Was Autokäufer wollen - Ergebnisse einer bundesweiten Studie

Sicherheit und Komfort versus Datenschutz

Abbildung 1: Höhe der erwarteten Subventionen beim Kauf eines E-Mobils Quelle: Leasetrend AG

Gerhard Fischer - Jeder vierte Autofahrer in Deutschland kann sich grundsätzlich vorstellen, ein selbstfahrendes Fahrzeug zu kaufen. Vor allem junge Männer mit höherem Einkommen zeigen sich gegenüber dem autonomen Fahren besonders aufgeschlossen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Trendstudie der Marktforschung Puls, die im Auftrag der Leasetrend AG das Konsumverhalten deutscher Autokäufer durchleuchtet hat.

Am deutschen Automarkt zeichnet sich eine Trendwende ab - immerhin wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) im ersten Quartal dieses Jahres sechs Prozent mehr Neuwagen zugelassen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Doch während einige Experten bereits in Jubelstimmung verfallen, hält sich der Optimismus der Autohändler in Grenzen. Denn während das Gewerbekundengeschäft boomt, gehen die Privatzulassungen weiter zurück. Lagen sie um die Jahrtausendwende noch bei rund 50 Prozent, beliefen sie sich im Jahr 2014 nur noch auf 36 Prozent. Und der Sinkflug setzte sich im ersten Quartal 2015 weiter fort - so bezifferte sich der Anteil des Privatmarkts lediglich auf knappe 34 Prozent, während rund zwei Drittel auf gewerbliche Zulassungen entfielen.

Dabei hängt es vor allem an den Privatkunden, den deutschen Pkw-Markt mittelfristig zu stabilisieren. Auch wenn die meisten Verbraucher dank niedriger Zinsen und geringer Inflationsrate Investitionen zurzeit sehr aufgeschlossen gegenüber stehen, stellt sich die Frage, wie man sie zum Kauf eines Neuwagens animieren kann. Eignen sich staatliche Subventionen, um den gealterten Fahrzeugbestand von deutschen Straßen zu drängen? Haben neue Entwicklungen wie das Google-Auto oder Connected Services das Potenzial, die Kaufentscheidung zu beeinflussen? Oder dämpfen wirtschaftliche Krisen wie derzeit in Griechenland die Kauflaune?

Wie es um das Konsumentenklima bestellt ist und wie aktuelle Entwicklungen die Investitionsentscheidungen beeinflussen, dieser Frage ging die Leasetrend AG in ihrer ersten Trendstudie 2015 nach. Im März dieses Jahres ließ sie bundesweit über 1 000 Leute befragen, die den Kauf eines Autos planen oder kürzlich bereits eines gekauft haben. Dabei stellte sich heraus, dass die andauernde Kaufzurückhaltung der Verbraucher entgegen häufiger Annahmen nicht im Zusammenhang mit dem Tauziehen um Griechenlands Zukunft steht - 97 Prozent der Befragten ließen sich davon beim Autokauf nicht beeinflussen. Nur für lediglich drei Prozent spielte der Krisenherd eine Rolle: Drei Viertel von ihnen haben den Fahrzeugkauf vorgezogen, 60 Prozent haben sich für ein günstigeres Modell entschieden und 57 Prozent bar bezahlt, anstatt das Auto zu finanzieren oder zu leasen.

Kosten bremsen Elektrifizierung

Neben der Griechenland-Krise thematisierte die Befragung Elektrofahrzeuge, deren Absatz sich trotz der Modelloffensive der Hersteller nur sehr schleppend entwickelt. Obwohl allein im vergangenen Jahr 17 neue Serienmodelle auf den Markt kamen und die Bundesregierung bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen bringen will, liegt dieses Ziel noch in weiter Ferne. Dies lässt sich in erster Linie auf Probleme wie die geringe Reichweite, fehlende Ladestationen und die hohen Anschaffungskosten zurückführen.

Dabei könnten die Nachteile wie in den USA, den Niederlanden oder Frankreich auch hierzulande durch staatliche Subventionen ausgeglichen und die Autokäufer dazu motiviert werden, auf ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb umzusteigen (siehe Abbildung 1, Seite 161). Immerhin zieht rund die Hälfte der Befragten den Kauf eines E-Mobils bei einem durchschnittlichen Zuschuss von 5 350 Euro in Betracht. Während Frauen eine durchschnittliche Kaufprämie in Höhe von 4 360 Euro erwarten, fangen Männer erst bei 5 630 Euro an, über die Anschaffung eines "Stromers" nachzudenken. Gleichzeitig steigt der Preis mit zunehmendem Alter. Während sich die Befragten bis 30 Jahre im Durchschnitt noch mit 4 750 Euro zufrieden geben, setzt die Altersklasse 31 bis 50 Jahre 5 360 Euro und die Gruppe 50+ sogar 6 060 Euro voraus. Bei 46 Prozent der Befragten können allerdings weder finanzielle Anreize noch andere Privilegien etwas bewirken - für sie kommt ein E-Mobil grundsätzlich nicht in Frage.

