Student Housing - von der Nische zur Assetklasse

Von Beginn an wurde über Student Housing in Deutschland sehr viel diskutiert: ob der Bedarf an zusätzlichem, privat finanzierten Wohnraum für Studierende überhaupt vorhanden sei, ob Studenten mehr als 450 Euro im Monat für ein eigenes Apartment ausgeben können und wollen, ob die Nachfrage dauerhaft hoch bleibe und ob denn nicht bereits genug gebaut worden sei. Diese Fragen sind, zumindest aus Betreiber- und Entwicklerperspektive, bereits weitgehend beantwortet.

Interessanter ist die Frage, wie sich der Markt für kleinteiligen Wohnraum in Deutschland weiter entwickeln wird. Eine zunehmende Ausdifferenzierung des Marktes wird deutlich, wenn man die Akteure, Wohnprodukte, Betreiber- und Geschäftsmodelle betrachtet. Schon heute sind diverse Akteure im studentischen Wohnungsmarkt aktiv: Studenten- beziehungsweise Studierendenwerke, kommunale Wohnungsgesellschaften, gemeinnützige Stiftungen, kirchliche Organisationen, zahllose private Vermieter, regional agierende Projektentwickler und einige wenige überregional agierende Entwickler und Betreiber. Deutlich erkennbar ist zudem das Interesse internationaler Investoren gestiegen, die auf der Suche nach direkten oder indirekten Investitionsmöglichkeiten sind. Die Zahl der Akteure nimmt zu, ebenso der Wettbewerb um attraktive Standorte.

Die Vielfalt an Wohnprodukten in den Kategorien Studentenapartments, Serviced Apartments und Mikroapartments wird hinsichtlich Qualität, Ausstattung, Service- und Betreuungsumfang und Marktpositionierung weiter zügig zunehmen. Bei den damit verbundenen Themen Community Building, Concierge/ House Coordinator und Mehrwertservices geht der Wettbewerb jedoch unterschiedliche Wege. Ausgehend von der kosmopolitischen, mobilen und vor allem jungen Zielgruppe spricht sehr viel für aktives Community Management, vor allem hinsichtlich einer ansprechenden Wohnatmosphäre, einer langen Lebensdauer der Ausstattung und nicht zuletzt der Mietdauer.

Dagegen wird sich an den drei etablierten Betreiber- und Geschäftsmodellen in der näheren Zukunft nicht allzu viel ändern: Student Housing als integriertes Geschäftsmodell, bei dem die Entwicklung, die Finanzierung und der Betrieb in einer Hand liegen und die gesamte Wertschöpfung abdecken. Student Housing als Produkt für Kapitalanleger, bei dem die Apartments einzeln an Privatpersonen verkauft und von professionellen Immobilienverwaltern betrieben werden. Daneben weit verbreitet ist das Generalmietermodell, bei dem ein Objekt langfristig an einen Generalmieter, etwa an das Studentenwerk oder einen gemeinnützigen Träger, vermietet wird. Auch wenn man einen anderen Eindruck gewinnen könnte: In den vergangenen Jahren wurden nicht viel mehr als 20 000 privat finanzierte Studentenapartments in Deutschland errichtet, was einer Abdeckung von rund einem Prozent entspricht.

Wie wird sich also Student Housing in Deutschland weiter entwickeln? Studentisches Wohnen bleibt ein interessanter Wachstumsmarkt mit nach wie vor sehr großem Entwicklungspotenzial. Zu beobachten sind immer mehr Akteure, immer mehr Wohnprodukte, immer mehr ausländische Studentinnen und Studenten an deutschen Universitäten und Hochschulen, daneben eine Erweiterung der Zielgruppe "Studierende" und eine steigende Relevanz von internationalen Netzwerken und Kooperationen. Der Markt in Deutschland wächst durch ein steigendes Transaktionsvolumen, wenngleich beispielsweise Großbritannien noch weit voraus ist. Worauf es auf Betreiber- und Entwicklerseite immer mehr ankommt, sind klare Geschäftsmodelle, zielgruppengerechte Wohnprodukte, tragfähige Betreiberkonzepte, lokale Marktkenntnis, ein zeitgemäßes Branding, und - zumindest aus unserer Perspektive - ein aktives Community Management, das Wohnqualität und Kommunikation ermöglicht. Die Konkurrenz zwischen Studierenden, Young Professionals und Pendlern um Ein- und Zwei-Zimmer-Apartments wird generell weiter zunehmen und ebenso der Bedarf an kleinteiligem, gut gelegenen und vollmöblierten Wohnraum - in allen Preissegmenten, aber nicht an allen Standorten. Deshalb sind Mikroapartments das nächste "Hot Topic".

Horst Lieder, Vorstandsvorsitzender, International Campus AG, München

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