Bilanzen

Die genossenschaftlichen Zentralbanken

DZ-Bank-Konzern

Gescheiterte Fusionsgespräche mit Düsseldorfer WGZ Bank - Zinsüberschuss im ersten Halbjahr 2009 um 4,8% rückläufig - Plus von 2,8% beim Provisionsüberschuss - Handelsergebnis auf 690 Mill. Euro verzehnfacht - Ergebnis aus Finanzanlagen mit minus 320 (180) Mill. Euro weiterhin deutlich negativ - Konzernergebnis nach Steuern zur Jahresmitte 2009 von 365 (388) Mill. Euro - Gesamtjahresergebnis 2008 bei minus 1,06 nach plus 0,90 Mrd. Euro

Ein Aprilscherz war es nicht, als die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken im Frühjahr 2009 verkündeten, die bislang wohl verheißungsvollsten Fusionsgespräche ohne Ergebnis aufgegeben zu haben. Beide Häuser legten in der Mitteilung Wert darauf, herauszustellen, dass in wesentlichen Eckpfeilern der Fusion weitgehend Übereinstimmung erreicht werden konnte. Auch haben die Jahresabschlussprüfer der jeweiligen Häuser die angemessene Berücksichtigung der Risiken in den Rechenwerken beider Unternehmen bestätigt. Für das Scheitern der Gespräche sei insbesondere die schwierige Situation an den internationalen Finanzmärkten maßgeblich gewesen, so heißt es weiter, die zu einem hohen Maß an Verunsicherung geführt hat. Beide Institute wollen nun ihre bisherige Zusammenarbeit weiter ausbauen und dabei wichtige Projekte sowohl für die beiden Häuser als auch für den Verbund realisieren.

Der DZ-Bank-Konzern umfasst als größte Unternehmen neben der DZ Bank selbst hauptsächlich die Tochtergesellschaften VR Leasing, VR Kreditwerk, DVB Bank, Reisebank, Union Investment, Teambank (siehe Kreditwesen 19-2009), DZ Privatbank Schweiz, Schwäbisch Hall, DG Hyp und R+V Versicherung. Im ersten Halbjahr 2009 erweiterte sich der Konsolidierungskreis im Wesentlichen um die DZ Bank Perpetual Funding Private Issuer (Jersey) Limited, St. Helier, Channel Islands (DZ Bank Private Issuer). Die neu gegründete Zweckgesellschaft wird aufgrund der wirtschaftlichen Beherrschung durch den DZ-Bank-Konzern in den Konsolidierungskreis einbezogen.

Der Zinsüberschuss verringerte sich in der DZ-Bank-Gruppe gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahreszeitraumes um 4,8% auf 1,32 (1,39) Mrd. Euro. In der DZ Bank blieb das Zinsergebnis um 23,6% hinter dem für das erste Halbjahr 2008 ausgewiesenen Wert zurück. Einer rückläufigen Volumenentwicklung im Kreditgeschäft stand ein gestiegenes Margenniveau aufgrund ausgeweiteter Risikoprämien gegenüber. Gleichzeitig wirkten sich die Zinsentwicklung am Kapitalmarkt im ersten Halbjahr 2009 sowie der erhöhte Eigenmittelbedarf belastend auf den Zinsüberschuss aus.

Einen wesentlichen Beitrag zum Zinsergebnis der DZ Bank aus dem operativen Geschäft lieferten die Zinserträge aus Kreditgeschäften. Im Gemeinschaftskreditgeschäft, sowohl im klassischen Konsortialkreditgeschäft als auch im Bereich des standardisierten Risikotransferproduktes Agrar-Meta, wurden im ersten Halbjahr 2009 weitere Steigerungen der Stückzahlen erzielt; das operative Zinsergebnis legte im Geschäftsbereich VR-Mittelstand gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um 14,0% zu.

Um 2,8% auf 447 (435) Mill. Euro erhöhte sich der Provisionsüberschuss im DZ-Bank-Konzern. So wurde der Ergebnisbeitrag des Vorjahreshalbjahres im Zahlungsverkehr inklusive Kartengeschäft sowie im Kreditgeschäft/Treuhandgeschäft inklusive Finanzgarantien und Kreditzusagen übertroffen. Das im Wertpapiergeschäft und in der Vermögensverwaltung erzielte Ergebnis blieb jeweils hinter dem Wert für das erste Halbjahr 2008 zurück. Im Auslandsgeschäft wurde der Ergebnisbeitrag des Vorjahreszeitraumes nahezu erreicht.

Das Provisionsergebis der Tochter DZ Bank nahm um 34,3% auf 137 Mill. Euro zu. Im Wertpapiergeschäft lag der Ergebnisbeitrag zum Provisionsüberschuss deutlich über dem des Vorjahreshalbjahres, insbesondere aufgrund eines gestiegenen Volumens an Rentenemissionen unter Führung der DZ Bank. Im Kredit- und Treuhandgeschäft und im Auslandsgeschäft verringerte sich der Ergebnisbeitrag jeweils gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Demgegenüber stieg das im Zahlungsverkehr inklusive Kartengeschäft erzielte Ergebnis deutlich an.

Im Corporate-Finance-Geschäft verzeichnete die DZ Bank einen marktbedingten Anstieg der Kreditprovisionen als wesentliche Folge der geänderten Risikoeinschätzung; der Ergebnisbeitrag im Provisionsüberschuss nahm in den ersten sechs Monaten 2009 gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 nochmals zu. In dem für die DZ Bank relevanten mittelständischen Marktsegment konnte die Bank ihre im M&A-Geschäft im Geschäftsjahr 2008 begonnenen Transaktionen im ersten Halbjahr 2009 erfolgreich umsetzen.

Das Handelsergebnis der Gruppe erreichte im Berichtshalbjahr einen Wert von 689 Mill. Euro und übertrifft damit deutlich den Vergleichswert des Vorjahres in Höhe von 64 Mill. Euro um das Zehnfache. Es geht nahezu ausschließlich auf das entsprechende Ergebnis der DZ Bank in Höhe von 680 (20) Mill. Euro zurück. Im Gruppenergebnis sind in den Wertpapierportfolios erforderlich gewordene Bewertungsabschläge von 114 (316) Mill. Euro enthalten, die in Höhe von 110 Mill. Euro in den Wertpapierportfolios der DZ Bank vorgenommene Wertabschläge betreffen.

