Ihr Kreditwesen-Weintipp von Ralf Frenzel

NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von Stuart Pigott / Weingut Schätzel

Kai Schätzel

Ausgerechnet Nierstein, die berühmteste Weinbaugemeinde Rheinhessens, hat lange den Aufschwung der Region verschlafen. Bislang galt das Hauptaugenmerk dem Riesling, und hier vor allem den süßen Spätlesen für den Export. Umso gewagter wirken die würzigen und vielschichtigen neuen trocknen Rieslinge von Kai Schätzel (Jahrgang 1979) - und seine nicht weniger eigenständigen trocknen Silvaner aus der Spitzenlage Hipping gar revolutionär. Aber auch Weine wie der feinherbe Riesling Kabinett - von anderen Winzern gern als Alltagswein für die Laufkundschaft angesehen - werden bei Kai zu richtigen Charakter-Weinen. Den Freiraum, um diesen Weg gehen zu Den Freiraum, um diesen Weg gehen zu können, hat er sich über die Jahre erkämpft. Jetzt ist es sein erklärtes Ziel, Nierstein wieder an die Spitze zu führen. "Hier wachsen ganz spezielle Weine, aber dazu werden sie erst, wenn man der Natur ihren Spielraum lässt", erklärt er. Deshalb ist er auf ökologischen Weinbau umgestiegen und vergärt die Moste mit natürlichen Hefen. Altmodisch? Seine Weine sind so modern wie Kai selbst.

"Klein, eigenständig, wild." Das ist nicht nur Kai Schätzels Marketingkonzept, das ist sein Programm. Seitdem er 2008 in das Weingut seiner Eltern einstieg, dessen Inhaber er ein Jahr später wurde, hat er die Rebflächen zwar auf siebeneinhalb Hektar erweitert, aber überschaubar ist doch immer noch alles, und so soll es auch bleiben. Wie auch die Konzentration auf Riesling und Silvaner. Die Weine mit maximal zwölf Prozent Alkohol sind temperamentvoll und bodenbetont.

"Die Möglichkeit, unnachahmliche Dinge zu erzeugen", hat Kai Schätzel nach einem Betriebswirtschaftsstudium in Hamburg dann doch dazu gebracht, die über sechshundertfünzigjährige Tradition des Familienbetriebs fortzusetzen. Zuvor hat er sich in China über Handel und Import und in Kalifornien bei Gary Farrell eingehend über die Kellerarbeit informiert. Wie es auf einem Weingut zugeht, wusste der Winzersohn, der sich für "Wein und Sport und Wein" interessiert, schon längst. Seine Mutter Nanni Schätzel unterstützt ihn noch immer beim Vertrieb, und Otto Schätzel, sein Vater, der für die Staatsweingüter Rheinland-Pfalz arbeitet, ist sein erster und wichtigster Berater.

Der trockne 2011er Silvaner Querkopf, den Kai Schätzel zu seinem Lieblingswein erkoren hat, ist auf dem Roten Hang gewachsen; er stammt von achtzig Jahre alten Reben. Warum er ihm diesen spektakulären Namen gegeben hat, darüber lässt sich nur mutmaßen: Vielleicht als Hinweis auf einen Charakterzug des unkonventionellen Jungwinzers?

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No. 2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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