Damals wollte niemand die steilen, mit alten Reben besetzten Weinberge haben, die sich Eva Fricke dann schnappte. Ritterlichen Mut hat sie bewiesen, als sie die straffe, gnadenlos rassige Stilistik ihrer Weine so brillant herausstellte, und entschiedene Hartnäckigkeit, um Preise am Markt durchzusetzen, die den weiteren Aufbau des Miniweinguts sichern. All das hat sie in kurzer Zeit eindrucksvoll geschafft. Wo ihr weiterer Weg hinführt? Ganz steil nach oben.
Gigantisch ist es immer noch nicht, das Weingut von Eva Fricke, aber immerhin sind aus den anfangs 0,24 Hektar nun vier geworden. Und mehr als sechs sollen es gar nicht werden. Das fast hundertprozentige Rieslinggut, etwas Weißburgunder und Silvaner sind auch dabei, arbeitet nach ökologischen Richtlinien; eine Zertifizierung gibt es nicht, wird aber langfristig angestrebt.
Die Liebe zur Natur und zum Wein und die Möglichkeit, die eigene Kreativität auszuleben, haben Eva Fricke dazu gebracht, den Winzerberuf zu ergreifen. Auf das eigene Weingut hat sie sich gründlich vorbereitet: nicht nur in Geisenheim, sondern auch durch ein Management-Studium an der European Business School. Auslandserfahrung sammelte sie in Spanien, Italien und Australien. Im September 2011 hat sie ihre Tätigkeit beim Weingut Leitz aufgegeben und konzentriert sich nun ausschließlich auf ihren Besitz. Der umfasst Lagen in Kiedrich und Steillagen in Lorch und Lorchhausen mit Schiefer- und Quarzitböden, die Weine von salziger Mineralität hervorbringen.
Das trifft auch auf Eva Frickes Lieblingswein zu, den trockenen 2012er Riesling aus dem Lorcher Schlossberg. Am Gaumen zeigt er ein wunderbares Restzucker- und Fruchtsäure-Spiel. Er ist saftig mit langem Finish und wirkt trotz seiner Opulenz sehr belebend durch seine elegante, finessenreiche Struktur. Seine salzige Mineralität, dezente Restsüße und animierende Säure passen gut zu Fisch und Meeresfrüchten.
Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No.2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag