Die Lösung ist vertikal

Deutschland baut falsch: In den Metropolen entsteht zu wenig Wohnraum, in manchen ländlichen Regionen zu viel. Die Städte und die Wohnungswirtschaft müssen gemeinsam alles dafür tun, dies rasch umzukehren.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) hat kürzlich eine Studie präsentiert, die belegt, dass Wohnraum in Deutschland häufig dort entsteht, wo er gar nicht gebraucht wird: in ländlichen strukturschwachen Regionen wie der Eifel, Teilen des Schwarzwalds oder Ostdeutschlands. In den boomenden Metropolen dagegen bleibt der Wohnungsneubau weit hinter dem Bedarf zurück. Beispiel Berlin: In der Hauptstadt müssten nach Berechnungen des IW bis 2020 pro Jahr 20 000 neue Wohnungen entstehen. Die Wirklichkeit sieht anders aus; tatsächlich war es dem Institut zufolge im vergangenen Jahr mit nur 8 744 Wohnungen nicht einmal die Hälfte.

Weil die großen Städte nicht genug freie Flächen haben, auf denen der dringend benötigte Wohnraum entstehen könnte, fordert das IW, dass die stark nachgefragten Städte die Aufl agen für die Gebäudehöhen lockern müssten. Das ist ein sinnvoller Vorschlag, weil vertikaler Wohnraum die einzige praktikable Lösung für das immer drängendere Problem ist. Jenen, die "vertikal" noch immer mit den gescheiterten Ansätzen aus dem sozialen Wohnungsbau des vergangenen Jahrhunderts verbinden, sei gesagt: Mit dunklen, unübersichtlichen und anonymen Bauten hat der moderne Hochhausbau nichts gemein. Selbst dann, wenn ältere ungenutzte Bürotürme zu Wohnraum umgewandelt werden, entstehen helle attraktive Wohneinheiten und moderne Fassaden, die das Stadtbild bereichern.

Die Mehrheit der Stadtbewohner und auch viele politische Entscheider haben aber längst erkannt, dass die Lösung der urbanen Wohnungsproblematik in der Vertikalen liegt. Es sind bereits spannende Wohnkonzepte entstanden; viele weitere gibt es in den Schubladen und in den Köpfen der Projektentwickler. Damit sie Realität werden können, sollten die Städte nun endlich das wichtigste Instrument einsetzen, mit dem sie den Neubau fördern können: Sie müssen sich von kommunalen Grundstücken trennen, anstatt sie wie Schätze zu horten. Nur so können Projektentwickler ihre vertikalen Ideen umsetzen und rasch den dringend benötigten neuen Wohnraum schaffen.

Christoph Gröner, geschäftsführender Gesellschafter, CG Gruppe, Berlin.

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