Aus für Just Pay: Chance für Girocard kontaktlos

Swantje Benkelberg

sb - Bei vielen Fußballfans waren Stadionkarten noch nie übermäßig beliebt. Das gilt und galt vor allem für die "geschlossenen" Systeme, die nur in einer oder mehreren Veranstaltungsstätten einsetzbar sind. Denn sie zwingen Fans, die auch zu Auswärtsspielen reisen, sich mit unterschiedlichen Karten auszurüsten. Weil für die Rückgabe nach dem Spiel nicht immer genug Zeit ist oder man die Karte für eine kommende Gelegenheit aufhebt, kann da schon eine Anzahl Karten zusammenkommen - in aller Regel mit Restguthaben, vom Pfand für die Karte selbst einmal abgesehen.

Aufgrund der anhaltenden Kritik an solchen Systemen - und auch dank der immer größeren Auswahl an Alternativmöglichkeiten für die schnelle Abwicklung bargeldloser Zahlungen - sind solche geschlossenen Systeme auf dem Rückzug, zugunsten offener Systeme auf Basis der Bezahlverfahren der Kreditwirtschaft und ihrer Dienstleister.

Rückkehr zum Bargeld im Stadion

Der Fall der Payment Solution GmbH, Hamburg, zeigt nun eine weitere Schwachstelle der geschlossenen Systeme in aller Deutlichkeit: Aufgrund der Insolvenz der Betreiberin des Prepaid-Systems "Just Pay" bleiben Karteninhaber bis auf Weiteres auf ihren nutzlos gewordenen Karten sitzen. Wann und ob sie die Karten überhaupt werden zurückgeben können, um sich Restguthaben und Kartenpfand erstatten zu lassen ist unklar.

Für die fünf Veranstaltungsstätten, in denen Just Pay zuletzt eingesetzt worden war (Olympiastadion Berlin, Fritz-Walter- Stadion in Kaiserlautern, Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main, Arena Trier und Flens Arena in Flensburg) heißt das, dass sie erst einmal ohne bargeld loses Bezahlverfahren dastehen.

Die Betreibergesellschaft der Commerzbank Arena sowie des 1. FC Kaiserslautern haben bereits mitgeteilt, dass in den jeweils letzten Heimspielen der Saison und bei weiteren Veranstaltungen "wie in der Vergangenheit" nur noch in bar gezahlt werden kann.

Daneben haben die Fußballvereine noch ein ganz anderes Problem: Sie sehen sich mit dem Ärger der Fans konfrontiert. Sowohl der 1. FC Kaiserlautern als auch die Frankfurter Eintracht weisen zwar darauf hin, dass die Vereine rechtlich nicht dazu verpflichtet sind, Karteninhaber zu entschädigen, wenn sie ihre Guthaben nicht erstattet bekommen. Beide haben aber auch angekündigt, die Fans nicht im Regen stehen lassen und notfalls in irgendeiner Form in die Bresche springen zu wollen, ohne dies genau zu konkretisieren.

Sinkende Akzeptanz für geschlossene Systeme

Auf jeden Fall wird sich die Frage nach dem richtigen Bezahlsystem fürs Stadion neu stellen. Das gilt vor allem für den 1. FC Kaiserslautern, dessen Vertrag mit der Payment Solutions GmbH ohnehin zum 30. Juni dieses Jahres ausgelaufen wäre und unter den gegebenen Umständen natürlich nicht verlängert wurde. Schon für die Saison 2017/2018 will der Verein eine neue Bezahllösung präsentieren.

Dass die Wahl erneut auf ein geschlossenes System fallen wird, ist dabei eher unwahrscheinlich. Dies dürfte auf starken Widerstand seitens der Fans stoßen. Eine gute Gelegenheit also für die Kreditwirtschaft, sich in Stellung zu bringen. Mancher im Kreditgewerbe dürfte die Pleite der Payment Solutions somit mit einer heimlichen Häme betrachten.

Ein günstiger Zeitpunkt

Aus Sicht der Kreditwirtschaft könnte der Zeitpunkt des Debakels kaum günstiger sein, hat doch der bundesweite Rollout des kontaktlosen Bezahlens mit der Girocard mittlerweile begonnen. Stadionbetreiber haben somit die Wahl zwischen Geldkarte- oder Girogo-basierten Konzepten - oder eben auch dem kontaktlosen Bezahlen mit der Girocard.

Fans bräuchten dann nicht nur keine spezielle Karte fürs Stadion und könnten Guthaben auch andernorts ausgeben oder von der Karte entladen. Sondern beim kontaktlosen Bezahlen mit der Girocard würde sich zudem die als lästig empfundene Hürde des Aufladens erübrigen und mit ihr auch die erforderliche Infrastruktur im Stadion. Das Bezahlen am Wurststand in der Fußball-Arena würde genauso laufen, wie es auch an immer mehr Ladenkassen des Einzelhandels möglich ist.

Den Fans wäre eine solche Lösung vermutlich leicht zu vermitteln. Und das kontaktlose Bezahlen mit der Girocard könnte einen neuen Schub erfahren. Denn wer dies im Stadion einmal ausprobiert hat, der wird es vermutlich über kurz oder lang auch an der Supermarktkasse tun.

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