Ein Beispiel dafür, wie die neue Winzergeneration das bisher kaum ausgeschöpfte Potenzial ihrer Familiengüter und Lagen zum Vorschein bringt, sind Julia und Johannes Landgraf: Plötzlich tritt ein weitgehend unbekanntes Weingut aus dem Schatten und präsentiert erstklassige Weine von bislang stiefmütterlich behandelten Lagen. Die Tradition des Gutes reicht in ihrem Kern bis in das 17. Jahrhundert zurück. Im Auf und Ab der Geschichte wurde es von verschiedenen Familien geführt und hat mehrfach seinen Namen gewechselt. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat Georg-Heinz Becker ein neues Weingutsgebäude in Gau-Odernheim gebaut und nannte es fortan Weingut Felsenkeller. Julia Landgraf, geborene Becker, übernahm 2006 gemeinsam mit ihrem Mann Johannes Landgraf das Gut. Das Paar setzt unter dem neuen Namen Becker Landgraf die Tradition von zwei Winzerfamilien fort.
Beide sind gelernte Winzer. Julia Landgraf hat nach ihrer Lehre in Geisenheim Önologie und Weinbau studiert. Der Jungwinzer Johannes Landgraf hat eine Fachschulausbildung zum Weinbautechniker absolviert. Das Gut führen sie gemeinsam. Julia Landgraf ist eher für die Qualität im Weinberg zuständig, während Johannes Landgraf verstärkt für Vinifikation und Ausbau der Weine verantwortlich ist. Ganz genau lassen sich in einem Familienweingut die Aufgaben nicht trennen, da generell jeder für alles zuständig ist. Der erste gemeinsam hergestellte Jahrgang war der von 2006: Weine von wunderschöner Reintönigkeit und eleganter Fruchtfülle. Seitdem wird mit jedem Jahrgang die Weinqualität verfeinert. Der Lieblingswein von Julia und Johannes Landgraf ist der 2007er Riesling aus dem Herrgottspfad in GauOdernheim, einer kalkhaltigen und tiefgründigen Toplage am Petersberg, die bislang außerhalb der Region unbekannt war. Der Riesling zeigt sich hier von seiner schönsten Seite: dicht und reintönig mit delikater, schattierter Frucht.
Porträt: Michael Link; Flasche: Thomas Jupa für Tre Torri Verlag
Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No.1
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag