An den Marktchancen des Bezahlens mit dem Smartphone scheiden sich nach wie vor die Geister. Die Euphorie über einen bevorstehenden Durchbruch hat jedoch wieder zugenommen, wie die Beiträge in diesem Heft zeigen. Das liegt nicht zuletzt am Start von Apple Pay in den USA. Denn obwohl das Verfahren in Europa noch gar nicht verfügbar ist, hat es doch die Aufmerksamkeit einmal mehr auf die Möglichkeit gelenkt, das Smartphone auch als Geldbörse nutzen zu können. Und das Bewusstsein der Konsumenten für solche Optionen ist nun einmal eine ganz wesentliche Voraussetzung für ein entsprechendes Nutzungsverhalten.
Die Begeisterung könnte freilich ebenso schnell wieder verfliegen, wie sie aufgeflammt ist. Denn mit der Interchange-Deckelung wird der Start von Apple Pay in Europa sicher nicht leichter. In den USA zahlen Emittenten dem Technologieunternehmen dem Vernehmen nach 0,15 Prozent des Zahlbetrags als Gegenleistung dafür, dass ihre Karte in die Wallet aufgenommen wird. Bei einer Interchange von künftig nur noch 0,3 Prozent wäre das die Hälfte des ohnehin schon stark eingedampften Ertragspotenzials.
Dass Apple diesen Rahmenbedingungen Rechnung tragen wird, indem es europäischen Kartenemittenten mit den eigenen Erwartungen entgegenkommt, darf zu mindest nicht als gewiss angesehen werden. Andererseits macht es die Interchange-Deckelung Banken und Sparkassen schwer, unter den US-Bedingungen mit dem Technologiegiganten ins Geschäft zu kommen. Und der europäische Regulierer wird an dieser Stelle gewiss kein Einsehen zeigen. Der Start von Apple Pay in Europa könnte somit weit zäher verlaufen als in den USA. Das wiederum würde den Wahrnehmungsschub, den sich die Branche davon für das mobile Zahlen allgemein erhofft, wieder relativieren. Wenn Banken und Sparkassen jetzt zügig mit kontaktlosen oder Wallet-Lösungen wie Masterpass oder V.me an den Markt kommen, können sie von dem Schwung aus dem Herbst letzten Jahres jedoch noch profitieren und sich entsprechend positionieren. Das gilt für den Wettbewerb mit US-Giganten ebenso wie für den mit anderen neuen Marktteilnehmern. Es muss schließlich nicht gleich von Anfang an der große Wurf sein. Um sich erst einmal in Stellung zu bringen, tut es der NFC-Sticker fürs Handy für interessierte Karteninhaber zunächst auch. Red.