Einen wesentlichen Beitrag zum Handelsergebnis hatte das Kundengeschäft der DZ Bank in Kapitalmarktprodukten, insbesondere in Zertifikaten und in Zins-Produkten. Im Sekundärmarktgeschäft mit Anleihen und Zinsderivaten wurde das Geschäft mit Genossenschaftsbanken, institutionellen Kunden und Firmenkunden ausgebaut. Auch im Primärmarktgeschäft für Anleihe-Neuemissionen wurden im ersten Halbjahr 2009 gute Zuwachsraten erzielt. In zentralen Assetklassen (Government Guaranteed Bank Bonds, Förderbanken/unterstaatliche Einheiten, Covered Bonds) zählt sich die DZ Bank mittlerweile zu den führenden europäischen Konsortialbanken.

Das Ergebnis aus Finanzanlagen belief sich per Jahresmitte 2009 in der DZ-Bank-Gruppe auf minus 318 (minus 180) Mill. Euro. Die Veränderung beinhaltet Wertberichtigungen auf ABS-Wertpapiere in Höhe von minus 169 Mill. Euro gegenüber einem Betrag von minus 13 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Das sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten in Höhe von minus 78 (minus 93) Mill. Euro schließt vor allem das Ergebnis aus zur erfolgswirksamen Bewertung mit dem beizulegenden Zeitwert eingestuften Finanzinstrumenten in Höhe von minus 73 Mill. Euro ein. Des Weiteren verzeichnet das Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen einen Wert in Höhe von minus 5 Mill. Euro. Die im sonstigen Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten der Gruppe berücksichtigten Bewertungsabschläge im Zusammenhang mit der Finanzkrise in Höhe von minus 83 (minus 121) Mill. Euro betreffen laut Halbjahresbericht im Wesentlichen die Wertpapierportfolios der DG Hyp.

Das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft der DZ-Bank-Gruppe beläuft sich im Berichtshalbjahr auf 118 Mill. Euro nach 152 Mill. Euro im ersten Halbjahr 2008 (siehe auch Besprechung der R+V-Versicherung in diesem Heft). Das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft der DZ-Bank-Gruppe beinhaltet die verdienten Beiträge, das Ergebnis aus Kapitalanlagen und sonstige Ergebnis der Versicherungsunternehmen, die Versicherungsleistungen sowie die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb.

Um 1,8% auf 1,21 (1,24) Mrd. Euro verringerte die DZ-Bank-Gruppe ihre Verwaltungsaufwendungen. Dabei reduzierten sich die sonstigen Verwaltungskosten um 4,2% auf 565 (590) Mill. Euro, während der Personalaufwand mit 648 (645) Mill. Euro um 0,5% über dem Vorjahresniveau lag. Die rückläufigen sonstigen Aufwendungen resultierten laut Geschäftsbericht insbesondere bei der Union Asset Management Holding (117 nach 140 Mill. Euro) aus einem reduzierten Kostenbudget, bei der DG Hyp (29 nach 35 Mill. Euro) aus der umgesetzten Restrukturierung und Redimensionierung des Unternehmens. Gegenläufig nahmen die sonstigen Verwaltungsaufwendungen der DZ Bank zu (182 nach 117 Mill. Euro). Diese Veränderung war laut Halbjahresbericht im Wesentlichen bedingt durch gestiegene IT- und Beratungskosten inklusive der Kosten im Vorfeld der am 1. April 2009 gestoppten Fusion mit der WGZ Bank sowie durch eine erhöhte Zahlung an den Garantiefonds des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Berlin (BVR); Letztere ergab sich aus der Anpassung der Beitragsbemessungsgrenze.

Der konzernweite Anstieg der Personalaufwendungen geht zum einen auf die Union Investment (111 nach 105 Mill. Euro) zurück, bedingt durch einen gegenüber dem Vorjahreszeitraum erweiterten Konsolidierungskreis sowie auf die zum Ende des Vorjahres vorgenommenen tariflichen Gehaltsanpassungen. Im VR-Leasing-Teilkonzern ist zum Zweiten der von 52 auf 58 Mill. Euro gestiegene Personalaufwand im Wesentlichen Folge der in der zweiten Hälfte des Vorjahres vorgenommenen Einbeziehung der VR Factorem GmbH, Eschborn, in den Konsolidierungskreis.

Um 20 auf 47 Mill. Euro verringerte sich das Sonstige betriebliche Ergebnis der DZ-Bank-Gruppe. Der Ergebnisrückgang liegt unter anderem an den Ergebnisveränderungen bei der DZ Bank (6 nach 7 Mill. Euro) sowie im DVB-Teilkonzern (6 nach 14 Mill. Euro). Die Aufwand-Ertrags-Relation des Berichtshalbjahres belief sich in der DZ-Bank-Gruppe auf 54,4% und lag dabei deutlich unter dem Wert des ersten Halbjahres 2008 von 67,3%.

Die Ertragsteuern der Gruppe beliefen sich für das erste Halbjahr 2009 auf 278 Mill. Euro und erhöhten sich im Wesentlichen aufgrund eines niedrigeren Ansatzes aktiver latenter Steuern gegenüber dem Wert für das erste Halbjahr 2008 in Höhe von 108 Mill. Euro. Das Konzernergebnis nach Steuern belief sich zur Jahresmitte 2009 auf 365 Mill. Euro und lag damit unter dem Vergleichswert von 388 Mill. Euro im ersten Halbjahr 2008.

In den Konzernjahresabschluss zum 31. Dezember 2008 sind neben der DZ Bank als Mutterunternehmen wie im Vorjahr noch weitere 28 Tochterunternehmen und 4 (5) Teilkonzerne mit insgesamt 918 (893) Tochtergesellschaften einbezogen. Während des Geschäftsjahres veränderte sich der Konsolidierungskreis der direkt in den Konzernabschluss der DZ Bank einbezogenen Tochterunternehmen durch die Verschmelzung der VR-Immobilien GmbH, Frankfurt am Main, auf die DZ PB-Beteiligungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main. Im Teilkonzern R+V Versicherung (siehe in diesem Heft) erweiterte sich der Konsolidierungskreis insbesondere durch den Erwerb von Anteilen an den Unternehmen der Condor Versicherungsgruppe.