Derzeit sind die USA Leitanbieter in der Elektromobilität. Zum einen konnten die amerikanischen Hersteller dank einer staatlichen Förderung der Forschung und Entwicklung sehr früh in den Markt eintreten, zum anderen führten entsprechende Marktanreizprogramme zur erfolgreichen Entwicklung der Elektromobilität. Aktuell liegt der Bestand an Elektrofahrzeugen in den Vereinigten Staaten bei rund 220 000, während hierzulande gerade mal 24 000 zugelassen wurden. Allerdings ist auch dort der Absatz von Elektroautos ins Stottern gekommen und im ersten Quartal 2015 auf den tiefsten Stand seit 2011 gefallen. Aufgrund des hohen Aufpreises haben niedrige Benzinpreise und effiziente Benzinmotoren die "Stromer" ausgebremst und dafür Sorge getragen, dass zahlreiche Automobilhersteller ihre Preise gesenkt haben.

Denn letztendlich geht es beim Kauf eines Autos nicht um die Ziele der Bundesregierung, sondern vor allem um die eigenen Finanzen. Auch hierzulande finden die meisten Verbraucher alternativ angetriebene Fahrzeuge einfach zu teuer - immerhin gehen die befragten Autofahrer davon aus, dass sie für ein reines Elektrofahrzeug im Durchschnitt 5 500 Euro mehr als für die herkömmlich angetriebene Variante berappen müssen. Während Frauen die zusätzlichen Aufwendungen auf durchschnittlich 4 300 Euro beziffern, rechnen Männer mit 5 900 Euro höheren Anschaffungskosten. Dabei variieren die erwarteten Mehrkosten in den Altersgruppen: Während Autokäufer bis 30 Jahre im Schnitt mit einem 5 200 Euro höheren Kaufpreis rechnen, geht die Altersgruppe 31 bis 50 Jahre nur von 4 920 Euro aus. Hier setzt die Gruppe 50+ deutlich höher an - sie rechnet damit, dass ein E-Mobil durchschnittlich 6 790 Euro mehr kostet als das herkömmlich betriebene Pendant.

Trend zu autonomen Fahrzeugen

Über E-Mobile hinaus geht es derzeit um einen weiteren Technologiesprung. Was gestern noch nach Science Fiction klang, entwickelt sich in absehbarer Zeit zur Realität: Autonome Fahrzeuge gehören zu den größten Entwicklungstrends, die den Automobilmarkt in den kommenden Jahren stark beeinflussen dürften. Die mit umfangreichen Sensoren, Kameras, Assistenzsystemen und Elektronik ausgestatteten Fahrzeuge sollen den Fahrer entlasten, die Sicherheit erhöhen und den Spritverbrauch senken. Nicht nur, dass das eigene Auto dadurch zur rollenden Reise-Lounge oder zum mobilen Büro wird - voll automatisierte Fahrzeuge könnten beispielsweise das Taxi- oder Mietwagengeschäft radikal verändern, indem sie den Taxifahrer überflüssig machen und der Leihwagen direkt beim Kunden vorfährt.

Schon heute entlasten technische Innovationen wie Abstandsregler, Einparkhilfen oder Tempomaten den Autofahrer und werden immer öfter in Serie verbaut. Daraus ergibt sich nicht nur ein großes Marktpotenzial für die Automobilhersteller, sondern ebenso für ganz neue Anbieter, die beispielsweise aus der IT- oder High-Tech-Branche in den Markt drängen. Allen voran der amerikanische Konzern Google, der den ersten Prototyp seines sogenannten Google-Autos im Mai 2014 der Öffentlichkeit präsentierte. Mittlerweile ist die Flotte mit mehr als 20 Roboterwagen über 2,7 Millionen Kilometer gefahren - davon 1,6 Millionen im autonomen Betrieb. Und mit Apple liebäugelt mittlerweile schon das zweite branchenfremde Unternehmen mit der Entwicklung eines eigenen Gefährts.

