Unternehmen und Märkte

WL Bank

Die in Münster ansässige WL Bank AG Westfälische Landschaft Bodenkreditbank ist eine Pfandbriefbank mit 130-jähriger Geschichte und die größte Tochtergesellschaft der WGZ Bank AG Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank. Innerhalb der Gruppe fokussiert sich die Gesellschaft als Kompetenzcenter für öffentliche Kunden traditionell auf das Finanzierungsgeschäft mit Kommunen und Wohnungsbauunternehmen.

Doch mit der Eskalation der internationalen Bankenkrise zu einer europäischen Staatsschuldenkrise hat die Kreditvergabe an die öffentliche Hand an Bedeutung eingebüßt. Seitdem verstärkt das Institut seine Aktivitäten in der privaten und gewerblichen Immobilienfinanzierung. Diese neue Orientierung hatte im zweiten Halbjahr 2012 auch personelle Veränderungen im Vorstand zur Folge, der von drei auf zwei Mitglieder verkleinert wurde.

In der Neugeschäftsentwicklung spiegeln sich die neuen geschäftspolitischen Schwerpunkte wider. So steigerte die Bank in der Immobilienfinanzierung ihre Neuzusagen im ersten Halbjahr 2012 auf 1,216 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als 1,061 Mrd. Euro vermittelt wurden, entspricht das einem Plus um 14,6%. Dieser Zuwachs geht jedoch ausschließlich auf das um 40,7% erhöhte und von den Volksbanken und Raiffeisenbanken vermittelte Baufinanzierungsvolumen zurück. Dieses hatte nach 440,2 Mill. Euro zur Jahresmitte 2011 per 30. Juni 2012 ein Volumen von 619,4 Mill. Euro erreicht.

Gleichzeitig verringerten sich jedoch sowohl der Wert des direkt von der Bank mit der Wohnungswirtschaft und Investoren neu abgeschlossenen Hypothekengeschäfts von 620,7 Mill. Euro um 3,9% auf 596,4 Mill. Euro als auch die Höhe der gewerblichen Immobilienfinanzierung von 219,1 Mill. Euro um 5,2% auf 207,8 Mill. Euro. Die Prolongationen erreichten mit 159,7 Mill. Euro nahezu den Vorjahreswert von 163,7 Mill. Euro. In der Folge baute die Pfandbriefbank ihren Hypothekenbestand gegenüber dem Jahresultimo 2011 um 461,0 Mill. Euro beziehungsweise 3,7% auf 12,955 Mrd. Euro aus.

Im Kommunalkredit- und Wertpapiergeschäft steigerte die Bank zum 30. Juni 2012 zwar das Neugeschäftsvolumen um 32,9% auf 1,165 Mrd. Euro, nachdem es zum Vergleichsstichtag 876,2 Mill. Euro gewesen waren. Doch genügte das nicht, um die Abgänge auszugleichen, sodass sich einerseits der Bestand an Kommunaldarlehen seit Jahresende 2011 um 135,2 Mill. Euro auf 16,976 Mrd. Euro reduzierte und andererseits das zur Deckung der Öffentlichen Pfandbriefe gehaltene Wertpapierportfolio um 618,2 Mill. Euro auf 9,942 Mrd. Euro verringerte.

Der ursprüngliche Bestand an griechischen Staatsanleihen in Höhe von 533 Mill. Euro ist zum Jahresultimo 2011 zunächst auf 25% des Nennwerts abgeschrieben worden. Im März und April 2012 tauschte die Bank dann diese Titel gegen kurzlaufende EFSF-Papiere in Höhe von 79,95 Mill. Euro und neue langlaufende griechische Staatsanleihen mit einem Volumen von 167,895 Mill. Euro. Bis zur Jahresmitte 2012 sind alle neu erhaltenen griechischen Staatsanleihen veräußert worden, sodass das Institut nun keine Forderungen mehr gegen den hellenischen Staat im Portfolio hat. Von Italien, Spanien, Portugal und Irland hat die Bank zusammen noch Anleihen mit einem Nominalvolumen von 2,805 Mrd. Euro, die zum 30. Juni 2012 einen Marktwert von 2,077 Mrd. Euro hatten.