Die operativen Erträge im vollständigen Geschäftsjahr 2008 (siehe auch Tabelle Seite 1033) beinhalten neben dem Zins(plus 7,3% auf 2,90 nach 2,70 Mrd. Euro) und Provisionsüberschuss (minus 10,4% auf 962 nach 862 Mill. Euro) das Handelsergebnis (minus 1,17 nach minus 0,25 Mrd. Euro), das Ergebnis aus Finanzanlagen (minus 640 nach minus 103 Mill. Euro), das sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten (minus 659 nach minus 35 Mill. Euro), das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft (minus 1,56 nach minus 1,44 Mrd. Euro) sowie das sonstige betriebliche Ergebnis (plus 8,0% auf 121 nach 112 Mill. Euro. Sie erreichten in der Gruppe einen Betrag von 1,56 Mrd. Euro, was gegenüber dem Vorjahreswert von 3,86 Mrd. Euro mehr als eine Halbierung bedeutet. Sie beinhalten deutlich angestiegene Bewertungsabschläge und Wertberichtigungen in den Wertpapierportfolios, die sich insgesamt auf 1,76 nach 0,96 Mrd. Euro beliefen. Letztere betreffen im Wesentlichen Bonds (minus 1,47 Mrd. Euro) sowie ABS-Wertpapiere (minus 277 Mill. Euro). Auf die DZ Bank entfällt dabei vom Gesamtvolumen ein Betrag in Höhe von 1,19 nach 0,78 Mrd. Euro.

Darüber hinaus führte das Engagement der DZ-Bank-Gruppe im Falle von Lehman Brothers im Geschäftsjahr 2008 zu Ergebnisbelastungen in Höhe von insgesamt 424 Mill. Euro, wobei ein Betrag in Höhe von 6 Mill. Euro die Kreditrisikovorsorge betrifft. Insgesamt entfielen 364 Mill. Euro auf die Insolvenz. Die erhöhten Risiken aus dem Island-Engagement schmälerten das im Berichtszeitraum erzielte Ergebnis um einen Betrag von insgesamt 451 Mill. Euro; hierin ist ein Betrag in Höhe von 218 Mill. Euro im Rahmen der Kreditrisikovorsorge enthalten. Ferner wurde eine weitere Wertberichtigung auf die Beteiligung der DZ Bank an der Natixis S. A., Paris, in Höhe von 269 (53) Mill. Euro vorgenommen.

Die Verwaltungsaufwendungen reduzierten sich in der DZ-Bank-Gruppe im Jahr 2008 um 3,8% auf 2,49 (2,56) Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern belief sich im Berichtszeitraum auf minus 1,47 Mrd. Euro gegenüber einem positiven Betrag in Höhe von 1,07 Mrd. Euro im Vorjahr.

Beim Konzernergebnis wird für das Gesamtjahr 2008 ein Minus von 1,06 Mrd. Euro ausgewiesen, nach einem Plus von 897 Mill. Euro im Vorjahr. Nach der Entnahme aus den Gewinnrücklagen in Höhe von 1,27 Mill. Euro (im Vorjahr gab es eine Einstellung in die Gewinnrücklagen in Höhe von 380 Mill. Euro) und nach Abzug der Anteile anderer Gesellschafter in Höhe von 155 (366) Mill. Euro verbleibt ein Konzerngewinn in Höhe von 58 (151) Mill. Euro, etwas mehr als ein Drittel des Vorjahreswerts.

Der Blick auf die Bilanzstruktur zeigt bei einer zum Stichtag 31. Dezember 2008 um 1,0% auf 427,09 (431,34) Mrd. Euro gesunkenen Bilanzsumme auf der Aktivseite einen deutlichen Anstieg der Kundenforderungen um 10,1% auf 117,02 (106,31) Mrd. Euro. Deutlich reduziert hat sich derweil das Volumen der Handelsaktiva, das mit 114,44 nach 130,03 Mrd. Euro um 12,0% unter dem Niveau zum Vorjahresende lag. Auch auf der Refinanzierungsseite ist die deutlichste absolute Veränderung bei den Handelspassiva festzustellen, deren Volumen sich um 6,4% auf 152,73 (163,20) Mrd. Euro verringerte.

Personalien: Aufsichtsrat: Rolf Hildner (Vorsitzender seit 23. Juli 2008, stellvertretender Vorsitzender bis 23. Juli 2008), Dr. Christopher Pleister (Vorsitzender bis 15. Juli 2008), Wolfgang Apitzsch (stellvertretender Vorsitzender), Helmut Gottschalk (stellvertretender Vorsitzender seit 23. Juli 2008); Vorstand: Wolfgang Kirsch (Vorsitzender), Dr. Thomas Duhnkrack (bis 20. Juni 2009), Lars Hille, Wolfgang Köhler, Hans-Theo Macke (seit 1. Juli 2009), Albrecht Merz, Thomas Ullrich (ab 1. Oktober 2009), Dietrich Voigtländer (bis 30. Juni 2008), Frank Westhoff

WGZ-Bank-Konzern

Halbjahresüberschuss von 186,5 (71,3) Mill. Euro - Rückgang von Zins- und Provisionsüberschuss in den ersten sechs Monaten 2009 - wieder positives Handelsergebnis - Finanzanlageergebnis bei minus 18,6 Mill. Euro - Verwaltungsaufwand um ein Fünftel höher - Fehlbetrag von 195,0 Mill. Euro im Gesamtjahr 2008 - Bilanzsumme per 31. Dezember 2008 bei 92,7 (88,6) Mrd. Euro - aufsichtsrechtliche Eigenmittel bei 2,1 Mrd. Euro

Neben der WGZ Bank AG Westdeutsche Genossenschaftszentralbank (WGZ Bank), Düsseldorf, umfasst die WGZ-Bank-Gruppe zehn weitere Tochterunternehmen. Die WL Bank AG Westfälische Landschaft Bodenkreditbank (siehe auch Besprechung in diesem Heft) ist die größte Konzerntochter der WGZ Bank. Als Pfandbriefbank stellt sie eine Produktpalette für Volks- und Raiffeisenbanken, die Wohnungswirtschaft sowie gewerbliche Investoren bereit. Zudem fungiert sie innerhalb der WGZ Bank Gruppe als "Kompetenzcenter für öffentliche Kunden".

