Bilanzen

Die fünf Großbanken im Geschäftsjahr 2007

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG

Vergleichsweise geringe Belastungen durch Subprime-Krise im Jahr 2007 deutlicher Anstieg des originären Zinsgeschäfts - leichter Rückgang von 1,8% beim Provisionsüberschuss - gesunkene Verwaltungsaufwendungen - Vorsteuerergebnis um 83,1% gesteigert

Dass die Hypovereinsbank die Kreditkrise zumindest im Jahr 2007 besser überstanden hat, als einige andere deutsche und europäische Institute, liegt an ihrem vergleichsweise geringen Subprime-Portfolio: Im zweiten Halbjahr führte eine Neubewertung der strukturierten Wertpapiere mit einem Volumen von insgesamt 12,1 Mrd. Euro bei der Unicredit-Tochter zu Belastungen von 344 Mill. Euro, von denen 47 Mill. Euro aus direkten Sub-prime-Engagements stammen. Das geringe Exposure ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass das gesamte Investmentbanking des Mutterkonzerns bei der HVB gebündelt ist.

Eine wichtigere weil strukturelle Schwachstelle im Geschäft der Münchener Bank bildet trotz einiger Erfolge bei vermögenden Kunden in den letzten Jahren bereits seit längerer Zeit das Privatkundengeschäft. Insbesondere im Retail-Segment, in dem die HVB nicht einmal die Kapitalkosten erwirtschaften kann, besteht erheblicher Nachholbedarf. Solange in den eigenen Reihen noch umgebaut werden muss tut das Institut also gut daran, Überlegungen zu möglichen Akquisitionen etwa der zum Verkauf stehenden Postbank - von vornherein eine Absage zu erteilen.

Im Anstieg des Überschusses im originären Zinsgeschäft gegenüber dem Vorjahr um 19,2% auf 3,75 (3,15) Mrd. Euro wirkt sich der Mittelzufluss aus der Veräußerung der im Rahmen der Konzernneuordnung nach der Übernahme durch die Unicredit aufgegebenen Geschäftsbereiche (etwa der Bank Austria Creditanstalt) deutlich begünstigend aus. Dazu gehören neben dem Zufluss der vertraglich vereinbarten Kaufpreisverzinsung für den Zeitraum seit der außerordentlichen Hauptversammlung im Oktober 2006 bis zum tatsächlichen Zeitpunkt der Veräußerung sowie der Anlage der Veräußerungsgewinne auch der Wegfall der Refinanzierungsaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr.

Die im April 2007 auf die HVB AG übertragenen Investmentbanking-Aktivitäten der Unicredit Banca Mobiliare S.p. A. (UBM) wirkten sich aufgrund von Refinanzierungen der Handelsbestände derweil negativ auf den Zinsüberschuss von 4,13 (3,40) Mrd. Euro aus. Diese Aufwendungen, so merkt die Bank gleichsam an, stehen in direktem Zusammenhang mit dem positiven Handelsergebnis aus diesen Investmentbanking-Aktivitäten. Dagegen standen deutlich gestiegene, sogenannte handelsinduzierte Zinskomponenten an anderen Stellen in der Division Markets & Investmentbanking innerhalb der HVB AG.

Im Provisionsgeschäft verdiente die Bank im Berichtsjahr 1,72 (1,75) Mrd. Euro. Der leichte Rückgang um 1,8% im vergangenen Jahr ist in fehlenden Erträgen durch den Verkauf der Activest-Gesellschaften zum Halbjahr 2006 und durch die Veräußerung der Norddeutsche Investment-Gesellschaft mbH (Nordinvest) und Indexchange im Januar 2007 begründet, heißt es von der Bank. Im Vergleich der fünf hier besprochenen Institute liegt das Verhältnis von Provisions- zu Zinsüberschuss mit 41,7 (51,6)% bei der HVB deutlich niedriger als bei den anderen Banken. Im starken Gegensatz verdiente die Deutsche Bank sogar mehr im Provisions- als im Zinsgeschäft. Bei der Postbank (63,8 nach 65,3%), der Commerzbank (78,4 nach 74,3%) und der Dresdner Bank (93,6 nach 106,6%) liegt die entsprechende Kennzahl zwischen den beiden Extremen.

Nach guten Quartalsergebnissen von 350 und 469 Mill. Euro im ersten Halbjahr 2007 lassen sich die Auswirkungen der Finanzmarktturbulenzen am Handelsergebnis der HVB gut nachvollziehen. So wurden im dritten Quartal lediglich 38 Mill. Euro erwirtschaftet, in den letzten drei Monaten stand dann ein - obschon vergleichsweise geringer - Fehlbetrag von 265 Mill. Euro zu Buche. Insgesamt liegt das Ergebnis in diesem Bereich mit 592 (768) Mill. Euro mit 22,9% auch deutlich unter dem Vorjahreswert. Insbesondere beim Nettoergebnis aus Finanzinstrumenten traten die bereits genannten Belastungen in Höhe von 344 Mill. Euro im Wesentlichen aus Bewertungsergebnissen, aber auch aus Realisierungserfolgen bei ABS-Portfolios sowie zu weiteren Aufwendungen im Bereich Structured Credit zutage. Positiv zum Handelsergebnis beigetragen hat die Einbeziehung der Investmentbanking-Aktivitäten der UBM mit 375 Mill. Euro.

Dass durch gegenüber dem Vorjahr um 3,2% auf 3,58 (3,70) Mrd. Euro rückgängige Verwaltungsaufwendungen ein Teil der Verluste wieder wettgemacht werden konnte, lag bei den Personalkosten im Wesentlichen an der Reduzierung des Personalstands und niedrigeren Aufwendungen für erfolgsabhängige Bonuszahlungen in der Division Markets & Investmentbanking. Bereinigt um Erst- und Entkonsolidierungseffekte habe sich der gesamte Verwaltungsaufwand um 5,0% reduziert.

