Im Blickfeld

Ende eines Bank- und Fondshauses

Die Wölbern-Gruppe löst sich weiter auf. Jetzt hat Paribus die Anlegerverwaltung für alle Fonds des Emissionshauses übernommen. Seit Jahresbeginn verantwortet die Paribus Fondsdienstleistung GmbH aus Hamburg das Fonds- und Asset Management der Wölbern Fondsmanagement GmbH. Bestandssicherung, etwaige Anschlussvermietungen und Darlehensprolongation für die Geschlossenen Immobilienfonds werden dabei in der nächsten Zeit Priorität haben, wie Paribus mitteilt. Für die Investoren des insolventen Fondsinitiators war diese Mitteilung kurz vor den Weihnachtsfeiertagen zweifellos eine der besseren der vergangenen Monate.

Noch eine Woche zuvor hatte das Amtsgericht Hamburg über die beiden insolventen Gesellschaften Wölbern Invest KG und deren Tochtergesellschaft Wölbern Fondsmanagement GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet. Allerdings lehnte das Gericht den Antrag auf Eigenverwaltung ab und setzte stattdessen Rechtsanwalt Tjark Thies als Insolvenzverwalter ein.

Begründet wurde die Entscheidung unter anderem mit den strafrechtlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen den inzwischen verhafteten Inhaber der Wölbern-Gruppe, Heinrich Maria Schulte. Ihm wird gewerbsmäßigen Untreue in 318 Fällen vorgeworfen. Konkret soll er Gelder der Immobilienfonds umgeleitet und zweckentfremdet haben. Es ist von 137 Millionen Euro die Rede, von denen er 37 Millionen auf seine Privatkonten abzweigte. Auch über weitere Wölbern-Beteiligungen sind mittlerweile Insolvenzverfahren eröffnet worden.

In seiner vergleichsweise jungen Geschichte hatte sich das Bankhaus Wölbern bis 2006 einen respektablen Ruf erarbeitet. Angesichts der häufigen Eigentümerwechsel, die das Institut in seiner erst 1956 einsetzenden Historie erlebt hat, ist das allein schon bemerkenswert gewesen. Für Furore hatten die Hamburger im Jahr 2006 gesorgt, als die außerordentlich hohe Nachfrage auf dem niederländischen Immobilienmarkt dazu genutzt wurde, 72 Holland-Fonds aufzulösen und die Fondsobjekte im Paket zu veräußern. Damals wurden für solche Objektbündel noch Aufschläge gezahlt.

Danach aber wollte vieles nicht mehr gelingen. Neueigentümer Schulte hatte offensichtlich weder die Besonderheiten des Bankgeschäfts noch die Produktwelt der Geschlossenen Fonds richtig verstanden. Nach der Trennung von Fonds- und Bankgeschäft geriet das Institut zunächst in den Strudel der Finanzmarktkrise und musste 2009 von M.M. Warburg und dem Bundesverband deutscher Banken aufgefangen werden. Auch bei den Fonds lief vieles schief. So scheiterte das geplante zentrale Liquiditätsmanagement für die Wölbern-Fonds am Anlegerwillen. Vehement wehrten sich die Investoren dagegen, die Geldbestände ihrer Fonds in einer zentralen, von Schulte direkt kontrollierten Gesellschaft verwalten zu lassen.

Schwierigkeiten schien die Wölbern-Gruppe aber auch mit der Umsetzung der neuen, strengeren Regeln für Fondsmanager zu haben. Wie sonst ist zu erklären, dass ohne ersichtlichen Grund und nur mit dem vagen Hinweis auf ein sich verschlechterndes Marktumfeld, fast alle Objekte der verwalteten Fonds schnellstmöglich im Paket veräußert werden sollten. Allerdings lassen sich inhomogene Portfolios heute nur noch mit Discount verkaufen. Entsprechend misstrauisch standen die Anleger dem Vorschlag gegenüber. Nachdem Paribus das Fondsmanagement übernommen hat, ist aber auch diese Idee vom Tisch. Kapitalsicherung steht jetzt im Vordergrund, zumindest dieses Versprechen will Paribus den gebeutelten Wölbern-Investoren geben. L.H.

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