Zur Refinanzierung nahm die Bank im ersten Halbjahr 2012 insgesamt 2,046 Mrd. Euro auf. Hieran hatten Pfandbriefe einen Anteil von 69,5%. Da im Vergleichszeitraum des Vorjahres das passive Neugeschäft noch 3,270 Mrd. Euro betragen hatte, ergibt sich ein Minus von 37,4%. Darüber hinaus kaufte die Bank während der ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres aus Gründen der Marktpflege eigene Schuldverschreibungen zurück, sodass sich deren Bestand gegenüber dem 31. Dezember 2011 von 90,7 auf 160,3 Mill. Euro erhöhte.

Aufgrund der vollständigen Abführung der Gewinne in Höhe von 6,7 Mill. Euro an die Konzernmutter und ansonsten unveränderten Rückstellungen blieb das Eigenkapital mit 355,1 Mill. Euro konstant. Unter Einrechnung der übrigen Bilanzpositionen reduzierte sich die Bilanzsumme von 42,838 Mrd. Euro um 1,0% auf 42,435 Mrd. Euro.

In der Gewinn- und Verlustrechnung verringerte sich der Zinsüberschuss um 8,0% von 60,9 auf 56,4 Mill. Euro, vor allem weil der Bestand ausländischer Staatsfinanzierungen gesunken ist. Gleichzeitig erweiterte sich der Provisionssaldo aufgrund des intensiveren Neugeschäfts in den über die Volksbanken und Raiffeisenbanken vermittelten Baufinanzierungen von minus 10,0 auf minus 13,2 Mill. Euro. Somit sank der Rohertrag von 50,9 auf 43,2 Mill. Euro, was einen Rückgang um 17,8% bedeutet.

Den Erträgen stand im ersten Halbjahr 2012 ein Verwaltungsaufwand von 21,6 Mill. Euro gegenüber, womit sich zur ersten Hälfte des Vorjahres in Höhe von 21,4 Mill. Euro eine Steigerung um 0,9% ergibt. Hierbei verzeichneten die Personalausgaben einen Anstieg um 6,7% von 11,2 auf 12,0 Mill. Euro, während die Sachaufwendungen einschließlich der entsprechenden Abschreibungen von 10,1 auf 9,6 Mill. Euro um 5,2% zurückgingen. Da nach Abzug der Steuern die Gewinne in Höhe von 6,7 Mill. Euro vollständig abgeführt wurden, waren sowohl der Jahresüberschuss als auch der Bilanzgewinn per 30. Juni 2012 null. Im Vergleichszeitraum 2011 waren keine Gewinne abgeführt worden, sodass ein mit dem Jahresüberschuss identischer Bilanzgewinn von 4,5 Mill. Euro ausgewiesen wurde.

Die Verschärfung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone prägte das Geschäftsjahr 2011 der WL Bank. So musste das Griechenland-Exposure auf 25% der Nennwerte beziehungsweise um 391,1 Mill. Euro abgeschrieben werden. Da diese Wertberichtigungen durch das operative Geschäft nicht ausgeglichen werden konnten, musste die Bank zunächst Reserven auflösen und zudem zur Verlustübernahme rückwirkend zum 1. Januar 2011 einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Muttergesellschaft WGZ Bank abschließen.

Als Reaktion auf die Staatsschuldenkrise verlagerte die Bank ihren Neugeschäftsfokus stärker auf die Immobilienfinanzierung. So legten die Neuzusagen (ohne Prolongationen) im Hypothekengeschäft um 264 Mill. Euro auf 2,552 Mrd. Euro zu. Hieran hatten die Volks- und Raiffeisenbanken wie im Jahr zuvor einen Anteil von knapp 1 Mrd. Euro. Insbesondere in Baden-Württemberg konnten nach Angaben der Bank durch die Schaffung eines Vertriebsstandorts in Heidelberg neue Verbindungen zu Volksbanken und Raiffeisenbanken erschlossen werden. Da wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase viele Primärinstitute Baufinanzierungen mit langfristiger Zinsbindung an die Pfandbriefbank vermittelten, sind die Neugeschäftserwartungen in dieser Region übertroffen worden.

Im Direktgeschäft stieg das Zusagevolumen im Vergleich zum Vorjahr um 16,4% und betrug 1,562 Mrd. Euro. Hierbei erhöhten sich sowohl die Kreditvergabe an Wohnungsunternehmen als auch die gewerbliche Immobilienfinanzierung, insbesondere die Finanzierung von Offenen Immobilienfonds und Spezialfonds. Insgesamt machen private und gewerbliche Wohnungsbaudarlehen knapp 80% des Neugeschäfts aus.

