Ihr Kreditwesen-Weintipp von Ralf Frenzel

NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von Stuart Pigott Weingut Wernersbach

Florian Wernersbach

Das Weingut Wernersbach funktioniert wie kaum ein anderes. Florian Werners bach (Jahrgang 1981), im Hauptberuf Kellermeister einer der größten deutschen Weinkellereien, hilft nebenher seinem Bruder Stephan (Jahrgang 1978), der das Familiengut 2005 vom Vater Hans Wernersbach übernahm. Solch eine Konstruktion muss nicht zwangsläufig zu einem harmonischen Leben und guten Weinen führen. Aber bei Florian und Stephan klappt das gut: Mit jedem Jahrgang sind die Weine besser geworden. Das Weindorf im Wonnegau erfuhr schon Mitte des letzten Jahrzehnts durch den Vorzeigewinzer Stefan Winter eine gewisse Aufmerksamkeit. Da trifft es sich wisse Aufmerksamkeit. Da trifft es sich gut, dass die besten Weinberge der Wernersbachs, wie der Liebfrauenberg, der Löwenberg und der Mondschein, ganz woanders liegen als die der bekannteren Konkurrenz. Die Wernersbachs sind weder Säure-Fetischisten noch suchen sie die in der Weinszene angesagten wilden Aromen. Sie erzeugen Weine mit vollreifen Fruchtnoten und geschmeidigem Körper, je nachdem, was die Natur gerade hergibt. Und weil diese so ansprechend sind, wurden die Wernersbachs schon mal von Sommeliers und Kritikern skeptisch beäugt. Aber so ähnlich ging es damals schließlich auch den Beatles.

Stephan Wernersbach ist gleich mit zwei Talenten gesegnet: dem des Weinmachens und dem des Singens. Als ausgebildeter klassischer Bariton erfreut er sein Publikum als Solist und als Mitglied eines Ensembles für Barock- und Renaissancemusik. Als Winzer begeistert er sein Publikum, in diesem Fall Weinfreunde, die sich rheinhessischem Riesling, Silvaner, Weißund Grauburgunder, Scheurebe und Spätburgunder verschrieben haben, nicht minder. Der diplomierte Weinbauingenieur (Studium in Geisenheim und an der Justus-Liebig-Universität Gießen) hat das zuvor als Hobby bewirtschaftete Zehn-Hektar-Weingut der Eltern übernommen. Sein Bruder Florian Wernersbach, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht, fand erst über den Umweg eines Studiums der Elektro- und Informationstechnologie in Darmstadt back to the roots: nach Geisenheim und zum Wein.

Die Lagen des Weinguts auf den windoffenen Hügeln rund um Dittelsheim-Hessloch mit kühleren Temperaturen ermöglichen eine besonders lange Reifezeit der Trauben, die dadurch an Aroma gewinnen. Das Kalk-Sedimentgestein - Relikt eines einst tropischen Urmeeres - verleiht den Weinen eine mineralisch-salzige Note.

Ganz besonders kommt dies in dem Lieblingswein der Brüder, der trocknen Riesling Spätlese Hesslocher Mondschein vom Jahrgang 2012, zum Ausdruck. Der Hesslocher Mondschein ist die beste Weinlage des Gutes und eine der kleinsten Einzellagen der Region. Der klassische Riesling ist ganz und gar vom Millionen Jahre alten Kalkstein im Untergrund geprägt, ein Leichtfüßer, der Tiefgang und Kraft zeigt, ohne wuchtig daherzukommen. Seine Mineralik und sein Säurespiel sorgen für ein spannungsgeladenes Mundgefühl, eingebettet in Aromen von reifen Aprikosen.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No. 2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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