Gespräch des Tages

Exchange Traded Funds - Keine klassischen Indexfonds mehr

Eine reine Modeerscheinung sind sie längst nicht mehr. Bereits seit Monaten weist der Markt für börsengehandelte Indexfonds einen Wachstumstrend auf. Glaubt man den internationalen Marktzahlen von Blackrock, stieg das in ETF verwaltete Vermögen allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 4,4 Prozent auf knapp 1,1 Billionen US-Dollar an. Zur Orientierung: Der MSCI World als Marktindex hat im gleichen Zeitraum um lediglich 2,7 Prozent zugelegt.

Deutlicher noch als die in Exchange Traded Funds angelegten Gelder aber steigt das Produktangebot. So erhöhte sich die Zahl der angebotenen Fonds im ersten Quartal 2010 laut Blackrock um 9,4 Prozent auf gut 2130 - also in etwa um 200 neue Produkte. Mehr als 800 weitere sollen sich dem Vernehmen nach bereits in der Pipeline befinden. Beides zusammen genommen entspräche einem beeindruckenden Angebotswachstum von rund 50 Prozent. Das ist der Tatsache geschuldet, dass es längst nicht mehr nur Privatanleger sind, die sich dem Anlagevehikel widmen, sondern dass auch institutionelle Investoren verstärkt in ETF handeln. Der Blick auf das tägliche durchschnittliche Handelsvolumen legt Entsprechendes nahe: Dieses stieg international von Januar bis März 2010 um knapp ein Fünftel auf rund 60 Milliarden US-Dollar an.

Allein der europäische Markt hat sich in den ersten Monaten des laufenden Jahres unterdurchschnittlich entwickelt. Gemessen am verwalteten Volumen stand hier bei Nettozuflüssen von 8,5 Milliarden Euro ein Wachstum von etwa drei Prozent auf knapp 170 Milliarden Euro zu Buche. Aus Sicht einiger Anbieter besteht in Europa noch wertvolles Potenzial. Etwa will nun der bislang auf Total-Re-turn-Produkte spezialisierte österreichische Anbieter C-Quadrat mit einer neuen Fondspalette auf dem ETF-Markt aktiv werden: Auf Basis eines mehrstufigen Index sollen in Zusammenarbeit mit der Commerzbank als KAG und der Deutschen Börse als Berechnungsstelle Produkte zunächst auf den Euro Stoxx 50 und später den FTSE 100, den S&P 500 oder den Bund-Future angeboten werden.

Weil nun aber ETFs auf die gängigen Indizes längst am Markt zu finden sind, hat sich C-Quadrat etwas Verzwickteres ausgedacht: Auf Basis von sieben eigenen Indikatoren soll eine Outperformance gegenüber dem zugrunde liegenden Euroland-Index realisiert werden, ohne dabei aktives Management zu betreiben. Fachmännisch ausgedrückt handelt es sich dabei um eine regelgebundene Long-/ Short-/Cash-Strategie. Und genau an dieser Stelle dürften sich zumindest in der Anfangsphase auch die größten Schwierigkeiten zeigen. Denn die komplizierte Konstruktion transparent und verständlich gegenüber potenziellen Anlegern darzustellen, wird nicht leicht werden, insbesondere bei Privatanlegern. "Einfachere" Ansprechpartner dürften sich derweil bei institutionellen Investoren finden, denen man zur Risikostreuung und Diversifizierung ein neues Instrument an die Hand geben kann. Und wieso nicht einen Spezialfonds auf Basis des Rechenwerks?

Von einem klassischen Indexfonds kann bei den jüngst vorgestellten "iQ ETF" also kaum mehr die Rede sein. Vielmehr handelt es sich um eine indikatorenbasierte, automatisierte Anlagestrategie. Letztere baut allerdings auf historischen Daten auf, die oftmals nicht direkt auf aktuelle Marktsituationen übertragbar sind. Zudem kann der verwendete Hebel entgegen der oft gängigen Wahrnehmung bei ETF gleichermaßen zu besseren Chancen, aber auch zu höheren Risiken und größerer Volatilität führen. Bis Konzept und mögliche Gefahren dem potenziellen Anleger wirklich klar geworden sind, hat der österreichische Anbieter also im Spannungsfeld zwischen Vertrauen, Rendite und Anlagestrategie noch einen gehörigen Klotz an Aufklärungsarbeit vor sich.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X