Ihr Kreditwesen-Weintipp von Ralf Frenzel

NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von Stuart Pigott Weingut Sander

Stefan Sander

Stefan Sander (Jahrgang 1970) hat es in einem Punkt wesentlich leichter als sein Vater und Großvater. Als das Wirtschaftswunder kam, begann der deutsche Weinbau vom guten Weg abzukommen. So wurden zum Beispiel Spritzmittel eingesetzt, die heute niemals mehr zugelassen würden, weil sie so giftig sind. Damals wurden sie als Allheilmittel gepriesen. Als Stefans Großvater Otto Heinrich sich dieser Entwicklung widersetzte, wurde er für verrückt erklärt. Auch Stefans Vater Gerhard musste jede Menge Spott einstecken, als er 1979 das Gut als Ökobetrieb zertifizieren ließ. Diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile haben sich viele konventionelle Weinbaubetriebe vom konventionelle Weinbaubetriebe vom chemischen Stickstoffdünger und von Insektiziden verabschiedet. Auch Stefan hat sich ohne große Worte dem Ziel verschrieben, konsequent biodynamisch zu arbeiten und dabei qualitativ ganz vorn dabei zu sein. Und das gelingt ihm immer besser - bei einer Jahresproduktion von immerhin zweihunderttausend Flaschen. Nicht zuletzt seiner Beharrlichkeit und der seiner Familie ist die neue gesellschaftliche Akzeptanz des Ökoweins zu verdanken.

Stefan Sander hat sich auf die Nachfolge im Gut der Familie sorgsam vorbereitet. In Weinsberg absolvierte er eine Ausbildung zum Weinbautechniker, im Rheingau, in der Schweiz, in Australien und Südafrika sah er sich in Weingütern um. 1994 kehrte er nach Mettenheim zurück, übernahm die Verantwortung für die Pflege der Weinberge und Weinherstellung und stellte auf biodynamische Bewirtschaftung um - die riskanteste und anspruchsvollste Form des ökologischen Anbaus. Leidenschaft für den Umgang mit der Natur hatte er schon immer.

Stefan Sander hat sich das Ethos seiner Väter zu eigen gemacht und verbindet mit der nachhaltigen, schonenden Anbauweise einen radikalen Qualitätsanspruch. Fünfundzwanzig Hektar bearbeitet das älteste biologisch wirtschaftende Weingut Deutschlands heute - Riesling, Spät- und Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Silvaner, Dornfelder und Merlot wachsen in den Mettenheimer Lagen, Schloßberg und Michelsberg und im Bechtheimer Geyersberg. Den Schwerpunkt bilden die trocknen Weißweine.

"Tiefer, samtiger Stoff" sei der 2012er Weißburgunder trocken aus dem Mettenheimer Michelsberg, einer zum Rheintal abfallenden Terrasse mit leichter Südostneigung. Der Lößlehm aus dem Quartär hat durch die jahrzehntelange ökologische Wirtschaftsweise einen besonders hohen Humusanteil. Zu würzigen, kräftigen Gerichten wie Rehrücken oder geschmortem Kaninchen passe der Weißburgunder am besten, verrät Stefan Sander über seinen Lieblingswein.

Weintipp aus der Zeitschrift: FINE

Das Weinmagazin - Special No. 2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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