Zwar operiert die WL Bank weiterhin als Kompetenzcenter für öffentliche Kunden im WGZ-Bank-Konzern, doch hat sich das Neugeschäft in der Staatsfinanzierung von 4,216 auf 1,832 Mrd. mehr als halbiert. Dabei wurde jedoch das Kommunalkreditgeschäft intensiviert, während die Kapitalmarktgeschäfte im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise zurückgefahren und das Auslandsportfolio durch Verkäufe reduziert wurden. Mit Bocholt, Schwerte und Werne nutzen mittlerweile drei Städte das von der Bank als Dienstleistung für Kommunen angebotene Finanz- und Zinsmanagement. An drei Projekten beteiligte sich das Institut im Rahmen von Öffentlich-Privaten Partnerschaften. Insgesamt hat die WL Bank im vergangenen Jahr mehr als 100 Kommunen als Neukunden gewonnen.

Die Prolongationen summierten sich im Geschäftsjahr 2011 auf 455 Mill. Euro, nachdem sie ein Jahr zuvor 339 Mill. Euro betragen hatten. Ausgezahlt wurden insgesamt 5,472 Mrd. Euro. Umbuchungen, Rückzahlungen und Tilgungen saldierten sich auf 5,558 Mrd. Euro. Dadurch blieb der Kreditbestand mit 29,605 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr mit 29,691 Mrd. Euro nahezu unverändert. Allerdings nahmen die Immobilienkredite um 1,273 Mrd. Euro auf 12,494 Mrd. Euro zu, während sich die Kommunalfinanzierungen um 1,359 Mrd. Euro auf 17,111 Mrd. Euro verminderten. Der Bestand an Anleihen und Schuldverschreibungen öffentlicher und anderer Emittenten lag zum Jahresende 2011 bei 10,560 Mrd. Euro, was ein Rückgang um 1,767 Mrd. Euro ist. Verbriefte Kreditforderungen befanden sich nicht im Portfolio.

Die stärkere Ausrichtung auf das Immobilienfinanzierungsgeschäft prägte auch die Refinanzierung. Insgesamt nahm das Institut 5,3 Mrd. Euro am Kapitalmarkt auf. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um 0,9 Mrd. Euro. Hieran hatten Hypothekenpfandbriefe mit 2,2 Mrd. Euro einen Anteil von 42,2%. Unter anderem wurde im Mai 2011 ein 5-jähriger Jumbo-Hypothekenpfandbrief platziert. In der zweiten Jahreshälfte waren dann jedoch vermehrt variabel verzinsliche und strukturierte Emissionen gefragt. Das geringere Neugeschäft mit der öffentlichen Hand, insbesondere der weitere Abbau des Auslandsportfolios, hatte zur Folge, dass der Refinanzierungsbedarf über Öffentliche Pfandbriefe geringer als im Vorjahr war. Gleichzeitig verstärkte die Bank die ungedeckte Refinanzierung vor allem wegen der weiterhin guten Nachfrage aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe heraus.

Die zur Marktpflege gehaltenen eigenen Inhaberpapiere hatten zum Jahresende 2011 ein Volumen von 90,7 (2010: 97,4) Mill. Euro. Von Standard & Poor's haben sowohl die Hypotheken- wie die Öffentlichen Pfandbriefe die Ratingnote "AAA" erhalten. Im Dezember wurde das Emittentenrating von der Agentur auf langfristig "AA minus" und kurzfristig auf "A-1 plus" heraufgestuft und mit stabilem Ausblick versehen. Von der Ratingagentur Fitch wird die WL Bank im Rahmen des Ratings für die genossenschaftliche Finanzgruppe unverändert langfristig mit "A plus" und kurzfristig mit "F1 plus" bewertet.

Derivative Geschäfte zur Absicherung von Zinsänderungs- und Währungsrisiken hatten zum Jahresultimo im Aktivbereich ein Volumen von nominal 23,148 Mrd. Euro und im Passivbereich nominal 19,230 Mrd. Euro.

