Ihr Kreditwesen-Weintipp von Ralf Frenzel

NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von Stuart Pigott Weingut Ruppert-Deginther

Justus Ruppert

Wie ist es möglich, dass einem lustigen Weinbau-Studenten solch ein toller Rotwein gelingt? Diese Frage habe ich mir Ende 2009 gestellt, als ich in meiner Berliner Küche den 2007er Cabernet Sauvignon - einen der wenigen richtig guten deutschen Rotweine aus der Bordelaiser Traube - von Justus Ruppert (Jahrgang 1988) verkostete. Jetzt weiß ich, dass ein Teil der Antwort in seinem Praktikum beim Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim liegt, wo er offensichtlich sehr viel und sehr schnell von dem begabten Rheinhessen-Winzer Klaus-Peter Keller lernte. Dennoch: Für den ersten Wein eines Studierenden ist das eine höchst erstaunliche Leistung. Eine noch größere Aufgabe ist es, für das eigene Familienweingut gleich eine ganze Reihe hochwertiger Weine zu erzeugen. Dieser Herausforderung musste sich Justus 2011 nach Abschluss seines Geisenheimer Studiums stellen - damals sogar auf Krücken! Dabei ist ihm ein bahnbrechender trockner Riesling aus einer seiner besten Lagen, dem Lebkuchenberg, gelungen. Doch leider ist der Gesetzgeber seit der Weinrechtsreform von 1971, nach der die Anzahl der Lagen stark verringert werden soll, dagegen, diesen Namen aufs Etikett zu schreiben: Der Lebkuchenberg wurde der Lage Hesslocher Edle Weingärten zugeschlagen, und nun muss der edle Tropfen als Weißer Stein auf dem Markt erscheinen. Der betont herbe, spannungsgeladene Wein beweist, dass auch in Rheinhessen kühle, mineralische Weine möglich sind. An Krücken geht Justus längst nicht mehr, seine Weine taten es nie.

Seit Justus Rupperts Einstieg ins Weingut seines Vaters Karl-Joachim Ruppert hat sich einiges verändert: Mit den Lagenweinen hat der Jungwinzer eine eigene Linie begründet, zur Verbesserung der Qualität hat er spezielle Klone (Riesling von der Saar, Silvaner aus Würzburg und Pinot Noir aus dem Burgund) eingesetzt. Außerdem wendet er immer weniger Technik an, weil er weiß, dass die Weine von der Handarbeit profitieren; er lässt ihnen die Zeit, die sie brauchen, um sich zu entwickeln. Im Achtundzwanzig-Hektar-Gut ist er für alle Arbeiten rund um den Weinberg verantwortlich. Die Liebe zur freien Natur lebt er auch beim Mountainbikefahren aus.

Der Aufschwung im Familiengut, das 1854 als Gemischtbetrieb gegründet wurde und sich allmählich zum reinen Weingut entwickelte, ist auch der guten Zusammenarbeit der Generationen geschuldet. Justus Ruppert ist ein Teamworker, und als junger Winzer greift er gern auf die Erfahrungen älterer ortskundiger Kollegen zurück. Seine Hesslocher, Bechtheimer und Westhofener Lagen, in denen so nachhaltig wie möglich gearbeitet wird, sind geprägt von Kalkgestein und Eisenerz. Ein Drittel der Produktion ist dem Riesling vorbehalten.

Die Spitze seines gesamten WeißWeißwein-Sortiments ist für Justus Ruppert der Riesling Weißer Stein, der mit seiner puren Mineralität vom kargen Kalkgestein und seiner gelbfruchtigen Eleganz vom Eisenerz das Terroir widerspiegelt. Seinen Namen verdankt der Wein einem großen weißen Kalkstein, den noch Justus Rupperts Urgroßvater Martin Ruppert an dem Wegekreuz zum Lebkuchenberg aufgestellt hat.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No. 2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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