Börsen

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Deutsche Börse, Euronext und Nyse
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Die New York Stock Exchange Nyse hat für die Euronext ein
Übernahmeangebot von rund 10 Milliarden US-Dollar beziehungsweise etwa
8 Milliarden Euro abgegeben. In zwei Ad-hoc-Mitteilungen vom 19. und
vom 23. Mai hat die Deutsche Börse ihre Vorstellungen von einem
Zusammenschluss mit der Euronext präzisiert. Vom Aufsichtsrat wie von
der Hauptversammlung der Euronext kommen dennoch Signale, die von
Beobachtern als Tendenzaussage für ein Zusammengehen mit der Nyse
gewertet werden. Eine Entscheidung soll aber einer außerordentlichen
Hauptversammlung vorbehalten bleiben. Und die Positionen der
Hegdefonds sind nicht so ganz klar und wandeln sich möglicherweise im
Übernahmepoker. Alle diese Schlaglichter spiegeln somit lediglich
einen Zwischenstand der Börsenkonsolidierung wider, wie er sich am 25.
Mai 2006 darstellt, der aber kurzfristige Reaktionen der Beteiligten
erwarten lässt.
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Die Deutsche Börse hat vorgeschlagen, den Zusammenschluss über eine
neue Gesellschaft zu realisieren, die den Aktionären von Deutscher
Börse und Euronext ein Angebot unterbreiten soll. Den Aktionären soll
die Möglichkeit geboten werden, ihre Aktien gegen eine Kombination aus
neuen Aktien und einer Barzahlungskomponente zu tauschen, die auf rund
2 Milliarden Euro veranschlagt wird. Die Synergien eines
Zusammenschlusses mit der Euronext taxiert die Deutsche Börse auf rund
300 Millionen Euro pro Jahr.
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Deutsche Börse: Fondshandel gestartet
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Kurz nach der Börse München (siehe Kreditwesen 10-2006) ist Mitte Mai
dieses Jahres an der Börse Frankfurt der Handel in Publikumsfonds
gestartet: Insgesamt rund 2 500 Fonds sind damit börsentäglich von 9
bis 20 Uhr in Echtzeit und ohne Ausgabeaufschlag handelbar. Die Börse
hat zwei so genannte Fondsspezialisten, die ähnlich wie Skontroführer
agieren, mit der Preisfeststellung und Liquiditätsbereitstellung
beauftragt. Diese Aufgabe nehmen die DBM Deutsche Börsenmakler GmbH
und die N.M.Fleischhacker AG wahr. Privatanleger sollen so von engen
Spreads profitieren, also geringen Spannen zwischen An- und
Verkaufspreis.
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In ihrem Fondshandelssegment hat die Börse produktabhängige
Mindestquotierungsvolumina zwischen 20 000 und 100 000 Euro sowie
Maximalspreads zwischen 0,5 Prozent und zwei Prozent definiert, die
die Preisqualität sicherstellen sollen. Für den Anleger gestalte sich
der Handel von Fonds dabei genauso einfach wie der Handel mit Aktien
über seine Hausbank, heißt es, ihm stehen alle bekannten Ordertypen
(zum Beispiel Markt-, Limit- und Stopp-Orders) zur Verfügung.
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Im Vergleich zu den Wettbewerbern im börslichen Fondshandel sieht sich
die Börse Frankfurt mit kostenlosen Real-Time-Handelsdaten gut
aufgestellt. Für aktuelle An- und Verkaufspreise für Fonds in
Frankfurt sei durch ausreichende Systemkapazitäten bei den
Fondsspezialisten gesorgt. Die jeweils aktuellen Fondspreise sowie
eine Produktübersicht sind im Internet unter
"www.boerse-frankfurt.com" abrufbar.
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Börse Stuttgart: neues Marktmodell
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Mit einem neuen Marktmodell will die Börse Stuttgart die Vorzüge des
elektronischen Handels mit denen der Skontroführerbörse verknüpfen. So
ist vorgesehen, dass die Verantwortung für die Preisfeststellung von
den Skontroführern (früher: Kursmakler) auf die Börse übergeht. Dies
bedeutet den Wechsel von der Skontroführerbörse zu einem
elektronischen Handelssystem gemäß § 25 Börsengesetz. Gleichzeitig
sollen die speziellen Eigenschaften einer Skontroführerbörse durch den
Einsatz so genannter Quality-Liquidity-Provider (QLP) sichergestellt
werden. Einen entsprechenden Abstimmungsprozess haben die Gremien der
Gruppe Börse Stuttgart Mitte Mai dieses Jahres mit der Entscheidung
abgeschlossen, bis spätestens 1. Januar 2007 ein neues Marktmodell für
den Handel mit verbrieften Derivaten einzuführen. Sukzessive soll im
Anschluss eine entsprechende Anpassung aller weiteren
Wertpapiersegmente folgen.
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Das neue Ressort Marktsteuerung werde künftig bei der Börse Stuttgart
AG angesiedelt sein. Gleichzeitig soll die Gesellschaft für die
Durchsetzung der Qualitätsanforderungen im Handel verantwortlich sein.
Der Börsenträger, die Baden-Württembergische Wertpapierbörse GmbH, der
sich seit der Trennung von der Börse Stuttgart AG im vergangenen Jahr
auf die mit der Trägerschaft der Baden-Württembergischen
Wertpapierbörse verbundenen öf-fentlich-rechtlichen Aufgaben
konzentriert, ist weiterhin für die Überwachung des Börsenhandels
zuständig.
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Weil das System einer elektronischen Preisermittlung nicht automatisch
Qualitätskontrolle und Liquiditätsspende beinhaltet, soll pro
Wertpapiersegment ein Quality- Liquidity-Provider tätig werden und die
Aufgaben der Liquiditätsspende und der Qualitätssicherung übernehmen,
wie sie ähnlich bisher der Skontroführer inne hatte. Aufgabe des QLP
werde es dabei sein, insbesondere im Derivatehandel
Plausibilitätsprüfungen (etwa der Emittenten-Quotes und der
Preisabfolge) durchzuführen sowie durch das Bereitstellen von
Liquidität Teilausführungen zu vermeiden und die
Ausführungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Das auf Privatanleger zielende
Auktionsprinzip sowie das "Best-Price"-Prinzip und das
"Best-Size"-Prinzip werden erhalten bleiben. Emittenten können im
neuen Marktmodell künftig zwischen unterschiedlichen Intensitätsstufen
beim Handel ihrer Produkte wählen, heißt es von der Börse. Vorgesehen
sind im Derivatehandel derzeit drei unterschiedliche Handelsmodelle,
die sich durch den Grad der Liquiditätsspende des QLP unterscheiden.
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Im elektronischen Handel mit verbrieften Derivaten wird künftig die
Euwax AG der QLP am Börsenplatz Stuttgart sein. Bereits Anfang 2003
hatte der Börsenverein die Satzungsmehrheit an der Euwax AG erworben.
Die Anbindung und Abwicklung der Geschäfte erfolge weiterhin über das
Orderrouting- und Handelssystem Xontro. Gleichzeitig sollen die
peripheren Systeme weiterentwickelt werden. Diese seien so konzipiert,
dass sie auch an eine andere Handelsplattform angedockt werden können.

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