geschäftsführer , PAYONE GmbH, Frankfurt am Main
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