Im Blickfeld

Lösungsansätze für den Wohnungsmarkt

Was für ein Absturz! Gleich um 11,7 Prozent fiel das Immobilienklima im August gegenüber dem Vormonat. Einen solch heftigen Rückgang verbuchte der Deutsche-Hypo-Index zuletzt im Jahr 2011. Seitdem gab es zwar vereinzelt Wellenbewegungen, aber alles in allem zog das Immobilienklima in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich an. Bis jetzt. Das Immobilienklima stürzte im August auf 118,1 Zählerpunkte förmlich ab und liegt aktuell auf dem Niveau vom Dezember 2012. Sowohl beim Investment- (- 11,9 Prozent) als auch beim Ertragsklima (- 11,5 Prozent) wurden Verluste im zweistelligen Bereich registriert.

Die negative Stimmung spiegelt sich in allen vier Segmenten wider. Die stärksten Verluste musste das Industrieklima verzeichnen, das klassischerweise sensibler auf konjunkturelle Schwankungen reagiert. Mit einem Minus von 16,3 Prozent liegt es aktuell bei 116,0 Zählerpunkten und damit nur noch ganz knapp vor dem Handelklima, welches 115,3 Zählerpunkte (- 9,2 Prozent) aufweist. Nachdem das Bürosegment im Vormonat ein positives Ergebnis verbuchen konnte, verliert es im August am zweitstärksten. Mit einem Rückgang von 14,1 Prozent liegt es derzeit bei 111,1 Zählerpunkten. Auch das sonst recht stabile Wohnsegment fällt mit einem Minus von 10,0 Prozent deutlich auf 139,8 Zählerpunkte ab.

Verschärft sich nun die Notlage im Wohnbereich, wo zumindest an gefragten Standorten die Nachfrage das Angebot stetig übersteigt, anderenorts dagegen nur der Leerstand wächst? Seit Ende September ist klar, dass die Mietpreisbremse nur für den Bestand und nicht für Neubauten gilt. Erleichterung macht sich breit. Aber nach wie vor gibt es viele Ansatzpunkte, um mehr Wohnquartiere in dynamischen Wohnungsmärkten zu schaffen. Dies ist der Titel einer Studie, die Bulwiengesa im Auftrag von zehn deutschen Wohnungsbauern durchgeführt hat.

Die Ergebnisse sind ernüchternd. Während Frankfurt mit 25 neugeschaffenen Wohnungen je tausend Einwohner einsam an der Spitze liegt, kommen München nur auf 18, Hamburg auf 15, Berlin auf 10 oder Stuttgart nur auf magere 7 neue Wohnungen. Dabei schafft es keine deutsche Stadt derzeit, mehr als ein Prozent regenerierenden Neubau sicherzustellen. Der überwiegende Anteil im Bestand ist ältere als 30 Jahre.

Ein weiteres Manko aus Sicht der Auftraggeber der Studie: Die mittlerweile aufgestellten Wohnungsbauförderungsmodelle begünstigten sowohl die Bedürftigen als auch die Gutverdiener, heißt es. Wer dagegen auf der Strecke bleibt, ist die breite Mittelschicht. Hinsichtlich möglicher Lösungsansätze fällt den Experten aber auch nicht wirklich etwas Neues ein. Die Einführung von Bauverpflichtungen, um Grundstücksspekulationen zu erschweren, die Ermäßigung der Grunderwerbssteuer, Prämien für die Einhaltung der Vorgaben im Bebauungsplanverfahren - all das hat man schon genauso oft gehört wie Überarbeitung von Richtlinien hinsichtlich Abstand, Brand- und Lärmschutz, die Anpassung an Infrastrukturdichten, die Vereinheitlichung von Standards oder die Reduzierung von Stadtteilförderung zugunsten der lukrativeren Innenstadtlagen. All das ist verständlich, hat bislang aber nicht ausgereicht die Probleme zu lösen. Und ob damit Menschen umerzogen werden können, woanders zu wohnen, als sie es wollen, darf zumindest sanft bezweifelt werden. Red.

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