Im Anstieg des operativen Ergebnisses der HVB Group um mehr als ein Drittel auf 3,04 (2,26) Mrd. Euro will die Bank die bereits in den Vorjahren eingeleiteten strukturellen Verbesserungsmaßnahmen bestätigt wissen. Diese Produktivitätssteigerung führte darüber hinaus zu einer um 8,0 Prozentpunkte auf 54,1% deutlich verbesserten Cost Income Ratio (Quotient aus Verwaltungsaufwand und den gesamten operativen Erträgen).

Mit 161 (164) Mill. Euro lagen die Aufwendungen für Zuführungen zu Rückstellungen im Berichtsjahr etwa auf dem Niveau des vorherigen Jahres. Für das Geschäftsjahr 2007 weist die HVB Group im GuV-Posten Aufwendungen für Restrukturierungen einen Auflösungssaldo in Höhe von 13 Mill. Euro aus. Dabei wurden Aufwendungen für im Berichtsjahr eingeleitete Restrukturierungsmaßnahmen der Division Markets & Investmentbanking (minus 27 Mill. Euro) und im Bereich Group Corporate Center (minus 12 Mill. Euro) durch Erträge aus der Auflösung von in Vorjahren gebildeten Restrukturierungsrückstellungen im Bereich Group Corporate Center überkompensiert. Die Kreditrisikovorsorge reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr erheblich von 42,6% auf 536 (933) Mill. Euro.

Als Folge der genannten Entwicklungen stieg das Ergebnis vor Steuern gegenüber dem Vorjahr um 83,1% auf 2,96 (1,62) Mrd. Euro an. Auch bereinigt um die positiven Sondereffekte aus der Kaufpreisverzinsung in Folge der Veräußerung aufgegebener Geschäftsbereiche (93 Mill. Euro), aus den Veräußerungsgewinnen der Indexchange (219 Mill. Euro), der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (113 Mill. Euro) und der FMS Bank (292 Mill. Euro) sowie um Aufwendungen für Restrukturierungen übertrifft das Ergebnis vor Steuern des Berichtsjahres (dann 2,23 Mrd. Euro) das Vorjahresergebnis deutlich.

Personalien: Aufsichtsrat: Alessandro Profumo (Vorsitzender), Peter König (stellvertretender Vorsitzender), Dr. Lothar Meyer (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Dr. Wolfgang Sprißler (Sprecher bis 31. Dezember 2008), Willibald Cernko (bis 30. April 2008), Stefan Ermisch (seit 21. März 2007), Rolf Friedhofen, Henning Herbert Gerhard Giesecke (seit 1. Mai 2008), Heinz Laber, Dr. Stefan Schmittmann (bis 30. April 2008), Ronald Seilheimer (bis 31. Dezember 2008), Matthias Sohler (bis 30. April 2008), Andrea Umberto Varese (bis 30. April 2008), Andreas Wölfer (bis 30. April 2008)

Commerzbank AG

Stabiles Immobiliengeschäft - Essen Hyp geschlossen - Konzernüberschuss um ein Fünftel höher - Risikovorsorge halbiert - gesunkene Personalaufwendungen im Vorjahresvergleich deutlich höhere Sachkosten - Eigenkapitalrendite bei 15,4% - Bilanzsumme um 1,3% auf 616,5 Mrd. Euro angestiegen

Die Neuausrichtung der Frankfurter Commerzbank AG hatte mit der Übernahme der Eurohypo AG im Herbst 2005 seinen bisherigen Höhepunkt. Die Einbindung in den Konzern war soweit erfolgreich: Der Blick auf die Geschäftsentwicklung des Jahres 2007, also dem Jahr zwei mit dem

Eschborner Immobilieninstitut unter dem Dach der gelben Bank, zeigt für das Geschäftssegment Commercial Real Estate ein nahezu konstantes Vorsteuerergebnis von rund 450 Mill. Euro und damit einen Anteil am Konzernergebnis von nicht ganz einem Fünftel. (Zum Vergleich: Der Bereich Privat- und Geschäftskunden erbrachte 16% des gesamten Ergebnisses vor Steuern, die Mittelstandsbank steuerte fast genau die Hälfte der insgesamt 2,5 Mrd. Euro bei.)

Dabei musste die Bank eine Neubewertung des Bestands an Residential Mortgage Backed Securities (RMBS) vornehmen - diese Abschreibungen herausgerechnet hätte sich das Segmentergebnis im Vorjahresvergleich verbessert. Sowohl beim Zins- wie auch beim Provisionsüberschuss konnte in dem Bereich deutlich zugelegt werden, die Ausrichtung auf margenstärkeres Geschäft hat nach Andeutungen der Bank dazu wohl genauso beigetragen wie die Neuzusagen in der Immobilienfinanzierung bei der Eurohypo von fast 37 Mrd. Euro. Auch über die Immobilienfondstochter Commerz-Real wurde ein gestiegener Ergebnisbeitrag generiert.

Ihr Staatsfinanzierungsgeschäft (Public Finance) will die Commerzbank mit der Verschmelzung der Hypothekenbank in Essen AG (Essen Hyp) per 1. Januar 2008 auf die Eurohypo AG stärken. Ein einheitlicher Marktauftritt und eine Bündelung von Geschäft sollen dabei die notwendigen Synergien bringen. Die Commerzbank-Gruppe hatte die Essen Hyp Anfang 2008 durch den Erwerb des zuvor von der Dr. Schuppli-Gruppe gehaltenen 49-prozentigen Anteils vollständig übernommen (siehe auch Gespräch des Tages in Kreditwesen 4-2008).

