Im Blickfeld

RGM: Heimspiel mit Auswärtserfolgen

Angesichts der Dimensionen, in denen Anbieter von virtuellen Services derzeit an den Börsen haussieren, erscheinen klassische Dienstleistungsunternehmen reichlich langweilig - erst recht, wenn sie sich mit so vermeintlich Unspektakulärem wie Immobilien befassen. Ist in diesem Segment überhaupt signifikantes Wachstum möglich? Bietet das Geschäft genügend Perspektiven? Ist es ausreichend profitabel? Die Antworten darauf dürften - wie in jeder Branche - auch bei den Facility Managern unterschiedlich ausfallen. Doch zumindest die RGM aus Dortmund hatte dieser Tage Antworten zu geben, demnach sich das Unternehmen auch vor der New Economy nicht zu verstecken braucht.

Seit Jahren wächst der Anbieter von Property Management und technischen wie infrastrukturellen Gebäudedienstleistungen zweistellig. Lag das erbrachte Leistungsvolumen vor fünf Jahren noch bei 93,6 Millionen Euro, so stieg es 2011 auf 151,6 Millionen Euro. Dabei beschleunigte sich das Wachstum in den vergangenen beiden Jahren sogar noch. Nachdem 2010 bereits ein Plus von 14,3 Prozent erzielt wurde, erhöhte sich der Umsatz 2011 um 16,7 Prozent. Allerdings lässt der verteilte deutsche Markt für Facility Management (FM) Zugewinne nur durch die Übernahme oder die Verdrängung von Wettbewerbern zu.

Bis 2010 war der Zukauf zumeist kleinerer, inhabergeführter und regional oder produktseitig spezialisierter Wettbewerber der wesentliche Wachstumstreiber der RGM. Bereits 2011 forderte das rasche Wachstum seinen Tribut: Um die Neuerwerbungen zu integrieren, braucht es Zeit und Sorgfalt. Trotzdem gelang es, sowohl neue Mandate im bestehenden Kundenstamm als auch neue Mandanten zu gewinnen. FM-Aufträge für rund 700000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche in einem Jahr zu akquirieren - unter anderem von neuen Kunden wie Hansainvest, Aurelis und DIC - sind eine beachtliche Hausnummer.

Ausgetragen wird der Wettbewerb neben Übernahmen vor allem über die Konditionen. Doch Margenverfall und sinkende Renditen zwingen immer mehr Anbieter, sich im Ausland nach Geschäftsmöglichkeiten umzusehen. Inzwischen generieren 15 der laut Lünendonk-Studie 20 größten Facility-Service-Unternehmen einen Teil ihres Umsatzes im Ausland. In einzelnen Fällen wie etwa bei Dussmann wurde 2010 sogar knapp die Hälfte der Leistungen außerhalb Deutschlands erbracht. Im gleichen Jahr hatte RGM gerade erst begonnen, mit der türkischen Nurol ein Joint Venture für den türkischen Markt zu gründen. Im vergangenen Jahr erwarb RGM 80 Prozent an der spanischen Grupo Gestión Global. Und zum Jahresbeginn 2012 ist von der Schweizer Ascom AG der Geschäftsbereich Facility Management Services übernommen worden. Bemerkenswert ist dabei, dass ausländische Mandanten, die RGM zunächst nur mit dem Management ihrer deutschen Flächen beauftragten, dem Unternehmen im zweiten Schritt auch die Immobilien im Heimatmarkt anvertrauten. Aktuell werden im europäischen Ausland rund 500000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche von 120 RGM-Mitarbeitern betreut. Für 2012 sollen zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus den ausländischen Beteiligungen kommen.

Trotz des rasanten Wachstums der Gesellschaft zunächst im Inland und - sofern sich die Pläne realisieren lassen auch im Ausland gehört RGM jedoch nach wie vor zu den Facility Managern mit der höchsten Produktivität pro Mitarbeiter. Mit nur 1330 Vollzeit-Beschäftigten ist das Unternehmen im Vergleich zu anderen Facility Managern schlank aufgestellt und erreicht mit knapp 113000 Euro einen der höchsten Pro-Kopf-Umsätze in der Branche. Allerdings fokussiert sich RGM auch nur auf anspruchsvolle - und folglich besser vergütete - Bereiche des Gebäudemanagements. Bislang hat das Unternehmen es verstanden, nicht nur seine Produktpalette, sein Mitarbeiter-Know-how und seinen Umsatz zu erweitern, sondern immer auch seine Produktivität. Die Expansion ins Ausland schafft neue Chancen, sofern es gelingt, die damit einhergehenden, nicht unerheblichen Risiken zu beherrschen. Facility Manager mögen weniger schillernd sein als Dienstleister aus der virtuellen Welt, Wachstumsfantasien haben sie dennoch zu bieten. Ihr Problem bleibt allerdings, dass ihre Leistungen dem Nutzer erst dann bewusst werden, wenn sie nicht oder unzureichend erbracht werden. L. H.

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