Ihr Kreditwesen-Weintipp von Ralf Frenzel

NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von Stuart Pigott - Weingut Michael Teschke

Michael Teschke

Mit seiner langen blonden Mähne und den ausgeprägten Gesichtszügen ist Michael Teschke (Jahrgang 1968) nicht zu übersehen. Aber auch mit den gewagten Weinen seines kleinen Weinguts auf dem Laurenziberg, hoch über Gau-Algesheim, fällt er ziemlich aus dem Rahmen. Hier gibt es viel frische Luft, freie Gedanken und die für diesen Teil Rheinhessens traditionellen Rebsorten, vor allem Sylvaner (nur die alte Schreibweise lässt er zu) und Portugieser. Manche dieser Reben gehen zurück auf die Zeit, als seine Eltern als Flüchtlinge aus Ostpreußen hierher kamen. Vielleicht ist es der unbefangene Blick des Zugereisten, der Teschkes extrem eigenständige und oft sehr würzige Weine möglich macht. Experimentieren gehört hier zum Programm, aber auch, den Weinen Zeit zu lassen - im Fass und auf der Flasche. Einen Portugieser-Rotwein hat er neulich erst nach mehr als fünf Jahren auf den Markt gebracht. Gäbe es einen Preis für Wagemut im Weinbau, dann ginge er nach Rheinhessen - an Michael Teschke.

Nachfolger? Quereinsteiger? Neugründer? Auf Michael Teschke trifft alles zu. Eigentlich hätte der große Bruder die Nachfolge im Weingut von Detlef Teschke antreten sollen, aber der wollte nicht. Also wurde der Jüngere gefragt, und der wollte. Nach einer Winzerlehre im Weingut Merz in Ockenheim, einem zweimonatigen Aufenthalt in Neuseeland und einer Ausbildung zum Weinbautechniker gründete er im Jahr 2000 das vom Vater geerbte Weingut neu.

Auf mittlerweile sieben Hektar Rebfläche, darunter mehr als fünfzig Jahre alte Silvanerrebanlagen, baut er Silvaner, Spätburgunder, Riesling, Weiß- und Grauburgunder sowie Portugieser an; der Fokus liegt auf Silvaner und Portugieser: Allein zwölf verschiedene Silvanerspezialitäten einschließlich Sekt hat er im Angebot. Heuer wird auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt, weil Michael Teschke "keinen Bock mehr auf Fungizide" hat.

Der 2011er Vom Mühlweg ist ein komplexer Silvaner von über fünfzig Jahre alten Reben. "Reife Birnen- und Quittenaromen, gepaart mit Vanille, Nuss und dezenter Schokolade im Bukett, am Gaumen kraftvoll weich und füllig mit reifen gelben Früchten und feinen Holznoten, salzig im langen Finale", so charakterisiert Michael Teschke, der nebenher Gedichte schreibt, seinen Lieblingswein. Der Winzer, der im Weingut für alles zuständig ist, wünscht sich für die Zukunft, Kult zu werden. Mit solchen Weinen könnte ihm das gelingen.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No. 2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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