Angesichts der andauernden "Schreckensmeldungen" aus der Finanzbranche gibt sich die Commerzbank mit der Ertragsentwicklung 2007, der letzten Berichterstattung unter der Ägide des scheidenden Vorstandssprechers Klaus-Peter Müller, durchaus zufrieden. Um ein sattes Fünftel auf 1,92 Mrd. Euro stieg der Konzernüberschuss gegenüber dem Vorjahr an. Orientiert man sich am Geschäftsbericht des vergangenen Geschäftsjahres, hat die Immobilienkrise in den USA bei der Commerzbank 2007 keinen größeren strukturellen Schaden verursacht. Gleichwohl weist die Konzern-GuV im Segment Corporates & Markets (insbesondere bei der Filiale New York) deutlich höhere Wertberichtigungen im Kreditgeschäft aus. Insgesamt verringerte sich dennoch die Risikovorsorge um 45,4% auf 479 Mill. Euro. Ein Großteil daran ist indes hohen Auflösungen von inländischen Wertberichtigungen in der Mittelstandsbank geschuldet, die hier sogar einen positiven Saldo ausweist.

Ein interessantes Bild ergibt sich beim Vergleich des Verhältnisses der Kreditrisikovorsorge zum Zinsüberschuss der fünf hier besprochenen Institute. Beläuft dieser sich bei der Commerzbank auf 11,9% (nahezu halbiert übrigens im Vorjahresvergleich), liegen Deutsche Bank mit 6,9 (4,3)% und Dresdner Bank mit 4,3 (-)% deutlich darunter. In München und Bonn ergeben sich währenddessen mit 13,0 (27,4)% beziehungsweise 15,1 (15,6)% höhere Werte. Der Zinsüberschuss nach Risikovorsorge stieg bei der gelben Frankfurter Bank um 15,8% auf 3,54 Mrd. Euro an.

Im Anstieg des Provisionsüberschusses um 7,6% auf 3,15 Mrd. Euro spiegelt sich neben dem besseren Abschneiden des Immobiliengeschäfts die vor allem im ersten Halbjahr lebhafte Entwicklung an den Aktienmärkten wider: Im Wertpapiergeschäft wurde ein Plus von 14,8% erwirtschaftet. Den Rückgang des Provisionsüberschusses in der Vermögensverwaltung erklärt die Bank mit der Entkonsolidierung der Jupiter International Group.

Ganz konnte sich die Commerzbank den Marktturbulenzen dann aber doch nicht entziehen. So verringerte sich das Handelsergebnis um 20,9% auf 879 Mill. Euro. Vor allem aber im Ergebnis aus Finanzanlagen schlagen sich die Belastungen aus der US-Subprime-Krise nieder. So mussten Wertberichtigungen in Höhe von 583 Mill. Euro auf den gesamten Subprime-Bestand von 1,2 Mrd. Euro vorgenommen werden. Durch den Verkauf verschiedener Beteiligungen, in erster Linie der Jupiter International Group, konnte im Ergebnis aus Finanzanlagen dennoch ein insgesamt positiver Saldo von 126 Mill. Euro ausgewiesen werden - allerdings nach deutlich höheren 770 Mill. Euro im Vorjahr.

Beim Verwaltungsaufwand konnte die Bank zwar durch den Jupiter-Verkauf Geld einsparen - der Personalaufwand ging um 1,5% auf 3,08 Mrd. Euro zurück. Dass unter dem Strich insgesamt dennoch mit 5,37 Mrd. Euro 3,1% mehr ausgegeben wurde, so die Bank, lag am deutlichen Anstieg der Wachstumsprogramme im Segment Privat- und Geschäftskunden sowie bei der BRE Bank: Der Sachaufwand nahm um 13,0% auf 1,97 Mrd. Euro zu.

Als Saldo aller genannten Erträge und Aufwendungen weist das Institut ein operatives Ergebnis von 2,51 Mrd. Euro aus. Das sind 5,1% weniger, im Wesentlichen verursacht durch die Subprime-Belastungen. Da im Gegensatz zum Vorjahr kaum Restrukturierungsaufwendungen anfielen, war das Ergebnis vor Steuern mit 2,51 Mrd. Euro gleichwohl um 4,5% höher als 2006. Die Steuerposition belief sich auf 580 (595) Mill. Euro.

Unter dem Strich der GuV kann die Bank noch eine kleine Erfolgsmeldung verbuchen: Mit einer Eigenkapitalrendite auf den Konzernüberschuss von 15,4% (nach 14,2% im Vorjahr) hat sie die selbst gesetzte mittel- bis langfristige Zielmarke von mehr als 15% erreicht. An bilanziellem Gewicht hat das Frankfurter Institut im letzten Jahr übrigens - anders als der blaue Branchenprimus - kaum zugelegt: Die Bilanzsumme des Commerzbank-Konzerns ist im Jahresverlauf 2007 leicht um 1,3% auf 616,5 Mrd. Euro gestiegen.

Personalien: Aufsichtsrat: Dr. h.c. Martin Kohlhaussen (Vorsitzender bis 15. Mai 2008), Uwe Tschäge (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Klaus-Peter Müller (Sprecher bis 15. Mai 2008), Frank Annuscheit (seit 1. Januar 2008), Markus Beumer (seit 1. Januar 2008), Martin Blessing (Sprecher ab 15. Mai 2008), Wolfgang Hartmann, Dr. Achim Kassow, Bernd Knobloch, Klaus M. Patig (bis 31. Januar 2007), Michael Reuther, Dr. Eric Strutz, Nicholas Teller (bis 30. Mai 2008)

Deutsche Bank AG

Zinsüberschuss um ein Viertel angestiegen - höhere Erträge im Kreditgeschäft nach Übernahme von Berliner Bank und Norisbank - Ergebnis aus zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerten/Verpflichtungen deutlich rückläufig - Anstieg bei Personal- (plus 5%) und Sachaufwand (plus 13%) - Risikovorsorge im Kreditgeschäft verdoppelt - Jahresüberschuss nach leicht geringerer Steuerquote bei 6,5 (6,08) Mrd. Euro - Business Alignment Programm abgeschlossen

Ungewohnt, nicht in den beiden Zwillingstürmen in der Frankfurter Taunusanlage - dort wird bis Ende 2009 renoviert und modernisiert -, sondern in der Nähe des Messegeländes der Finanzmetropole residiert derzeit die Firmenzentrale der Deutschen Bank AG. Mit einer Bilanzsumme von 2,02 Billionen Euro per Jahresende 2007 sieht sich der Branchenprimus nicht nur als größte Bank des Landes (immerhin ist sie nach der Bilanzsumme dreimal so groß wie die Commerzbank), sondern erhebt auch europäische und weltweite Ansprüche. Im vorliegenden Konzernabschluss nach IFRS mit einbezogen sind die Segmente Corporate and Investment Bank (CIB) mit den beiden Unternehmensbereichen Corporate Banking & Securities (CB&S) und Global Transaction Banking (GTB), Private Clients and Asset Management (PCAM) mit den beiden Unterbereichen Asset and Wealth Management (AWM) Private & Business Clients (PBC) sowie Corporate Investments (CI).

"Netto keine Abschreibungen" im vierten Quartal 2007 - was der Vorstandsvorsitzende der großen blauen Bank zur Bilanzpressekonferenz 2007 zu verkünden hatte, fiel im Lichte der Finanzkrise und ihrer Negativschlagzeilen äußerst positiv auf. Allein die Freude durfte nur von kurzer Dauer sein, denn schon ein paar Wochen später, zur Verkündung der Ergebnisse der ersten drei Monate 2008 sah die Situation längst nicht mehr so erfreulich aus: Rund 2,5 Mrd. Euro an Belastungen bei Krediten und Kreditzusagen im Leveraged-Finance-Geschäft, bei der Finanzierung von gewerblichen Immobilien und bei verbrieften US-Wohnungsbaukrediten seien angefallen. Damit steht der deutsche Primus zwar immer noch besser da als viele internationale Wettbewerber.

So glimpflich aus der Affäre ziehen, wie zunächst angenommen, konnte er sich aber nicht. Immerhin bleiben jetzt noch weitere neun Monate, um bis zum Jahresabschluss GuV und Bilanz auf Vordermann zu bringen. Einen neuen "Rekordgewinn" in der Nähe der 8,7 Mrd. Euro vor Steuern des Jahres 2007 unter den Strich zu bekommen, gehört allerdings nicht mehr zu den leichteren Übungen. Auf eine entsprechende Ergebnisprognose wurde anders als bei der Jahres-Pressekonferenz bei der Vorlage der Quartalszahlen lieber verzichtet.

Dass die Ertragsstruktur der Deutschen Bank an vielen Stellen durchaus die Solidität aufweist, die ihr die Führung des Instituts so gerne bescheinigt, wird beim Blick auf die GuV deutlich: Der Anstieg des Zinsüberschusses in der Gesamtbank um 26% auf 8,8 (7,0) Mrd. Euro liegt in der Gegenüberstellung der fünf größten Institute des Landes noch einmal ein deutliches Stück über den Werten der Wettbewerber. Er lässt sich, zumindest zu großen Teilen, auf den CIB-Bereich Sales & Trading (Debt) zurückführen. Doch was an der einen Stelle ein Plus verursachte, kehrte sich an einer anderen Stelle gleich wieder in ein Minus um (siehe unten; die positive Entwicklung beim Zinsgeschäft wurde durch damit in Verbindung stehende rückläufige Ergebnisse aus zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerten/Verpflichtungen weitgehend ausgeglichen). Im Kreditgeschäft konnte die Deutsche Bank durch höhere Volumina nach der Übernahme der Berliner Bank und der Norisbank ebenfalls höhere Zinserträge erwirtschaften.

Für einen außenstehenden Betrachter ist die direkte Gegenüberstellung der Geschäftsentwicklung verschiedener Institute übrigens allein schon aufgrund der unterschiedlichen Gewichtung einzelner Geschäftsbereiche nur schwer möglich. Spätestens mit der Umstellung der Bilanzierung auf die internationalen Reportingstandards IFRS wird dies durch deutlich breitere Gestaltungsmöglichkeiten noch weiter eingegrenzt; selbst die Entwicklung über die einzelnen Quartale lässt sich anhand der Finanzberichte mitunter nur schwer erkennen.

Zur Struktur - und damit zur Vergleichbarkeit - etwa der GuV-Position Zinsüberschuss merkt das Frankfurter Institut an: "Unsere Handels- und Risikomanagementaktivitäten umfassen erhebliche Aktivitäten in Zinsinstrumenten und zugehörigen Derivaten. Nach IFRS werden Zinsen und ähnliche Erträge aus Handelsinstrumenten und zum Fair Value klassifizierten Finanzinstrumenten (zum Beispiel Kupon- und Dividendenerträge) sowie die Refinanzierungskosten für Handelsaktiva als Bestandteil des Zinsüberschusses ausgewiesen. Abhängig von zahlreichen Faktoren, zu denen auch Risikomanagementstrategien gehören, werden die Erträge aus unseren Handelsaktivitäten entweder unter Zinsen und ähnlichen Erträgen oder unter dem Ergebnis aus zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerten/Verpflichtungen ausgewiesen. Diese Faktoren können von Periode zu Periode unterschiedlich gelagert sein. Um diese Entwicklung geschäftsorientiert analysieren zu können, untergliedern wir die Summe aus Zinsüberschuss und Ergebnis aus zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerten/Verpflichtungen nicht nach der Art der erzielten Erträge, sondern nach Konzernbereichen beziehungsweise innerhalb des Konzernbereichs Corporate and Investment Bank nach Produkten."