Als hundertprozentige Tochtergesellschaft der WGZ Bank ist die WGZ Initiativkapital GmbH für das gesamte Eigenkapitalgeschäft der WGZ-Bank-Gruppe verantwortlich. Sie bietet mittelständischen Unternehmen Eigenkapitalprodukte an zur Realisierung von Wachstumsplänen, für Gesellschafterwechsel und Nachfolgeregelungen. Gleichermaßen Teil des Konzerns ist die WGZ Immobilien + Treuhand GmbH mit Produkten für Kommunen, Privatwirtschaft und genossenschaftlichen Verbundunternehmen im Geschäftsgebiet der WGZ Bank. Die WGZ Corporate Finance Beratung GmbH bündelt die Investment-banking-Beratungs-Aktivitäten der WGZ Bank und sieht sich als Spezialist für die Bereiche M&A und Corporate Finance.

Als eine von zwei Auslandstöchtern versteht sich die WGZ Bank Luxembourg S. A. als subsidiärer Dienstleister für den Regionalen Finanzverbund im Währungsanlage- und Finanzierungsgeschäft, im Private Banking sowie im Depotbankgeschäft. Die Bank ist eine Aktiengesellschaft Luxemburgischen Rechts. Die WGZ Bank Ireland plc mit Sitz in Dublin betreibt darüber hinaus im Wesentlichen internationales Kreditgeschäft.

Die Muttergesellschaft WGZ Bank bildet zusammen mit ihren 219 Mitgliedsbanken Volksbanken und Raiffeisenbanken in Nordrhein-Westfalen sowie in den ehemaligen rheinland-pfälzischen Regierungsbezirken Koblenz und Trier den Regionalen Finanzverbund. Die genossenschaftliche Zentralbank ist mit Niederlassungen am Hauptsitz Düsseldorf sowie in Koblenz und Münster vertreten.

Die Mitgliedsbanken haben ihre Aktienanteile an der WGZ Bank weitestgehend in der WGZ Beteiligungs GmbH & Co. KG gebündelt. Der Zweck der Beteiligungsgesellschaft beschränkt sich auf das Verwalten und Erwerben von WGZ-Bank-Aktien. Zum 30. Juni 2009 hielt die WGZ Beteiligungs GmbH & Co. KG gegenüber dem 31. Dezember 2008 unverändert 92,0% des Grundkapitals der WGZ Bank.

Zum Stichtag am 30. Juni wird für das erste Halbjahr 2009 für den WGZ-Bank-Konzern mit 186,5 (71,3) Mill. Euro ein gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöhter Halbjahresüberschuss ausgewiesen, der auch das Ergebnis des Halbjahres 2007 vor Ausbruch der Finanzkrise - übertrifft.

Der Zinsüberschuss einschließlich laufender Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren sowie der Erträge aus Beteiligungen verringerte sich um 5,2% auf 232,0 (244,6) Mill. Euro. Rückgängen sowohl bei der WGZ Bank als auch der WL Bank stehen dabei Anstiege bei den ausländischen Banktöchtern in Luxemburg und Irland gegenüber. Im Risikovorsorgeergebnis ist laut Halbjahresbericht eine gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum mit 70,5 Mill. Euro gegenüber 7,8 Mill. Euro deutlich erhöhte Risikovorsorge im Kreditgeschäft - überwiegend für Forderungen an ausländische Kreditinstitute - verarbeitet worden.

Mit 37,5 (40,4) Mill. Euro bleibt der Provisionsüberschuss des WGZ-Konzerns um 7,2% hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Hintergrund sind deutlich geringere Umsätze im Wertpapiergeschäft sowie im Zahlungsverkehr. Das Provisionsergebnis der WGZ Bank Luxembourg verminderte sich zudem im ersten Halbjahr aufgrund des verringerten Depotbankvolumens um 2,8 Mill. Euro auf 10,7 Mill. Euro.

Das Handelsergebnis hat nach den erheblichen Belastungen im vorangegangenen Geschäftsjahr, die bereits im ersten Halbjahr des Vorjahres 117,7 Mill. Euro betrugen, durch Wertaufholungen der Wertpapier- und Schuldscheindarlehensbestände, insbesondere bei der WGZ Bank, mit insgesamt 192,9 Mill. Euro maßgeblich zu dem positiven Halbjahresergebnis beigetragen.

Im Wesentlichen aus dem Portfolio Hedging der WL Bank resultiert das Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen. Es beläuft sich im ersten Halbjahr 2009 auf minus 2,5 nach minus 5,3 Mill. Euro. Das Finanzanlageergebnis in Höhe von minus 18,6 Mill. Euro (nach plus 12,9 Mill. Euro) enthält in der Berichtsperiode im Wesentlichen Bewertungsergebnisse aus Wertpapieren, die der Kategorie "available for sale" zugeordnet sind. Der Gewinn der Vorjahresperiode resultierte laut Halbjahresbericht maßgeblich aus der Veräußerung der Beteiligung an der Deutsche Wertpapierservice Bank AG an die DZ Bank AG.

Laut der Ausführungen des Düsseldorfer Instituts ist der Verwaltungsaufwand des WGZ-Bank-Konzerns aufgrund der gestiegenen Projektaufwendungen unter anderem im Zusammenhang mit der Migration der Wertpapierabwicklungssysteme, die gemeinsam mit der DZ Bank betrieben werden, sowie erhöhter Beratungsaufwendungen deutlich um ein Fünftel auf 142,3 (117,7) Mill. Euro angestiegen. Die Cost Income Ratio belief sich auf 31,5% nach 61,8% zum 30. Juni 2008.

Das operative Ergebnis beträgt unter Einschluss des sonstigen betrieblichen Ergebnisses in Höhe von 11,1 Mill. Euro nach dem ersten Halbjahr 2009 insgesamt 239,6 Mill. Euro. Es liegt damit deutlich über dem Ergebnis zur Mitte des vorangegangenen Jahres von 64,8 Mill. Euro und wird hauptsächlich gespeist aus Umsatzerlösen der Nichtbanken-Töchter. Nach Berücksichtigung eines Steueraufwands von 53,1 Mill. Euro ist der Konzernüberschuss von 186,5 (71,3) Mill. Euro auf das Zweieinhalbfache angewachsen.

