Im Blickfeld

Risiken auf Wiedervorlage

Wenn eine Bank ein beträchtliches Portfolio an Risiken abbauen muss, dann hängt der Erfolg vor allem von der Expertise des damit betrauten Personals ab. Denn es ist wohl eine der größten Herausforderungen, nicht-strategische oder gar verlustbringende Assets einerseits schnell und andererseits zum bestmöglichen Preis loszuwerden. Besonders schwierig wird es, wenn der abzuwickelnde Bestand so groß ist, dass ein zu forsches Vorgehen nachhaltig den Markt beeinflussen und damit auf die Preise drücken würde. In einer solchen Situation ist Fingerspitzengefühl gefragt - eben auch in Personalentscheidungen. So überraschte die Commerzbank-Tochter Hypothekenbank Frankfurt dieser Tage mit der Nachricht, dass mitten in der Abwicklung der Risikovorstand Thomas Bley das Unternehmen verlässt.

Bemüht man sich, zwischen den Zeilen der Personalmeldung zu lesen, so kann man den Eindruck gewinnen, dass der Wechsel für das Kreditinstitut zur Unzeit kommt. Natürlich gehört es zum guten Ton, in angemessener Weise auf die Verdienste des scheidenden und die Fähigkeiten des neuen Managers hinzuweisen. Doch die Würdigung von Bleys Wirken in der ehemaligen Eurohypo und heutigen Hypothekenbank Frankfurt geht weit über das "Gewohnte" hinaus und nimmt gut zwei Drittel der Meldung ein, während sein Nachfolger, Dirk Wilhelm Schuh, mit insgesamt "nur" zehn Zeilen bedacht wird. Ein weiterer Hinweis: Bley geht von heute auf morgen ohne einen neuen Job zu haben. Das deutet nicht auf allzu große Zufriedenheit hin.

Tatsächlich hat Bley einiges für den Immobilienfinanzierer geleistet. Er half maßgeblich mit, das Institut nach Ausbruch der Finanzmarktkrise zu stabilisieren. Und es ist schon bemerkenswert, wenn ihm in diesem Zusammenhang neben langjähriger auch "intensive" Erfahrung im Risikomanagement attestiert wird. Diese sammelte er zunächst in der Londoner Niederlassung des Unternehmens, wo er von Ende 2003 bis Mitte 2006 das Risikomanagement verantwortete. Nach einem kurzen Intermezzo bei der Hypo Real Estate kam er 2007 erneut zur Eurohypo, um die Leitung des Bereichs Kreditrisikomanagement für Immobilienfinanzierungen in Asien, Nord- und Osteuropa, für Staatsfinanzierungen sowie für das Bankportfolio zu übernehmen. Darüber hinaus vertrat er 2008 den Commerzbank-Konzern im säulenübergreifenden Steering Committee zur Stützung der Hypo Real Estate. Seit Juni 2009 gehörte er dem Vorstand der Eurohypo an und war als Chief Risk Officer unter anderem für den Abbau der Restrukturierungsportfolios zuständig.

Seine Aufgaben übernimmt nun Dirk Wilhelm Schuh neben seiner bisherigen Funktion als Bereichsvorstand für das Kreditrisikomanagement des Segments Non-Core-Assets. Damit schließt sich ein Kreis. Denn von 2002 bis 2007 war der vormalige Vorstandssprecher der Deutschen Hypothekenbank Frankfurt-Hamburg AG Risikovorstand der neuen Eurohypo AG. Die damals eingegangenen Engagements dürften ihm heute also bestens bekannt sein. L.H.

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