Da neben dem Preis vor allem die Akzeptanz über den künftigen Erfolg der autonomen Fahrzeuge entscheidet, stellt sich allerdings die Frage, wer ein computergesteuertes Auto ohne Lenkrad und Pedale tatsächlich kaufen würde. Dabei stellte sich heraus: Etwa die Hälfte der Befragten kann sich derzeit nicht vorstellen, das Lenken vollständig dem Computer zu überlassen. Allerdings wäre jeder vierte Autokäufer grundsätzlich dazu bereit (Abbildung 2). Dabei signalisiert vor allem die "neue" Generation von Autokäufern Interesse, deren Mobilitätsverhalten parallel mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien einhergeht. So ziehen insbesondere junge Männer mit höherem Einkommen den Kauf eines Google-Autos oder "iCars" von Apple in Betracht. Ein Großteil der potenziellen Kunden ist männlich (26 Prozent), zwischen 31 und 50 Jahren alt (29 Prozent) und verdient im Monat zwischen 3 000 und 4 000 Euro (34 Prozent). Dagegen können sich nur 16 Prozent der über 50-Jährigen und 17 Prozent der Frauen vorstellen, sich in Zukunft vom Google-Chauffeur um den Block kutschieren zu lassen.

Trotz der Vorteile von führerlosen Autos sehen viele Autofahrer die Technologie derzeit noch kritisch. Immerhin zweifelt mehr als die Hälfte der Autokäufer (59 Prozent) daran, ob die Freude am Fahren dabei erhalten bleibt. 42 Prozent der Befragten befürchten, in ihrer persönlichen Freiheit beschnitten zu werden. Sicherheitsbedenken gibt es dagegen weniger: Lediglich ein knappes Drittel sieht in Roboterautos eine Gefährdung für Fahrer, Passagiere oder den Straßenverkehr.

Datensammlung wird kritisch gesehen

Um in Zukunft eigenständig und sicher durch den Straßenverkehr zu manövrieren, benötigen automatisierte Autos unzählige Echtzeitdaten, zu denen auch die Daten anderer Fahrzeuge gehören können. Allerdings mutieren sie schon heute dank der neuen Connectivity-Angebote der Hersteller zu rollenden Computern, die direkt mit dem Social Web und dem Rest der Welt in Verbindung stehen. Dabei spielen neben dynamischen Stauprognosen, individuellem Entertainment oder ortsbasierten Empfehlungen vor allem Echtzeit-Wartungsinformationen eine bedeutende Rolle. Schließlich können Hersteller und Werkstätten damit ihren Marktanteil am Wartungs- und Reparaturgeschäft ausbauen, da sie die Kundenbindung erhöhen. Darüber hinaus bieten die Versicherer bereits intelligente Geschäftsmodelle an, bei denen sich der Tarif an der Auswertung des Fahrverhaltens orientiert. Immerhin sollen dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge bis zum Jahr 2016 weltweit rund 210 Millionen dieser Connected Cars auf den Straßen unterwegs sein.

Was auf der einen Seite mehr Sicherheit und Komfort verspricht, birgt auf der anderen Seite die Gefahr, dass der Autofahrer durch die Erhebung unzähliger Echtzeitdaten zum "gläsernen Bürger" wird. Entsprechend trifft die Vernetzung nicht bei allen Autokäufern auf vorbehaltlose Zustimmung (Abbildung 3). Über die Hälfte der Befragten sagte, sie möchte den Automobilherstellern ihre persönlichen Daten nicht preisgeben. Nur ein Viertel der Befragten (26 Prozent) hat keine Probleme mit der rollenden Datensammlung. Unbesorgt zeigen sich vor allem diejenigen Autofahrer, die sich den Kauf eines Google-Autos oder "iCars" vorstellen können: 57 Prozent von ihnen würden auch den Zugang zu persönlichen Daten erlauben. Mit der Konnektivität öffnen sich aber auch die Einfallstore für Hacker, weshalb dem Datenschutz eine besondere Rolle zukommt, und das sollte man nicht außer Acht lassen.

Die kompletten Studienergebnisse 2015 der Puls-Marktforschung stehen zum Download bereit unter: www.autoleasing.de (Rubrik News). Neben der aktuellen Trendstudie lassen sich dort auch Umfragen aus den Vorjahren abrufen.

DER AUTOR:

Gerhard Fischer, Oberhaching, ist Geschäftsführer der 1998 gegründeten Leasetrend AG und ist seitdem für den Ausbau des Leasing-Geschäftes und die damit verbundenen Vertriebsaktivitäten verantwortlich. Darüber hinaus ist er Mitglied des Aufsichtsrats der Wiener Autobank AG.E-Mail: info[at]leasetrend[dot]de

Weitere Artikelbilder

Noch keine Bewertungen vorhanden


X