Mobile Payment

Deutsche Bank wagt den Alleingang

Quelle: Deutsche Bank

Nicht zum ersten Mal gibt es seit einigen Wochen wieder Mutmaßungen über einen bevorstehenden Start von Apple Pay in Deutschland. Auch diesmal gründen sie in erster Linie auf einer Support-Seite des Technologiekonzerns. Offizielle Verlautbarungen über einen bevorstehenden Start in Deutschland gibt es nicht. Das mag an dem vergleichsweise geringen Marktanteil von Apple in Deutschland liegen. Schließlich lag der Marktanteil der Apple-Betriebssystems iOS laut Kantar World Panel im Februar 2017 nur bei 20,2 Prozent weit abgeschlagen hinter Android mit 76,3 Prozent.

Diese Dominanz von Android macht es Kartenemittenten vergleichsweise leicht, sich in Sachen Apple Pay zurückzuhalten, statt dem Technologiegiganten euphorisch Interesse zu signalisieren. Denn in einer Zeit, in der immer mehr Kreditinstitute an der Gebührenschraube drehen, um die Profitabilität des Kartengeschäfts zu erhalten, sind sie nicht allzu begierig darauf, die regulierungsbedingt gesunkenen Interchange-Erträge auch noch mit Apple zu teilen.

Das Betriebssystem Android hingegen hat neben der starken Marktposition aus Mobile-Payment-Perspektive noch einen anderen Vorteil: Die NFC-Schnittstelle ist zugänglich, hier können entsprechende Payment-Konzepte ansetzen. Das macht die Deutsche Bank seit dem 5. April vor. Mit der neuen App Deutsche-Bank-Mobile wird das mobile Bezahlen per Mastercard (Debit oder Kredit) möglich, ohne dafür eine neue Karte beantragen oder eine spezielle SIM-Karte nutzen zu müssen. Voraussetzung sind allerdings ein NFC-fähiges Mobiltelefon und die Android-Version 4.4. Das engt den Kreis der potenziellen Nutzer unter den Kunden der Deutschen Bank auf rund 300 000 ein - auch deshalb, weil unter den Kunden des Instituts überdurchschnittlich viele i-Phone-Nutzer sind. Die müssen auch weiterhin auf Apple Pay warten.

Die Entscheidung der Bank, auf Android Pay zu setzen, ist gleichwohl nachvollziehbar. Schließlich bietet sich hier einstweilen die beste Möglichkeit, das mobile Bezahlen einzuführen.

Ob es der beste Weg ist, wenn jede Bank oder Bankengruppe ihr eigenes Konzept an den Markt bringt, darüber lässt sich gleichwohl streiten. Commerzbank-Vorstand Michael Mandel etwa stellt dies infrage. Er findet es "viel spannender", Paydirekt in Sachen Mobile Payment weiterzuentwickeln. Damit mag er durchaus Recht haben. Das Beispiel Schweiz zeigt schließlich anschaulich, dass ein Kooperationsmodell mit einer Vielzahl von Beteiligten den Markt sehr erfolgreich aufrollen kann. Aber so weit ist Deutschland vermutlich noch gar nicht. Wenn einzelne Alternativen das Bewusstsein für das Bezahlen mit dem Handy voranbringen, kann das sicher nicht schaden. Red.

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