Wie die Finanzkrise ihre Spuren in der GuV der Deutschen Bank hinterlässt, wird unter anderem beim Ergebnis aus zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerten/Verpflichtungen aus CIB - Sales & Trading (Debt und sonstige Produkte) deutlich, das um 35% auf 2,1 Mrd. Euro sank: Einer schwächeren Performance im kreditbezogenen Geschäft infolge der "außergewöhnlich schwierigen" Marktsituation im zweiten Halbjahr 2007 wird dies geschuldet, heißt es von der Bank. Der Anstieg des Ergebnisses aus zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerten/Verpflichtungen im Bereich Sales & Trading (Equity) führt man währenddessen auf Verbesserungen im kundenbezogenen Geschäft zurück. Insbesondere das Leveraged-Fi-nance-Geschäft hat zu einem Rückgang des Ergebnisses aus zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerten/ Verpflichtungen in der Position "Sonstige" geführt, in erster Linie durch Marktwertverluste aus Krediten und Kreditzusagen.

Mehr als verdoppelt hat sich zudem die Risikovorsorge im Kreditgeschäft; sie belief sich 2007 auf 612 Mill. Euro gegenüber 298 Mill. Euro im Vorjahr. Die Zahl spiegelt Nettozuführungen von 109 Mill. Euro im Konzernbereich CIB (einschließlich einer "signifikanten" Neubildung für eine einzelne Geschäftsbeziehung, der teilweise Auflösungen gegenüberstanden) wider, verglichen mit Nettoauflösungen von 94 Mill. Euro im Vorjahr. Im Konzernbereich PCAM stieg die Risikovorsorge im Berichtsjahr um 28% auf 501 Mill. Euro an, überwiegend aufgrund von Neubildungen im Unternehmensbereich PBC.

Auch wenn die Deutsche Bank wieder stärker die Bedeutung des Privatkunden für sich entdeckt hat, so war es beim Provisionsgeschäft die Einheit Corporate and Investment Bank (CIB), die für einen Überschuss sorgte. Aufgrund eines wachsenden Beratungsgeschäfts sowie gestiegenen Volumina und einer erhöhten Marktaktivität in Asien bei Produkten im Bereich Sales & Trading (Equity) in diesem Unternehmensbereich lag der Provisionsüberschuss mit 12,3 Mrd. Euro um 10% über dem Vorjahreswert. Auch bei sonstigen Dienstleistungen lag der Überschuss über dem Niveau des vergangenen Jahres (und zwar um 252 Mill. Euro), im Wesentlichen durch Zuwächse in Sales & Trading (Equity) von CIB und in PBC in Deutschland.

Sonstige Erträge ergaben sich aus einer Sale-und-Leaseback-Transaktion für eine Wall-Street-Immobilie, aus höheren Erträgen aus konsolidierten Investments sowie aus gestiegenen Versicherungsbeiträgen nach der Akquisition der Abbey Life Assurance Company Limited. Insgesamt beliefen sie sich 2007 auf 1,3 Mrd. Euro, was einem Anstieg von fast 900 Mill. Euro gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Dass der Personalaufwand im Jahresvergleich um 624 Mill. Euro oder 5% anstieg, lag zum einen an höheren Aufwendungen für Gehälter. Als (Teil-)Grund dafür lässt sich schnell die um knapp 9 500 Personen gestiegene Mitarbeiterzahl (auf Vollzeitbasis) ausmachen. Zum anderen trugen aber auch höhere Aufwendungen aufgrund aktienbasierter Vergütungen - infolge einer Neudefinition der Vorruhestandsregeln - zu dieser Entwicklung bei. Darüber hinaus erhöhten sich die Abfindungszahlungen im Berichtsjahr um 72 Mill. Euro. Der Sach- und sonstige Aufwand lag mit 7,95 (7,07) Mrd. Euro um 13% über dem Wert des Vorjahres - hier schlugen insbesondere EDV-Aufwendungen sowie Mieten und Aufwendungen für Gebäude zu Buche.

Insgesamt erwirtschaftete das größte deutsche Kreditinstitut ein Vorsteuerergebnis von 8,75 (8,34) Mrd. Euro. Der Ertragsteueraufwand belief sich auf 2,24 Mrd. Euro im Vergleich zu 2,26 Mrd. Euro im Vorjahr. Die effektive Steuerquote betrug 25,6% im Jahr 2007 und 27,1% im Jahr 2006. Unter dem Strich verblieb damit ein Jahresüberschuss in Höhe von 6,5 (6,08) Mrd. Euro.

Personalien: Aufsichtsrat: Dr. Clemens Börsig (Vorsitzender), Dr. Karl-Gerhard Eick (stellvertretender Vorsitzender), Heidrun Förster (stellvertretende Vorsitzende); Vorstand: Dr. Josef Ackermann (Vorsitzender), Dr. Hugo Bänziger, Anthony Di Iorio, Stefan Krause und Hermann-Josef Lamberti

Deutsche Postbank AG

Versicherungsaktivitäten neu geordnet

- Veränderungen im Vorstand - neues Strategieprogramm "Next Step" - Verkaufsüberlegungen bei der Konzernmutter - wenig Belastung durch Finanzmarktverwerfungen - Gesamterträge um 3,3% angestiegen - Vorsteuerergebnis von gut einer Mrd. Euro - Jahresüberschuss um ein Viertel gesteigert

Das Geschäftsjahr 2007 war ein ereignisreiches für die Deutsche Postbank AG. Gleich zum Jahresbeginn wurde die Zahlungsverkehrseinheit der Hypovereinsbank, München, übernommen. Zum 30. Juni letzten Jahres schied Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann nach über acht Jahren an der Spitze des Postbank Konzerns als Vorstandsvorsitzender aus, Dr. Wolfgang Klein ist sein Nachfolger.

