Kreditwesen-Weintipp

Bodenheimer Burgweg

Einst befand sich hier ein tropisches Binnenmeer, das im Laufe der Jahrmillionen verlandete und dabei einen Untergrund aus kalk- und mergelhaltigen Böden mit großem Lehmanteil freilegte. Die Oberböden sind durch Wechsellagerungen aus Flugsand und Löss aufgebaut. Die Bodenhorizonte mit feinerer Korngröße konnten den Kalk fixieren und so vor Auswaschung bewahren. Der Flugsand hat vor allem durch seine Lössbeimengungen einen besonders hohen Wert für den Weinbau, da er nur begrenzt in der Lage ist, Wasser und Nährstoffe zu binden.

In der Region um Bodenheim zeigt schon die frühzeitige Blüte der Reben, dass der Standort bestens zur Erzeugung hochwertiger Weine geeignet ist; die Spitzenlage Burgweg verleiht ihnen durch ihren Kalkgehalt Mineralität und hohe Extrakte. So entstehen langlebige Rot- und Weißweine. Die Große-Ge-wächs-Lage ist ein weiter Hang, der sich unterhalb des vom Rheingraben gebildeten Höhenrückens nach Ost-Südost hin öffnet. Der nördlich gelegene Taunus und der östlich vorgelagerte Odenwald schützen sie vor kontinentalen Kaltlufteinflüssen. Abflachungen im Hang bilden muldenartige Formationen, in denen sich ein für die Burgunderrebe optimales Mikroklima mit hohen Temperaturen entwickelt.

Das Weingut Kühling-Gillot bewirtschaftet in den besten Lagen Oppenheims, Niersteins, Nackenheims, Bodenheims und Laubenheims etwa zehn Hektar. Alle Rebflächen sind als Große-Gewächs-Lagen klassifiziert und werden umweltschonend und naturnah bewirtschaftet. Zu den Maximen des Weinguts zählt ein Ertrag von höchstens 48 Hektolitern je Hektar ebenso wie die selektive Handlese. Bei mehrfachen Lesedurchgängen kommt nur das reifste Lesegut zur Verarbeitung in den Weinkeller. Die Spätburgundertrauben werden nach traditioneller Methode offen vergoren und lagern anschließend länger als ein Jahr in französischen Barriques.

In den Hängen des Bodenheimer Burgwegs hat das Weingut im Jahr 2005 einen Spätburgunder Erste Lage erzeugt, der bei Weinkennern schon kurz nach seiner Abfüllung auf die Flaschen für Furore sorgte. Tief purpurrot kündigt schon seine Farbe einen wahren Prachtburgunder an. In der Nase entfaltet er ein nahezu explosives Bukett von Waldbeerenaromen. Sie werden ergänzt durch einen feinwürzigen Vanilleduft, der den Barriques entstammt. Ein langer, imposanter Nachhall rundet das Bild eines großen Spätburgunders ab, von dem das Weingut zu Recht sagt, dass er "trotz seiner Vinifikation im internationalen Stil die deutsche Herkunft mit Stolz zeigt".

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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