Das Gesamtjahresergebnis 2008 des WGZ-Bank-Konzerns nach IFRS zeigt deutliche Spuren der Finanzkrise: Im sogenannten operativen Ergebnis schließt der WGZ-Bank-Konzern mit einem Verlust von 330 Mill. Euro ab, nachdem im Vorjahr ein positives Ergebnis in Höhe von 249 Mill. Euro erzielt wurde.

Einschließlich laufender Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren sowie der Erträge aus Beteiligungen stieg der Zinsüberschuss der WGZ-Bank-Gruppe um 17,3% auf 500,6 (426,9) Mill. Euro. Zu dieser Entwicklung haben laut Geschäftsbericht neben dem vor allem volumensbedingten Anstieg bei der WGZ Bank und der WL Bank verbesserte Ergebnisse der ausländischen Tochterbanken beigetragen.

Die Aufwendungen für die Risikovorsorge im Kreditgeschäft betrugen im Jahr 2008 in der WGZ-Bank-Gruppe 93,2 Mill. Euro gegenüber 31,8 Mill. Euro im Vorjahr, was einer Verdreifachung entspricht. Den Anstieg führt die Bank dabei überwiegend auf den erhöhten Vorsorgebedarf für akute Risiken in isländischen Bankengagements der WGZ Bank zurück.

Auf 80,8 (89,0) Mill. Euro belief sich in der zurückliegenden Berichtsperiode der Provisionsüberschuss der Düsseldorfer Gruppe und liegt damit um 9,2% niedriger als im Vorjahr. Der Rückgang resultiert zum einen aus einer Abschwächung des Provisionsergebnisses der WGZ Bank. Darüber hinaus führte nach Angaben der Bank die verstärkte Vermittlungstätigkeit der Volks- und Raiffeisenbanken im Geschäft der privaten Baufinanzierung der WL Bank zu höheren Provisionsaufwendungen.

Das nach IFRS ausgewiesene Handelsergebnis, welches auch die Marktbewertung der Derivate und der freiwillig zum Fair Value bilanzierten Finanzinstrumente beinhaltet, wird in der WGZ-Bank-Gruppe mit minus 542,1 Mill. Euro um 487,3 Mill. Euro unter dem Vorjahresergebnis ausgewiesen. Die nach den IFRS vorgeschriebene Fair-Value-Bewertung hat in der Folge der Finanzmarktkrise - trotz guten und zum Teil sehr guten Bonitäten - zu deutlichen Wertabschlägen in den Handels-, Wertpapier und Schuldscheindarlehensbeständen der WGZ Bank und ihrer Banktöchter geführt, heißt es kommentierend im Jahresbericht. Besonderen Belastungen habe sich dabei insbesondere die WL Bank aufgrund der deutlichen Ausweitung der Credit Spreads in ihrem Portfolio mit europäischen Staatsanleihen ausgesetzt gesehen. Das Handelsergebnis enthält weiterhin das erhöhte negative Bewertungsergebnis für das Portfolio strukturierter Produkte der WGZ Bank Ireland, das ausschlaggebend für den Verlust der irischen Tochter ist. Das Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen, welches im Wesentlichen aus dem Portfolio Hedging der WL Bank resultiert, hat sich von minus 9,1 Mill. Euro auf minus 6,0 Mill. Euro verbessert.

Um 75,3 Mill. Euro auf minus 46,4 (plus 28,9) Mill. Euro hat sich das Finanzanlageergebnis vermindert. Dem positiven Ergebnis aus dem Verkauf der Beteiligungen an der Deutsche Wertpapierservicebank AG und der GVA Geno GmbH bei der WGZ Bank standen dabei insbesondere Wertkorrekturen auf als zur Veräußerung verfügbar eingestufte Wertpapiere der WGZ-Bank-Gruppe gegenüber.

Der Verwaltungsaufwand stieg im Gesamtjahr 2008 um 7,4% auf 250,2 (233,0) Mill. Euro. Ursächlich dafür ist die Entwicklung der anderen Verwaltungsaufwendungen, die sich insbesondere bei der WGZ Bank um 19,5% auf 130,1 (108,9) Mill. Euro erhöhten. Die Personalaufwendungen lagen, insbesondere aufgrund geringerer Altersvorsorgeaufwendungen bei der WGZ Bank, mit 120,1 (124,1) Mill. Euro um 3,2% unter dem Vorjahreswert. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl hat sich in der Gruppe von 1 483 auf 1 530 erhöht.

Unter Berücksichtigung des niedrigeren sonstigen betrieblichen Ergebnisses von 26,5 (32,7) Mill. Euro ergibt sich ein deutlich ins Negative umgeschlagenes operatives Ergebnis vor Steuern in Höhe von minus 330,0 (plus 248,8) Mill. Euro. Für die Ertragsteuern, so heißt es im Jahresabschluss 2008, führte insbesondere die Veränderung der latenten Steuern aufgrund temporärer Differenzen bei den Vermögenswerten und Verbindlichkeiten im Vergleich zum Vorjahr zu einem Ertrag in Höhe von 136,1 Mill. Euro nach einem Aufwand im Vorjahr in Höhe von 82,0 Mill. Euro. Weiterhin ursächlich sind steuerliche Verlustvorträge, die weitestgehend die WGZ Bank Ireland betreffen, und Erstattungsansprüche der WGZ Bank aus Vorjahren. Hieraus resultiert ein Konzernjahresfehlbetrag von 195,0 Mill. Euro. Im Vorjahr war ein Konzernjahresüberschuss von 169,7 Mill. Euro erzielt worden.

Die Geschäftsentwicklung des Konzerns wird maßgeblich von der WGZ Bank und der WL Bank beeinflusst, deren Anteil zusammen über 90% am unkonsolidierten Konzern-Bilanzvolumen beträgt. Insbesondere aufgrund des Bilanzsummenwachstums der WGZ Bank und in geringerem Umfang bei der WL Bank stieg die Bilanzsumme der WGZ-Bank-Gruppe per 31. Dezember 2009 um 4,5% auf 92,7 (88,6) Mrd. Euro an. Das Geschäftsvolumen weitete sich um 4,6% auf 93,6 (89,5) Mrd. Euro aus.