Mitte Juli 2007 wurden darüber hinaus die Versicherungsaktivitäten neu geordnet und BHW Leben sowie PB Versicherungen an die Talanx-Gruppe verkauft; gleichzeitig hat die Deutsche-Post-Tochter einen langfristigen Kooperationsvertrag zum Vertrieb von Lebens- und Unfallversicherungen mit dem Versicherer abgeschlossen. Mitte September 2007 vereinbarten Postbank und Huk-Coburg eine Vertriebspartnerschaft. Am Nikolaustag wurde darüber hinaus das strategische Programm "Next Step" vorgestellt. Danach will sich die Bank neben Kosteneffizienz und Vertriebskraft künftig mehr Innovationen und Service in den Vordergrund stellen. Am 19. Dezember 2007 schließlich wurde von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die zuvor beantragte Pfandbrieflizenz ausgestellt.

Ob oder nicht die Banktochter des Logistikkonzerns letztendlich zum Verkauf stehen wird, ist zumindest offiziell noch nicht beschlossene Sache. Dennoch wird auffällig öffentlich über das Thema geredet. Selbst einen Wunschkandidaten gebe es bereits - der freilich nicht genannt wurde - heißt es etwa von der Bank selbst. Gleichsam macht die Mutter deutlich, dass man zwar Überlegungen anstelle, eine Veräußerung aber keineswegs beschlossene Sache sei. Dass Deutsche Bank und Commerzbank vorsichtshalber schon einmal Interesse signalisiert haben, und auch eine Dreierkonstellation aus Commerzbank, Dresdner und Postbank bei den "Farbenspielen" durchaus als möglich erachtet wird, hat derweil sowohl dem Kurs der Bankaktie wie auch dem Selbstvertrauen der Privatkundenbank gut getan.

Letzterem dürften wohl auch zwei weitere Umstände zuträglich gewesen sein. Denn zum einen hat die gelb-blaue Bank die Finanzmarktkrise bislang ohne höhere Belastungen überstanden. Im Jahr 2007 waren es Abschreibungen von 112 Mill. Euro auf einen Subprime-Bestand von 800 Mill. Euro. Zum anderen hat sie beim Vorsteuerergebnis zum ersten Mal die Marke von einer Mrd. Euro überschritten und den Vorjahreswert um 6,7% übertrumpft. Bis 2010 sollen hier 1,4 Mrd. zu Buche stehen und auch nach dem Fiskus noch rund eine Mrd. Euro übrig bleiben.

Von einer spürbaren Zunahme des Zinsüberschusses im vierten Quartal sei das Gesamtergebnis des Jahres von 2,24 (2,15) Mrd. Euro - ein Plus von 4,0% - begünstigt worden, erläutert die Postbank in ihrem Bericht zum Geschäftsjahr 2007. Diese sei zumindest zum Teil allerdings positiven Einmalerträgen geschuldet. Dass sich die im Zuge der Finanzmarktkrise deutlich gestiegenen Zinsen am Interbankenmarkt sowie insgesamt ungünstigere Bedingungen am Kapitalmarkt nur moderat auf den Zinsaufwand auswirkten, lässt sich nicht zuletzt auf die starke Einlagenbasis zurückführen.

Von einem Anstieg des Ergebnisses aus Zinsprodukten, unter anderem bedingt durch die im zweiten Halbjahr leicht gefallenen langfristigen Zinsen, profitierte das Handelsergebnis der Deutsche-Post-Tochter. Zwar konnte das Institut sich den Auswirkungen der sich ausweitenden Credit Spreads und die Effekte aus der Bewertung von eingebetteten Derivaten in strukturierten Kreditprodukten nicht entziehen, sodass das Derivateergebnis nicht mehr den Wert des Vorjahres erreichen konnte. Insgesamt lag das Handelsergebnis im Geschäftsjahr 2007 mit 290 Mill. Euro dennoch um 9,8% über dem Vorjahreswert von 264 Mill. Euro.

Das Finanzanlageergebnis ist derweil maßgeblich durch die Veräußerungsgewinne aus dem Verkauf der Versicherungsbeteiligungen an den Talanx-Konzern geprägt. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2006, das ebenfalls Buchgewinne aus dem Verkauf nicht strategischer Beteiligungen im Umfang von 84 Mill. Euro enthielt, lag das Ergebnis 2007 insgesamt mit 294 (292) Mill. Euro auf Vorjahreshöhe. Der Verkaufspreis der Versicherungsbeteiligungen wird auf 550 Mill. Euro beziffert. Nach Abzug der Buchwerte verblieb ein Bruttoergebnis von 391 Mill. Euro.

Nachdem die Bank im ersten Halbjahr einen Schwerpunkt auf den Vertrieb nicht provisionstragender Produkte - insbesondere im Sparbereich - gelegt hatte, wurden mit Beginn der zweiten Jahreshälfte vertriebliche Maßnahmen zur Stärkung des Provisionsüberschusses initiiert. Insgesamt erhöhte sich dieser im Geschäftsjahr 2007 um 1,6% auf 1,43 (1,41) Mrd. Euro.

Obgleich der Bestand an Kundenkrediten im Berichtsjahr um 12,8% zulegte, weist das Bonner Institut für 2007 eine Risikovorsorge aus, die mit 338 (337) Mill. Euro fast genau auf dem Niveau der Vorjahres verblieb. Allerdings findet in dieser Entwicklung auch die im Berichtsjahr verbesserte gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland mit entsprechend günstigen Auswirkungen auf die finanzielle Situation von Unternehmen und auch der privaten Haushalte ihren Ausdruck.

