MOBILE PAYMENT

Zalando ohne Apple Pay

"Hi, die Testphase von Apple Pay ist bei uns beendet. Aktuell bieten wir Apple Pay nicht mehr an. Wie das künftig aussieht, können wir leider noch nicht sagen. So twitterte der Online-Händler Ende März. Drei Monate nach dem Start von Apple Pay ist bei Zalando also schon wieder Schluss - ohne Angabe von Gründen.

Der Schlussstrich nach gerade einmal 100 Tagen ist vor allem deshalb überraschend, weil der Modehändler in Großbritannien zu den ersten Online-Shops zählte, die das Apple-eigene Bezahlverfahren unterstützte. Zeit zum Testen hatte man somit genug.

Nun ist Deutschland nicht Großbritannien - gerade, wenn es um das Bezahlverhalten geht. Kontaktloses Bezahlen etwa war im Vereinigten Königreich bereits gut etabliert, ehe hierzulande in nennenswertem Umfang Karten am Markt waren. Nicht anders sieht es beim Mobile Payment aus. Bei Apple-Kunden mag das ein wenig anders aussehen - sie gelten als stärker technikaffin und für Innovationen aufgeschlossener als die Bevölkerung insgesamt. Es mag auch durchaus sein, dass viele i-Phone-Nutzer in Deutschland wirklich sehnsüchtig darauf gewartet haben, Apple Pay nutzen zu können - die Zahlen der Kunden, die ihre Kreditkarten bei Apple Pay hinterlegen scheinen das zu bestätigen, soweit Banken darüber berichten.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass mobile Endgeräte mit Betriebssystem iOS in Deutschland nur einen unverändert geringen Marktanteil haben. Wenn aber nur wenig mehr als jeder zehnte Kunde potenziell für die Bezahlart Apple Pay infrage kommt und davon wiederum auch nicht jeder sie nutzt - aus mangelndem Interesse oder weil seine Bank Apple Pay (noch) nicht unterstützt - dann mag es durchaus sein, dass das für Händler nicht gar so attraktiv ist - dies umso mehr, als Händler auch davon sprechen, dass Apple Pay es dem Handel nicht gerade einfach macht, diese Bezahlart anzubieten.

Möglicherweise hat es aber auch technische Probleme gegeben - auch davon war in den sozialen Medien häufiger die Rede. Technische Probleme im Bezahlprozess wiederum sind ebenfalls etwas, das Händlern nicht eben Freude macht - lassen sie doch regelmäßig die Konversionsraten sinken.

Zalando selbst beruft sich darauf, den Kunden stets "die bestmögliche Einkaufserfahrung" bieten zu wollen - einschließlich der Wahl unterschiedlicher Versandarten, der Lieferung an Packstationen oder Paketshops sowie des Einlösens von Gutscheinen und Geschenkkarten. Diese Optionen seien bei Apple Pay aus technischen Gründen jedoch nicht verfügbar gewesen. Diese Formulierung deutet darauf hin, dass das Beharren von Apple auf der Hoheit über das Bezahlverfahren auch für Händler nicht unproblematisch ist. Der Handel könnte sich somit der Forderung anschließen, mehr Offenheit beim Zugang zur NFC-Schnittstelle zu fordern.

Ob und wie lange Kreditinstitute und Händler sich der Zusammenarbeit mit Apple verweigern können, sei einmal dahingestellt. Dass massenweise Händler dem Beispiel von Zalando folgen werden, scheint eher fraglich Ohnehin ist vermutlich eher von einem vorübergehenden Aus auszugehen. Dass auch die Sparkassen und Volksbanken Apple Pay anbieten wollen, spricht für den Wettbewerbsdruck, dem sich alle Beteiligten immer schwerer entziehen können. Je weniger sie das allerdings können umso mehr dürfte der Druck auf die Wettbewerbsbehörden steigen, sich der Schnittstellenthematik anzunehmen. Red.

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