NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT

WEINGUT LOTHAR SCHNEIDER & TOCHTER

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Im Hofladen des Weinguts will Mirjam Schneider (Jahrgang 1982) nicht fotografiert werden: "Nein, hier ist das Reich meiner Mutter." Doch im Verkostungsraum lächelt sie entspannt in die Kamera. Das ist ihr Reich, ihre Bühne. Gerade die klare interne Aufteilung der Verantwortungsbereiche hat ihr die schnelle Entfaltung ihres Talents als Winzerin ermöglicht - wie das bei vielen anderen Jungwinzern auch der Fall ist. Bei einer Mirjam-Schneider-Verkostung fällt es immer schwer zu entscheiden, womit man anfangen soll, weil sie so viele verschiedene tolle Weine macht. Die konzentrierten und geschmeidigen trocknen Silvaner und Rieslinge mit fünf Sternen auf dem Etikett sind die weißen Spitzenweine. Aber dann gibt es noch die Fünf-Sterne-Abfüllungen von Spätburgunder, Portugieser und Merlot - üppige Rotweine mit viel Würze. Trotz des großzügigen Stils ist kein Wein plump, alkoholisch oder überdreht, sondern vor allem stark und mächtig. Das ist nicht unbedingt das, was man an der Endstation einer Mainzer Tramlinie erwartet.

Spätestens seit einem Schulpraktikum in der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Geisenheim stand für Mirjam Schneider klipp und klar fest, dass sie in die Fußstapfen ihres Vaters Lothar Schneider treten und Winzerin werden wollte. Nach der Schule folgte eine dreijährige Winzerausbildung, eine Weiterbildung zur Wirtschafterin für Weinbau und Önologie und zur Weinbautechnikerin. Praktika bei Neudorf Vineyards in Neuseeland und verschiedene Weinreisen nach Chile, Argentinien und Südafrika ließen sie nicht nur über den rheinhessischen Tellerrand blicken. 2002, noch während ihres Studiums, produzierte sie ihren ersten eigenen Jahrgang. Seit 2006 widmet sie sich an der Seite ihres Vaters ganz dem Betrieb.

Die wichtigsten Lagen des Sechs-Hektar-Gutes befinden sich in Laubenheim und Gau-Bischofsheim, wo die Lagenweine herkommen, in Bodenheim und Hechtsheim. Hinzu kommt eine Steillage im Niersteiner Pettenthal mit 28 Jahre alten Reben, die sie zusammen mit Eva Vollmer und Christine Huff gepachtet hat. In der Hauptsache erzeugt das Weingut Schneider Silvaner, Grauburgunder, Scheurebe, Spätburgunder und Portugieser. Stolze 70 Prozent davon werden ab Hof verkauft.

"Ich mag alle meine Weine", sagt Mirjam Schneider und tut sich schwer mit der Entscheidung für einen Favoriten. Doch dann nennt sie den Silvaner aus dem Laubenheimer Edelmann, nicht nur, weil Silvaner für Rheinhessen steht und im Weingut eine wichtige Rolle spielt, sondern auch, weil sie es spannend findet, aus der häufig verkannten Rebsorte das Besondere herauszuholen. Die kräftige, cremige Art des 2011ers verrät zum einen das Alter der Reben, die ihn hervorgebracht haben - 30 Jahre -, zum anderen seinen Standort aus purem Kalkstein. Das erklärt seine feine Mineralität, seinen zarten Schmelz und seine Aromen von gelben Früchten. Dieser Wein hat noch ein langes Leben vor sich.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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