Obwohl erstmals auch die Kosten aus dem seit dem 1. Januar 2007 konsolidierten Zahlungsverkehrsgeschäft der Hypovereinsbank sowie Einmalaufwendungen, wie Transaktionskosten im Zusammenhang mit dem Verkauf der Versicherungsbeteiligungen oder Integrationskosten für das BHW sowie die Belastungen aus der Mehrwertsteuererhöhung, enthalten sind, stiegen die Verwaltungsaufwendungen gegenüber 2006 nur leicht um 1,6% auf 2,86 (2,81) Mrd. Euro an. Die Cost Income Ratio verbesserte sich im Berichtsjahr von 68,3% im Jahr 2006 auf nunmehr 67,2%; im klassischen Bankgeschäft - also ohne Transaction Banking - lag sie bei 64,8 (66,7)%.

Auffällig in der Ertragsrechnung ist, dass sich die Steuerquote der Postbank im Geschäftsjahr 2007 auf 13 nach 26% im Vorjahr belief. Laut den Erläuterungen des Instituts ist dies vor allem auf die Anfang Juli 2007 beschlossene Steuerreform zum 1. Januar 2008 zurückzuführen, die eine Neubewertung der per saldo latenten Steuerverpflichtungen in der Bilanz zum künftig geltenden Steuersatz in Höhe von rund 30% als einmaligen Effekt im Berichtsjahr erforderlich machte. Im Resultat lag der Jahresüberschuss im Geschäftsjahr 2007 mit 870 Mill. Euro um 25,2% über dem Wert des Vorjahres von 695 Mill. Euro. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern wird mit 16,7% nach 14,0% im Vorjahr beziffert.

Personalien: Aufsichtsrat: Dr. Klaus Zumwinkel (Vorsitzender bis Februar 2008), Dr. Frank Appel (seit März 2008), Michael Sommer (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Dr. Wolfgang Klein (Vorsitzender des Vorstands seit 1. Juli 2007), Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann (bis 30. Juni 2007), Dirk Berensmann, Dr. Mario Daberkow, Henning R. Engmann (bis 31. März 2007), Stefan Jütte, Guido Lohmann (seit 1. Juli 2007), Dr. Michael Meyer (seit 1. Juli 2007), Loukas Rizos, Hans-Peter Schmid, Ralf Stemmer

Dresdner Bank AG

Jahresüberschuss halbiert - deutliches Minus im Investmentbanking - Markt kolportiert Ausgliederungsgerüchte - Wachstum im Retailgeschäft - Zinsüberschuss um 14,9% angewachsen - Provisionsgeschäft auf Vorjahresniveau - rückläufiger Verwaltungsaufwand dank leistungsbezogener Vergütungen - Auflösungen bei Risikovorsorge im Kreditgeschäft

Anders als bei der Hypovereinsbank oder der Postbank ist mit dem Schicksal der Dresdner Bank im Allianz-Konzern in gewisser Weise auch die Validität des Allfinanzkonzepts in Deutschland verbunden. Seit der Übernahme des seinerzeit mehrfach angeschlagenen Instituts haben Neustrukturierungs- und Eingliederungskosten ihre Spuren in der Ertragsrechnung hinterlassen. Bis zum Jahr 2006 etwa lief das Programm "Neue Dresdner Plus" und belastete die GuV zuletzt mit 408 Mill. Euro beim Restrukturierungsaufwand. Weil auch die Integration in die Konzernmutter nicht so recht fortschreiten mag, wie es die Ergebniszahlen nahelegen, steht die Zukunft der Frankfurter Bank ständig in der Schwebe.

Auch im Jahr 2007 zumindest haben die Ergebnisse aus Frankfurt der bayerischen Konzernmutter die Freude am eigenen Konzernabschluss wohl verdorben. So erwirtschaftete die Banktochter mit einem Jahresüberschuss von 410 (870) Mill. Euro gegenüber dem Vorjahr nicht einmal die Hälfte. Im Zuge der Finanzkrise wies das Investmentbanking der Frankfurter nach einem Gewinn von 549 Mill. Euro im Vorjahr nach Subprime-Abschreibungen von 1,3 Mrd. Euro für 2007 einen Verlust von 659 Mill. Euro aus. Hinzu kommt nun ein nochmals erhöhter Abschreibungsbedarf der Einheit Dresdner Kleinwort im ersten Quartal des laufenden Jahres. Mit einer weiteren Milliarde Euro steht die "Beraterbank", die zunächst eher unterdurchschnittliche Verluste im US-Subprime-Markt angekündigt hatte, in etwa auf Augenhöhe der hiesigen Wettbewerber.

Zur Zufriedenheit bei der Konzernmutter kann das freilich nicht beitragen, die auch das Festhalten an der Banktochter nur sehr zurückhaltend bekräftigt. Und so folgt ein Gerücht im Markt dem nächsten, die Bank - oder zumindest Teile von ihr sollen aus dem Konzern wieder herausgelöst werden. Spätestens die angekündigte organisatorische Aufspaltung in eine Privat- und Geschäftskundenbank und eine Investmentbank ist ein deutliches Zeichen für anstehende Veränderungen. Dass die Spekulationen dabei bis zu einem Triumvirat aus der ewigen "Übernahmekandidatin" Commerzbank, Dresdner Bank und Postbank reichen, zeigt, dass eine signifikante Restrukturierung im deutschen Bankengewerbe kein Tabuthema ist. Gespräche in dieser Richtung wurden gleichwohl von keinem der Institute offiziell bestätigt.