Das beim Blick auf die Bilanzstruktur ins Auge fallende deutliche Wachstum der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden um 18,2% auf 19,4 (16,4) Mrd. Euro entfällt zum überwiegenden Teil auf die WGZ Bank. Darüber hinaus hat das Volumen der neu emittierten Namenspfandbriefe bei der WL Bank zum Wachstum dieses Bilanzpostens nennenswert beigetragen.

Die Forderungen an Kunden erhöhten sich ebenfalls deutlich um 9,5% auf 29,2 (26,7) Mrd. Euro. Dieser Anstieg wird in erster Linie auf das Hypothekenkreditgeschäft der WL Bank zurückgeführt, das insbesondere durch ein höheres Neugeschäftsvolumen inklusive eines zu Beginn des Jahres 2008 hinzugekauften Kreditportfolios einen Zuwachs von rund 1,2 Mrd. Euro beiträgt. Darüber hinaus ergibt sich für die WGZ Bank ein Anstieg der Forderungen an Kunden, der auf höhere Finanzierungsleistungen im Verbund und eine positive Entwicklung des Firmenkundengeschäfts zurückgeht.

Im Interbankengeschäft gingen die Verbindlichkeiten gegenüber anderen Kreditinstituten um 1,9% auf 23,8 (23,3) Mrd. Euro zurück. Während sich diese Refinanzierung bei der WGZ Bank, auf die der überwiegende Teil entfällt, aufgrund des hohen Mittelzuflusses von den Mitgliedsbanken zurückentwickelte, ist bei der WL Bank ein Zuwachs festzustellen. Wie bei der WGZ Bank gingen auch bei den beiden ausländischen Banktöchtern die Verbindlichkeiten gegenüber anderen Kreditinstituten zurück. In der Folge der Entwicklung an den Finanzmärkten wurden die Ausleihungen an andere Kreditinstitute bei der WGZ-Bank-Gruppe um 11,7% auf 12,2 (10,6) Mrd. Euro zurückgeführt.

Aufgrund des Anstiegs bei der WGZ Bank verzeichneten die Forderungen an angeschlossene Kreditinstitute ein Plus von 5,7% auf 13,5 (12,8) Mrd. Euro. Korrespondierend zur Entwicklung im Jahresabschluss der WGZ Bank AG stiegen die Verbindlichkeiten gegenüber angeschlossenen Kreditinstituten um 22,2% auf 15,5 (12,7) Mrd. Euro an. In der Gruppe lag der Ausweis der verbrieften Verbindlichkeiten mit 25,5 (29,0) Mrd. Euro um 12,2% deutlich unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang entfällt annähernd gleichgewichtig auf die WGZ Bank, laut Geschäftsbericht nach einem reduzierten Zertifikategeschäft, und auf die WL Bank, hier in der Folge des geringeren Emissionsvolumens in den öffentlichen Pfandbriefen.

Während der Bestand der Handelsaktiva nur geringfügig um 4,3% auf 7,9 (7,6) Mrd. Euro gestiegen ist, ergab sich für den Beteiligungs- und Wertpapierbestand zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2008 eine deutliche Volumensausweitung um 5,8% auf 29,1 (27,5) Mrd. Euro. Das Wachstum lässt sich überwiegend auf die Investitionen der WGZ Bank in Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere zurückführen. Der Bestand der ausschließlich bei der WGZ Bank liegenden Beteiligungen innerhalb dieses Bilanzpostens ist gegenüber dem Vorjahr um 1,2% auf 1,1 Mrd. Euro leicht gesunken. Die Handelspassiva sind demgegenüber sehr deutlich um 2,4 Mrd. Euro auf 4,2 Mrd. Euro gestiegen. Dies resultierte dabei weitestgehend aus der marktbedingten Wertentwicklung zinsbezogener Derivate bei der WGZ Bank und der WL Bank, kommentiert das Düsseldorfer Institut. Dem stehen Marktwertzuwächse in ähnlicher Größenordnung bei den Derivaten innerhalb der Handelsaktiva gegenüber.

Das Konzerneigenkapital hat sich im Berichtsjahr um 10,8% auf 2,6 (2,9) Mrd. Euro verringert. Der Rückgang resultiert aus dem Konzernjahresfehlbetrag des Berichtsjahres und Rückgängen der Neubewertungsrücklage aus der Bewertung von zur Veräußerung verfügbaren Finanzinstrumenten. Unter Berücksichtigung der Gewinnverwendung belaufen sich die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel der WGZ-Bank-Gruppe auf 2,1 Mrd. Euro. Daraus errechnet man eine Gesamtkennziffer gemäß Solvabilitätsverordnung für die WGZ-Bank-Institutsgruppe von 9,6% und eine Kernkapitalquote von 7,0%.

Personalien: Aufsichtsrat: Dieter Philipp (Vorsitzender), Bernhard Kaiser (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Werner Böhnke (Vorsitzender), Michael Fraedrich (bis 31. Dezember 2008), Karl-Heinz Moll, Thomas Ullrich (bis 31. September 2009), Hans-Bernd Wolberg

Union-Investment- Gruppe

3,8 Mrd. Euro Nettomittelzuflüsse im ersten Halbjahr 2009 - Assets under Management auf 151 Mrd. Euro gestiegen - keine nennenswerte Schrump fung der Produktpalette - klares Bekenntnis zum aktiven Vermögensmanagement - Ergebnis vor Steuern im Berichtsjahr 2008 um fast 60% gesunken - Forderungen an Kreditinstitute um knapp 35% gestiegen - Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um mehr als das 28-fache erhöht

Was sich vor genau einem Jahr in der deutschen Fondsbranche abspielte, wird rückblickend als härteste Phase der über fünfzigjährigen Branchengeschichte geschildert. Und auch die genossenschaftliche Union Investment Gruppe hat längst den Oktober 2008 als schwierigsten Monat ihrer Unternehmensgeschichte ausgemacht. Denn in den vier Wochen nach dem Statement von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück zur Sicherheit der Bankeinlagen waren als verheerendem Nebeneffekt in der Fondsbranche enorme Mittelabflüsse zu verzeichnen. Bei der Union waren das insgesamt 10 Mrd. Euro - teilweise mehr als eine Mrd. Euro pro Tag, vor allem aus Geldmarkt- und Kurzläuferfonds. Der Union hat das trotz der vergleichsweise guten Absatzentwicklung im ersten Halbjahr 2008 (Nettoabsatz: 4,4 Mrd. Euro) im Berichtsjahr insgesamt einen Nettomittelabfluss in Höhe von 6,8 Mrd. Euro eingetragen. In Summe führten Nettoabflüsse und Performanceeinbußen zu einem Rückgang der Assets under Management auf 144 Mrd. Euro (Vorjahr: 175 Mrd. Euro). Sie lagen damit nur knapp über dem Stand zum Jahresende 2005.

