Immofinanz und CA Immo: Ziemlich beste Partner?

Es ist ein neues Kapitel in der Bieterschlacht des österreichischen Immobilienkonzerns Immofinanz um die kleinere CA Immo. Der erste Schritt für eine Verschmelzung ist vollzogen, die Wiener haben sich die Sperrminorität von 26 Prozent für gut 600 Millionen Euro an CA gesichert. Und zwar durch den Kauf von Anteilen des russischen Mehrheitsaktionärs Boris Mints. 200 Millionen Euro kamen mal eben bar auf den Tisch, der Rest kam via Bankkredite und die Ausgabe einer Wandelschuldanleihe zusammen.

Mit Russland an sich möchte man jedoch bei der Immofinanz aber eher nichts mehr zu tun haben. Denn das dortige Portfolio bringe nur Verluste. Das Unternehmen will das Geschäft entweder an die bestehenden Immofinanz-Aktionäre abspalten oder an einen Dritten verkaufen.

Stellt sich die Frage, wer denn nun ausgerechnet ein so großes Interesse an diesen Objekten hat. Gut, die fünf Einkaufszentren in Moskau haben einen Bruttovermögenswert von 1,2 Milliarden Euro und einen Nettovermögenswert von 500 Millionen Euro, aber auf der anderen Seite musste das Unternehmen Mitte März bereits massive Abwertungen für ihre russischen Immobilien ankündigen. Insgesamt geht es da um eine Summe von rund 400 Millionen Euro. Darüber hinaus musste man Mietzugeständnisse in Form von Preisnachlässen gewähren. Vorsichtig kritisch äußerte sich denn auch Immofinanz-Vorstand Oliver Schumy auf einer Pressekonferenz: Russland weise eine "andere Marktdynamik" auf und habe ein "höheres Risikoprofil". Wohl wahr. Nicht erwähnt blieben in diesem Zusammenhang die EU-Sanktionen, die nach Putins Krim-Besetzung und der Beteiligung an den Kämpfen in der Ostukraine verhängt wurden und noch in vollem Umfang gelten. Ein Ende dieser für die Wirtschaft des Landes schädlichen Einschränkungen ist derzeit nicht in Sicht. Und der niedrige Ölpreis tut ein Übriges. Den potenziellen Interessentenkreis für das Portfolio wollte oder konnte Schumy auf der Pressekonferenz nicht nennen. Man darf gespannt sein, welche Risikofreunde hier zugreifen werden.

Und die zu verschmelzende CA Immo? Partnerschaftlich soll es bei der Übernahme zugehen, betonen die Übernehmer. Bei der CA Immo hingegen habe man nach Angaben der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" erst einen Tag zuvor vom Deal mit Boris Mints erfahren. Grundsätzlich mache eine solche Fusion zwar schon Sinn, sagt zwar eine Firmensprecherin dem Blatt. Aber: Noch sei doch gar nicht entschieden, wer in welchem Unternehmen aufgehen solle. Partnerschaft geht anders. Schon vor einem Jahr versuchten beide Unternehmen, sich gegenseitig Anteile abzuluchsen. Die Verhandlungen scheiterten.

Analysten und Fachleute sind jedenfalls dennoch optimistisch: Weniger Kosten, billigere Kredite, schlankere Verwaltung - das hören die Anleger doch gern. Aber die Erfahrungen aus der Vergangenheit veranlassen bei so vielen "Wenn" und "Aber" nicht gerade zu Jubelrufen. Die Kosten- und Ertragssynergien, die die Immofinanz in den Raum stellt, klingen laut Stefan Scharf von SRC nicht unrealistisch. Außerdem entstünde eine weitaus größere Einheit mit einem Portfolio von rund sechs Milliarden Euro und eine liquidere Aktie. Bleibt abzuwarten, wie genau die Heirat am Ende aussieht. Es scheint immerhin keine feindliche Übernahme zu werden. Beide Hauptversammlungen müssten aber mit einer satten 75 Prozent Mehrheit zustimmen. Das wäre frühestens im zweiten Quartal 2017 möglich - wenn man sich denn überhaupt einigt. Denn Scharf macht in seinem Rating-Update darauf aufmerksam, dass über die entscheidende Richtung des Mergers und die Exchange Ratio noch überhaupt nicht gesprochen wurde. dro

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