Das reine Retail-Geschäft der Dresdner Bank indes dürfte wenigstens etwas Freude nach München vermittelt haben: Um stattliche 13% auf 884 Mill. Euro erhöhte sich das operative Ergebnis der Sparte Private & Corporate Clients. Allerdings ist das Plus nicht durch Ertragswachstum begründet (diese blieben insgesamt stabil), sondern beruht auf geringeren Verwaltungskosten sowie einer geminderten Risikovorsorge. Bei einem Plus von 17% bei den Einlagen und einem um fast ein Viertel gestiegenen Absatz von Zertifikaten konnte dennoch die Kundenbasis von 6,1 auf 6,5 Mill. ausgeweitet werden.

Der Blick auf die Konzern-GuV der grünen Bank zeigt im Zinsgeschäft neben einem erhöhten at-Equity-Ergebnis und einem gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 100 Mill. Euro gestiegenen positiven Effekt aus IAS 39 vornehmlich gestiegene Erträge im Kundengeschäft, was sich im Anstieg des Zinsüberschusses um 14,9% auf 3,06 (2,66) Mrd. Euro manifestierte. Interessant dabei ist, dass diese Entwicklung neben dem Einlagengeschäft mit Privat- und Firmenkunden in erster Linie aus gestiegenen Erträgen aus dem Finanzierungsgeschäft des Unternehmensbereichs Investmentbanking zurückzuführen ist.

Knapp die Hälfte und damit den größten Teil des Provisionsüberschusses steuerte im Berichtsjahr das Wertpapiergeschäft bei. Die Erträge aus diesem Produktfeld stiegen um 1,3% auf insgesamt 1,32 (1,30) Mrd. Euro an. Zuwächse wurden insbesondere bei Zertifikaten und festverzinslichen Wertpapieren verzeichnet. Das Geschäft mit Aktien blieb demgegenüber hinter dem Vorjahreswert zurück. Auch die im Ausland erzielten Erträge lagen knapp über dem Vorjahresniveau. Insgesamt belief sich das Provisionsergebnis auf 2,88 (2,84) Mrd. Euro und erreichte damit ungefähr das Niveau des Vorjahreszeitraums.

Eine deutliche Delle von insgesamt 1,76 Mrd. Euro im Jahresvergleich hinterließ das Handelsergebnis in der GuV der Bank: Minus 481 Mill. Euro standen einem Vorjahreswert von 1,28 Mrd. Euro gegenüber. Der Ergebnisrückgang aus dem originären Handelsgeschäft um rund 1,6 Mrd. Euro resultierte, wie bereits erwähnt, weitgehend aus Bewertungsanpassungen bei strukturierten Kreditprodukten. Gleichzeitig konnte auch das Ergebnis aus dem Handel mit Zins- und Aktienprodukten nicht an das Vorjahresniveau anknüpfen. Darüber hinaus enthält das Handelsergebnis negative Effekte aus IAS 39 in Höhe von 223 Mill. Euro nach (minus) 113 Mill. Euro im Vorjahr.

Nicht zuletzt aufgrund leistungsabhängiger Vergütungen - im Einklang mit der Ergebnisentwicklung insbesondere im Investmentbanking - sowie des Mitarbeiterabbaus im Rahmen von "Neue Dresdner Plus" reduzierte das Frankfurter Institut die Personalkosten um 14,1% auf 2,94 (3,42) Mrd. Euro. Bei einem nahezu gleichgebliebenem Sachaufwand von rund 1,9 Mrd. Euro wird ein um rund 10% niedrigerer Verwaltungsaufwand von 4,85 (5,40) Mrd. Euro ausgewiesen. Was zunächst gut klingt, konnte aber die per saldo deutlich geringeren Erträge nicht auffangen: Die Cost Income Ratio stieg um 9,6 Prozentpunkte auf vergleichsweise hohe 89,4 (79,8)%. Das Verhältnis von Sach- zu Personalkosten liegt bei der Allianz-Tochter mit 58,4 (52,1) im Vergleich der fünf hier besprochenen Institute übrigens am niedrigsten: Bei der HVB sind es 60,5 (52,6)%, bei der Commerzbank 63,9 (55,7)%, bei der Deutschen Bank 60,6 (56,6)%; mit 102,2 (95,9)% überstiegen bei der Postbank im Jahr 2007 die Sachaufwendungen sogar die Personalkosten.

Für die Risikovorsorge im Kreditgeschäft ergab sich für das Geschäftsjahr 2007 eine Nettoauflösung in Höhe von 132 Mill. Euro, im Vorjahr wurde eine Nettozuführung in Höhe von 27 Mill. Euro ausgewiesen. Für Einzelrisiken war eine Nettozuführung in Höhe von 118 Mill. Euro notwendig; ohne die Eingänge auf abgeschriebene Forderungen in Höhe von 198 (176) Mill. Euro lag die Einzelwertberichtigungsquote auf Basis des durchschnittlichen Kreditvolumens mit 0,28% nach 0,30% im Vorjahresvergleich dementsprechend niedriger. Insgesamt blieben im Berichtsjahr die Zuführungen zu Wertberichtigungen im Kreditgeschäft in Höhe von 512 (508) Mill. Euro auf dem Niveau des Vorjahres; mit 446 Mill. Euro lagen die Auflösungen dabei um rund 46 Prozent über dem Vorjahreswert von 305 Mill. Euro. Der Gesamtbestand der Risikovorsorge zum Jahresultimo 2007 hat sich nach Zuführungen, Auflösungen und Ausbuchungen zum Berichtsstichtag auf 0,96 (1,24) Mrd. Euro reduziert.

Personalien: Aufsichtsrat: Michael Diekmann (Vorsitzender), Claudia Eggert- Lehmann (stellvertretende Vorsitzende); Vorstand: Dr. Herbert Walter (Vorsitzender), Dr. Andreas Georgi, Andree Moschner, Dr. Stefan Jentzsch, Franz Herrlein, Wulf Meier, Klaus Rosenfeld, Otto Steinmetz (bis 30. Mai 2008), Dr. Friedrich Wöbking

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