Von diesem Rückschlag hat sich der Nettoabsatz der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft in den ersten sechs Monaten 2009 deutlich erholt, man will aber noch längst nicht von Normalität sprechen. Insgesamt konnten per 30. Juni 2009 dieses Jahres Neumittel in Höhe von 3,8 Mrd. Euro eingeworben werden. Davon entfielen 0,7 Mrd. Euro auf Publikumsfonds, 2,4 Mrd. Euro auf Spezialfonds und 0,7 Mrd. Euro auf Advisory und Vermögensverwaltungsmandate. Als besonders bemerkenswert hebt die Gesellschaft dabei den Nettozufluss von 734 Mill. Euro bei aktiv gemanagten Fonds hervor. Dies verdient in der Tat insofern Beachtung als in der jüngsten Absatzstatistik des Branchenverbandes BVI nach sieben Monaten bei aller Zuversicht über ein deutliches Plus beim Nettomittelaufkommen von Aktienfonds auf den hohen Anteil von börsengehandelten Fonds verwiesen wird. Für die Union Investment bedeutet das per Jahresmitte 2009 eine Erhöhung der Assets under Management um rund 5%, von 144 Mrd. Euro zum Ende 2008 auf 151 Mrd. Euro.

Auf Basis der Branchenstatistik zur Jahresmitte 2009 sieht sich die Union mit einem Marktanteil von 10,4% weiter als viertgrößter Anbieter am deutschen Fondsmarkt. Im Publikumsfondsgeschäft stuft sie sich dabei mit einem Marktanteil von 15,5% als Nummer drei ein und im institutionellen Geschäft (Marktanteil: 10,2%) und im Immobiliengeschäft (Marktanteil: 17,6%) jeweils als die Nummer zwei in Deutschland.

Mit Blick auf die einzelnen Marktsegmente sieht die Union die Anlageentscheidungen im Privatkundengeschäft weiterhin von dem Wunsch nach Sicherheit geprägt. Nachgefragt wurden nach Angaben der Gesellschaft vor allem Offene Immobilienfonds mit einem Zufluss von 1,4 Mrd. Euro seit Jahresbeginn.

Besonderes Augenmerk gilt ferner dem hart umkämpften Altersvorsorgegeschäft. Hier verweist die Gesellschaft auf 1,74 Millionen Kunden und stuft ihren Anteil bei fondsgebundenen Riester-Verträgen auf 71% ein. Trotz Krise, so der Hinweis, finden weiterhin Tag für Tag 400 Neukunden den Weg zu der Gesellschaft, wobei rund die Hälfte der neuen Riester-Kunden jünger als 30 Jahre sind und damit Aussicht auf größeres Geschäftspotenzial für die Zukunft bieten. Schon nach heutigem Stand rechnet die Union mit einem kontinuierlichen Mittelzufluss aus Riester-Verträgen von einer Milliarde Euro pro Jahr. Die Marktführerschaft reklamiert die Union mit einem Anteil von 37% auch im Bereich der wertgesicherten Fonds für sich. Auf rund 12 Mrd. Euro wird dort mittlerweile das Volumen beziffert, davon ein Großteil in Garantiefonds. Allein in die im Jahr 2009 neu aufgelegten Garantiefonds wurden bis zur Jahresmitte rund 420 Mill. Euro investiert.

Auch der Absatz im institutionellen Geschäft belebte sich in den letzten sechs Monaten deutlich. 2,4 Mrd. Euro wurden in Spezialfonds neu angelegt. Besonders stark wurden Corporate-Laufzeitfonds nachgefragt, in die institutionelle Anleger 900 Mill. Euro investierten. Die größte Herausforderung im institutionellen Geschäft sieht die Union derzeit in den stark reduzierten Risikobudgets, die den Investitionsspielraum vieler Investoren erheblich einschränken. Gleichwohl wird seit Jahresbeginn auf 25 neue Investoren als Kunden verwiesen, "darunter namhafte öffentliche Einrichtungen und Zentralbanken im europäischen und asiatischen Ausland". In enger Zusammenarbeit mit dem Joint Venture BEA-Union-Investment in Hongkong, so wird dieser Hinweis ein wenig konkretisiert, konnte eine weitere, sprich zweite "wichtige asiatische Zentralbank" als Neukunde gewonnen werden.

Die Erfolge ihrer Akquisitionsbemühungen führt die Gesellschaft nicht zuletzt auf ihre seit 13 Jahren kontinuierliche Arbeit an einer Verbesserung des Risikomanagements zurück. So habe seit Ausbruch der Krise kein einziges Immuno-Mandat die vereinbarte Wertuntergrenze verletzt. Trotz der anhaltenden globalen Finanz- und Wirtschaftskrise will die Union Investment ihre Strategie beibehalten und auf das bisherige Geschäftsmodell setzen. Eine Änderung der Preispolitik bei den Fonds wird nicht für notwendig gehalten. Die Kostenquote ihrer Fonds liegt heute aus Sicht der Gesellschaft "deutlich unter dem Branchenschnitt". Während die Total Expense Ratio (TER) für Aktienfonds branchenweit im Schnitt 1,75% beträgt, so der entsprechende Hinweis, liegt die TER bei Aktienfonds von Union im Durchschnitt bei 1,39%. Den Branchenschnitt bei Rentenfonds mit 1,09% sieht die Gesellschaft von den eigenen Produkten mit durchschnittlich 0,86% ebenfalls unterschritten.

