Sanierung - verloren im Förderdschungel

Mit dem im November 2016 in Kraft getretenen Pariser Klimaabkommen bekennt sich die Weltgemeinschaft zu ihrer Verantwortung bei der Begrenzung der Erderwärmung. Geht es nach der Bundesregierung, soll Deutschland, das Land der Energiewende, dabei eine globale Vorreiterrolle einnehmen. Entsprechend ehrgeizig sind die im Klimaschutzplan 2050 formulierten Ziele: Bis zum Jahr 2050 soll der hiesige Gebäudebestand weitgehend klimaneutral sein. Stand heute entfallen auf diesen laut BMWi bis zu 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs sowie rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen.

Eine gewaltige Aufgabe also, für deren Bewältigung die Investitionen privater Eigentümer in die Energieeffizienz ihrer Häuser und Wohnungen eine essenzielle Voraussetzung sind. Das Problem bei der Sache: Diese Investitionen sind laut einer aktuellen Studie des IW Köln in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Nicht nur wurden weniger energetische Modernisierungen in Deutschland durchgeführt, auch die Anzahl an Förderanträgen ist rückläufig. Wie lässt sich dieser Umstand erklären? Immerhin summieren sich die bundesweit relevanten Förderprogramme für die energetische Gebäudesanierung auf mittlerweile 3 350. Glaubt man der Studie, so liegt genau an dieser Stelle das eigentliche Problem: Neben der KfW und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) warten Bundesländer, Landkreise, Kommunen und Energieversorger mit zahlreichen individuellen Programmen auf, die sich teilweise auch noch miteinander kombinieren lassen.

Die deutsche Förderlandschaft für mehr Energieeffizienz im Gebäudesektor - sie gleicht aktuell einem undurchsichtigen Dschungel. Ohnmächtig dürfte sich so mancher Eigentümer mit Sanierungsabsichten angesichts des immer größer werdenden Sammelsuriums an Möglichkeiten und Vorschriften fühlen. Zusätzlich erhöhen die einem fortwährenden Wandel unterworfenen gesetzlichen Standards die Unsicherheit und den Beratungsbedarf. "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint" - dieses Sprichwort kommt einem da zwangsläufig in den Sinn. Lang ist deshalb auch der von den Studienautoren vorgelegte Katalog mit Verbesserungsvorschlägen. Sie empfehlen unter anderem eine deutliche Reduzierung der Anbieter sowie der Palette an Förderprogrammen. Da zinsgünstige Förderdarlehen vor dem Hintergrund des Niedrigzinsniveaus derzeit keinen ausreichenden Anreiz böten, müsse außerdem der Fokus bei der Programmgestaltung stärker auf Zuschüsse gelegt werden. Um den Sanierern darüber hinaus ein größeres Maß an Investitionssicherheit gewährleisten zu können, empfiehlt die Studie die langfristige Bereitstellung eines hinreichend großen Fördervolumens, das unabhängig von kurzfristig gewährten Haushaltsmitteln ist. Eine wichtigere Rolle als bislang sollen künftig auch Banken und deren Vertriebe spielen, damit die Förderprogramme einem größeren Personenkreis zugänglich werden.

Reichlich Ansatzpunkte also, um die von den privaten Haushalten dringend benötigten Investitionen zu stimulieren. Ob diese bei Umsetzung der skizzierten Maßnahmen dann tatsächlich erfolgen, ist freilich keineswegs gesichert. Energetische Sanierungen sind schlichtweg teuer und unter Renditegesichtspunkten oftmals nicht lohnenswert - Förderung hin oder her. Der Weg hin zum treibhausneutralen Gebäudebestand dürfte also steinig und beschwerlich werden. ph

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