Einbruch bei deutschen Fachmarktzentren

Sie sind bislang zweifellos die Einzelhandelsimmobilien mit den höchsten Renditen: Fachmarktzentren. Doch nun gibt es in Deutschland ein Problem. Denn der Markt scheint - zumindest auf den ersten Blick - gesättigt zu sein. Denn die Fertigstellung dieser Zentren ist laut einer Studie des Immobiliendienstleisters Cushman & Wakefield im vergangenen Jahr gesunken. Die neu hinzugekommene Fläche sank um 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr und betrug nur noch 65 000 Quadratmeter. Und: Großprojekte stehen nicht an.

Ganz anders sieht die Lage auf dem gesamten europäischen Markt aus. Hier sagt der aktuelle "European Retail Park Development Report" die Entstehung von 1,3 Millionen Quadratmetern neuer Einzelhandelsflächen in Fachmarktzentren voraus und damit 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Auffällig ist auch die regionale Verteilung: Von den 2,41 Millionen Quadratmetern geplanten Einzelhandelsflächen entfallen 2,06 Millionen Quadratmeter auf Westeuropa und 0,35 Millionen Quadratmeter auf Mittel- und Osteuropa.

Es ist zu bezweifeln, ob hierzulande wirklich ein gesättigter Markt die Ursache für die Stagnation ist. Wahrscheinlicher ist, dass Städteplaner und/oder Kommunalpolitiker eher sparsam mit den Genehmigungen solcher Flächen auf der grünen Wiese sind, um den möglichen Abzug von Kaufkraft aus den Innenstädten zu verhindern. Allzu oft hat man offenbar die Bilder leerer ostdeutscher Innenstädte vor Augen, wo nach der Wende seit Jahren der Konsum fast ausschließlich an den Stadträndern stattfindet und die Innenstädte erst in den vergangenen Jahren sehr langsam wieder auf die Beine kommen. Es wird aus diesem Grunde also eher wahrscheinlich sein, dass sich an dem Trend nichts ändert.

Was auch verwundert, ist der geringe Ausbau von Fachmarktzentren in Mittel- und Osteuropa. Gerade hier ist eine Sättigung im ländlichen Raum noch in weiter Ferne. Für diese Entwicklung kann es zwei Ursachen geben: Investoren befürchten zu schwache Renditen in der Peripherie, weil die kaufkräftigen Konsumenten dort dünn gesät sein könnten. Oder verbreitet sich auch in Polen, Tschechien, Baltikum und Co. neuerdings die Angst vor ausgestorbenen Stadtzentren? Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem. dro

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