Das Eigenkapital in Höhe von 355,1 (361,1) Mill. Euro setzte sich zusammen aus dem unveränderten Grundkapital von 85,4 Mill. Euro, den konstanten Kapitalrücklagen von 153,1 Mill. Euro und um 5,0 Mill. Euro erhöhten Gewinnrücklagen von 116,6 Mill. Euro. Darüber hinaus begab die Bank Genussrechte im Gesamtnennbetrag von 35,0 Mill. Euro, von denen 33 Mill. Euro wegen der anstehenden Fälligkeiten nicht die in § 10 Abs. 5 KWG genannten Voraussetzungen erfüllen. Per 31. Dezember 2011 betrugen die Gesamtkapitalquote 14,39% und die Kernkapitalquote 10,01%. Maßgeblich durch den Abbau des Staatskreditportfolios reduzierte sich die Bilanzsumme rund 1,1 Mrd. Euro beziehungsweise um 2,5% auf 42,8 Mrd. Euro.

Der Rückgang des Staatskreditportfolios wirkte in der Gewinn- und Verlustrechnung zwar belastend auf das Zinsergebnis, doch lag es mit 126,3 (124,5) Mill. Euro dennoch um 1,5% über dem Vorjahr. Mit minus 23,4 Mill. Euro blieb der Provisionssaldo im Vergleich zu 2010 nahezu unverändert. Somit erhöhte sich der Rohertrag von 101,4 auf 102,9 Mill. Euro. Den Erträgen standen um 0,5 Mill. Euro geringere Personalkosten von 21,0 Mill. Euro gegenüber, obwohl die Zahl der Mitarbeiter um sieben auf 285 Beschäftigte gestiegen war. Zudem erhöhten sich die anderen Verwaltungskosten um 2,6 Mill. Euro auf 20,6 Mill. Euro. Darin enthalten ist die im Berichtsjahr erstmals angefallene Bankenabgabe, die im Falle der WL Bank 2,2 Mill. Euro betrug. Die Cost Income Ratio als Verhältnis der Verwaltungsaufwendungen zur Summe aus Zinsüberschuss, Provisionsergebnis und dem sonstigen ordentlichen Ergebnis wird von der Bank für 2011 mit 38,8% und für 2010 mit 39,2% angegeben. Inklusive Bankenabgabe belief sich das Kosten-Ertragsverhältnis auf 40,9%.

Das durch geringe Ausfallquoten im Immobilienkreditgeschäft, aber hohe Belastungen durch den weiteren Abbau des ausländischen Staatskreditbestands und weiteren Wertberichtigungen sowie Entnahmen aus den 340f HGB-Reserven geprägte Risikoergebnis belief sich auf plus 66,0 Mill. Euro. Somit betrug das Ergebnis nach Risikovorsorge 127,8 (35,3) Mill. Euro. In der Position Finanzanlageergebnis wurden die Wertberichtigungen auf das Griechenlandengagement erfasst.

Zum Jahresultimo waren noch 98 (99) Zwangsversteigerungen anhängig, von denen sich 6 (5) auf Gewerbeimmobilien und 92 (94) auf Wohngebäude bezogen. Darüber hinaus gab es 31 (44) Zwangsverwaltungen, von denen 5 (3) gewerblich und 26 (41) wohnwirtschaftlich waren. Es wurden keine Grundstücke zur Vermeidung von Verlusten übernommen. Die Rückstände erhöhten sich von 0,6 auf 0,8 Mill. Euro. Davon betrafen 2011 0,3 Mill. Euro gewerbliche und 0,5 (0,6) Mill. Euro wohnwirtschaftliche Darlehen.

Insgesamt belief sich der Wertberichtigungsbedarf auf 416 Mill. Euro. Infolgedessen ist das Vorsteuerergebnis mit minus 288,3 Mill. Euro negativ gewesen. Aufgrund des im vierten Quartal 2011 abgeschlossenen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages hat die WGZ Bank die Verluste übernommen und der Bank dafür 280 Mill. Euro zugeführt. Damit wurde ein Jahresüberschuss von null Euro ausgewiesen, der dem Bilanzgewinn entspricht.

Personalien: Aufsichtsrat: Werner Böhnke (stellvertretender Vorsitzender bis 4. Juli 2012, Vorsitzender ab 4. Juli 2012), Franz-Josef Möllers (Vorsitzender bis 4. Juli 2012, stellvertretender Vorsitzender ab 4. Juli 2012); Vorstand: Frank M. Mühlbauer (Sprecher bis 31. März 2012, Vorsitzender seit 1. April 2012), Helmut Rausch, Dr. Thomas Sommer (bis 4. Juli 2012)

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