Bankenchronik

25. Oktober 2008 bis 7. November 2008

Für gut fünf Milliarden US-Dollar in Aktien übernimmt die aus dem US-amerikanischen Pittsburgh stammende PNC Financial den Wettbewerber National City. Um die Kernkapitalquote des entstehenden Gebildes pro forma auf zehn Prozent zu erhöhen, verkauft PNC freiwillig im Rahmen der amerikanischen Staatshilfe zugleich Vorzugsaktien und entsprechende Optionen für 7,7 Milliarden US-Dollar an das Finanzministerium. Zusammen verfügen die Institute über eine Bilanzsumme von rund 300 Milliarden US-Dollar.

Gemeinsam mit einer Gruppe von Investoren übernimmt die Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, den Anbieter Porterbrook Leasing, die Zug-Leasing-Sparte der britischen Bank Abbey National. Ein Kaufpreis wurde nicht beziffert. Der Abschluss der Transaktion wurde für Ende 2008 in Aussicht gestellt.

Nachdem die Deutsche Postbank AG, Bonn, einen Quartalsverlust von 449 Millionen Euro zu vermelden hatte, schießt die Konzernmutter Deutsche Post AG, Bonn, dem Institut zur Kapitalstärkung eine Milliarde Euro an neuen Mitteln zu. Ihr Anteil steigt damit vorübergehend von 50 Prozent plus eine Aktie auf 62,5 Prozent an. Trotz eines nach der Stützungsaktion höheren Kaufpreises will die Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, weiterhin 29,75 Prozent der Anteile übernehmen.

Die bisher als Wertpapierhandelsbank geführte Commerzbank-Tochter European Bank for Fund Services GmbH (Ebase), Haar, erweitert ihr bislang auf Investmentfonds spezialisiertes Angebot mit einem Abwicklungs- und Tagesgeldkonto. Die notwendige Vollbanklizenz wurde zuvor erteilt. Die Dienstleistungen des Instituts werden weiterhin nur über die angeschlossenen Vertriebspartner wie Vermögensverwalter oder freie Finanzberater und Versicherungsvertriebe angeboten.

Nach Ablauf der im Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz festgeschriebenen Sechs-Wochen-Frist nach Verhängung des Moratoriums gegen die Lehman Brothers Bankhaus AG, Frankfurt am Main, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, Ende Oktober dieses Jahres den Entschädigungsfall festgestellt. Damit liegen die gesetzlichen Voraussetzungen dafür vor, dass die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) die Einleger der Bank aktiv werden kann. Ihre Auslegung des Bilanzstandards IAS 39 hat das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW), Düsseldorf, nun offiziell gemacht. Danach können Staats-, Unternehmens- und Bankanleihen in inaktiven Märkten nach der Discounted-Cash-Flow-Methode bewertet werden (siehe auch Leitartikel in diesem Heft).

Eine Absichtserklärung zum Verkauf des französischen Konsumentenkreditanbieters Cofidis haben der Crédit Mutuel als Käufer und der Hamburger Versandhändler Otto GmbH & Co. KG als Verkäufer unterzeichnet. Im Rahmen der Übereinkunft will die französische Genossenschaftsbank zunächst 34 Prozent der Anteile und über eine neu geschaffene Zwischenholding auch die unternehmerische Führung bei Cofidis übernehmen.

Wie im August vergangenen Jahres vereinbart hat der US-amerikanische Finanzinvestor Lone Star alle bislang im KfW-Besitz befindlichen Anteile an der IKB Deutsche Industriebank AG, Düsseldorf, nun übernommen. Nach Vollzug der notwendig gewordenen Kapitalerhöhung belief sich das Paket auf 90,8 Prozent. Von einem Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre wurde Lone Star vom Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) befreit, da sich das Düsseldorfer Institut in einem tief greifenden Sanierungsprozess befinde.

Aufgrund von Liquiditätsproblemen haben die Immobilienfondsanbieter Kan-AM, SEB Asset Management, Axa Investment Managers und TMW Pramerica die Anteilsrücknahme ihrer großen Immobilienfonds ausgesetzt. Die Schließungen der Fonds sollen vorübergehend sein und sind zum Teil auf zunächst drei Monate befristet.

Das Privatkundengeschäft ihrer Luxemburger Tochter Landesbank Berlin International S. A. (LBBI) hat die Landesbank Berlin (LBB) an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Stuttgart, verkauft. Zu den Konditionen und zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Die Übertragung soll zum Jahreswechsel erfolgen.

Zum 1. Januar 2009 übernimmt die Weberbank Actiengesellschaft die in Luxemburg tätige WestLB International S. A. von der gemeinsamen Konzernmutter WestLB AG, Düsseldorf. Im Zuge der Transaktion wird die seit 1972 aktive Gesellschaft in Weberbank Luxemburg S. A. umfirmiert. Damit wird das konzerneigene Private Banking unter dem Dach der Berliner Tochter gebündelt.

Nach Zustimmung der Luxemburger Finanzaufsicht, der Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF), übernimmt die Nordea Bank Luxembourg S. A. das Privatkundengeschäft der unter staatliche Aufsicht gestellten Glitnir Bank Luxembourg S. A. Die Übertragung der Anlagegelder auf die Depotbank von Nordea habe bereits begonnen. Damit sei der Zugang für Depotinhaber wieder möglich. Barguthaben sind nicht Gegenstand der Transaktion.

Nach der Bayerischen Landesbank, München, (siehe Kreditwesen 21-2008) haben weitere Banken angekündigt, den Finanzmarktstabilisierungsfonds des deutschen Staates in Anspruch zu nehmen. Mit einer stillen Einlage von 8,2 Milliarden Euro aus dem Sonderfonds SoFFin will die Commerzbank AG, Frankfurt am Main, ihre Kernkapitalquote von zuletzt 7,3 Prozent auf 10,5 Prozent (nach IFRS) per Jahresende steigern. Die Mittel sollen auch die Übernahme der Dresdner Bank AG, Frankfurt am Main, stützen. Zudem soll der Fonds für die Sicherung von Anleihen des Instituts in Höhe von bis zu 15 Milliarden Euro einstehen. Im Zusammenhang mit dem EU-Beihilferecht hat die EU-Kommission, Brüssel, in einer ersten Reaktion eine Prüfung der Konditionen angedeutet.

Bundesgarantien von bis zu 30 Milliarden Euro will zudem die HSH Nordbank, Hamburg und Kiel, beantragen. Weitere Unterstützungsmöglichkeiten will das Institut zudem prüfen. Darüber hinaus hat die WestLB AG, Düsseldorf, bekannt gegeben, sich ebenfalls über die Inanspruchnahme von Garantien des SoFFin abzusichern sowie eine Stärkung der Kapitalausstattung aus den Möglichkeiten des FMStG zu erwägen. Zuvor hatte bereits die Hypo Real Estate AG, München, zusätzlich zum Auffangschirm der Branche staatliche Garantien von 15 Milliarden Euro zugesagt bekommen.

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