Während einige Mitbewerber - sei es aus Gründen einer Fusion mit anderen Gesellschaften und/oder der schwierigen Absatzlage mit dem daraus resultierenden Kostendruck für die ganze Asset-Manage-ment-Branche - teilweise eine deutliche Straffung der Produktpalette vorgenommen haben, hält die Union Investment das nicht für notwendig. Die Gesellschaft sieht sich vielmehr im Wettbewerbsvergleich mit 163 in Deutschland zentral angebotenen Publikumsfonds bereits schlank aufgestellt. Zudem wird darauf verwiesen, dass 79% der Fonds ein Volumen von mehr als 50 Mill. Euro aufweisen und mit dieser Quote weit über der Wettbewerber liegen. Für das Neugeschäft werden Produktinnovationen für wichtig gehalten, die nach wie vor den Großteil der Zuflüsse auf sich vereinen. Bei der Anzahl neu aufgelegter Produkte sieht sich die Gesellschaft dabei zwar unter den vergleichbaren Zahlen der Wettbewerber, verweist aber auf durchschnittlich höhere Nettozuflüsse - nämlich mehr als 200 Mill. Euro pro neuem Fonds.

Ein aktuelles Beispiel der Produktpolitik ist der am 1. Oktober 2009 aufgelegte Nachhaltigkeitsfonds, der Uni-Nachhaltig- Aktien-Global. Als Grundlage für die Titelauswahl dient eine multidimensionale, detaillierte Nachhaltigkeitsanalyse durch das "Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft" (imug). Dabei werden weltweit 2 800 Unternehmen nach bis zu 260 ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien untersucht; zum Beispiel hinsichtlich der Einhaltung von Menschenrechten, sozialen Standards, Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien oder dem sparsamen Umgang mit natürlichen und sozialen Ressourcen. Anschließend wird das herausgefilterte Anlageuniversum von der Union einem weiteren Auswahlverfahren unterworfen, indem mögliche Anlagewerte das hauseigene Nachhaltigkeitsresearch durchlaufen werden. Und parallel zur Nachhaltigkeitsanalyse werden die möglichen Anlagewerte noch einem etablierten und bestehenden Fundamentalresearch unterzogen.

Keine Einsparungen soll es bei der Unterstützung der Vertriebspartner geben. Im ersten Halbjahr 2009, so der entsprechende Hinweis, wurden über 2 000 Veranstaltungen und Schulungen für insgesamt 14 000 Berater durchgeführt und mit mehr als 70 Kundenveranstaltungen die Vertriebsaktivitäten vor Ort unterstützt. Auch Einschnitte beim Personal werden nicht für erforderlich gehalten, sondern es wird umgekehrt von einem Aufbau des Mitarbeiterstabs gesprochen, um für den erhofften Aufschwung vorbereitet zu sein.

Der Immobilienbereich, so der exemplarische Hinweis auf ein antizyklisches Handeln, wird derzeit strategisch ausgebaut. In den letzten zwölf Monaten wurden dazu insgesamt 33 neue Mitarbeiter eingestellt.

Dem veränderten Anlageverhalten der Investoren will sich die Gesellschaft mit neuen Anforderungen an zukünftige Produkte stellen. Einfache und transparente Angebote sowie das Vermeiden von Wertverlusten sollen dem derzeitigen Bedarf privater und institutioneller Anleger möglichst nahekommen, wobei durchaus selbstbewusst der Anspruch formuliert wird, besser zu sein als der Vergleichsindex.

Ganz ausdrücklich positioniert sich die Union Investment weiterhin als aktiver Vermögensmanager. Sie nennt als klares Ziel, in einem Markt mit ausgeprägten Zyklen und hoher Volatilität, durch aktives, antizyklisches Handeln, Zusatzerträge erzielen zu wollen. Die Gesellschaft will sich keinesfalls als Bausteinlieferant, sondern als Lösungsanbieter verstanden wissen und betont ihren grundlegend anderen Ansatz als die Indexfondsanbieter.

Das Geschäftsbild der Fondsindustrie, so die rückblickende Betrachtung auf das erste Halbjahr 2009, entspricht nahezu deckungsgleich der Entwicklung der Union, nämlich ein schwieriges erstes Quartal und dann die für viele überraschende Erholung der Kurse an den Kapitalmärkten im zweiten Quartal. Als völlig ausgestanden bewertet man die derzeitige Finanzkrise bei der Union nicht und will weiter die Kosten im Auge behalten. Im Asset Management allgemein werden zudem neue Umfeldbedingungen registriert, auf die man sich frühzeitig einstellen will:

1) Durch die Krise entstehen neue, strukturelle Kapitalmarkttrends, sprich ein flacherer Basistrend, ausgeprägte, dabei kürzere Zyklen, die aus Sicht der Gesellschaft in besonderer Weise die Fähigkeit zum aktiven Vermögensmanagement erfordern.

2) Die Krise führt in der Branche zu mehr Anpassungsdruck im Wettbewerbsumfeld. Stärkung der eigenen Marktposition, Überprüfung der eigenen Produktpalette und der Wertschöpfungskette, die Kostenbelastung der Fonds sowie Kostenreduktion und Abbau von Überkapazitäten sind derzeit die am stärksten diskutierten Themen.

3) In der Produktpolitik will die Gesellschaft möglichst einfache und transparente Produkte hervorbringen, mit klarem Produktversprechen und ohne versteckte Risiken und ohne komplexe Fondsinhalte. Dabei soll dem Vermeiden von Wertverlusten höchste Priorität zukommen und zwar in gleicher Weise für private wie für institutionelle Anleger.

In der Ertragsrechnung des Berichtsjahres 2008 weist die Union Investment im Konzern ein Ergebnis vor Steuern von 143,3 Mill. Euro aus, das sind 58,5% weniger als im Vorjahr. Zwar konnte der Zinsüberschuss mit plus 113,6% auf knapp 45,7 Mill. Euro mehr als verdoppelt werden. Aber mit 682,2 Mill. Euro war beim Provisionsüberschuss ein Rückgang von 20,5% zu verkraften. Dass die Verwaltungsaufwendungen um 9,5% deutlich zurückgeführt werden konnten, wirkt sich sichtbar entlastend aus, konnte aber die Rückgänge im Provisionsergebnis nicht einmal annähernd ausgleichen. Deutlich gesunken ist im vergangenen Jahr auch die Ertragssteuerbelastung. Mit 59,5 Mill. Euro lag sie um 35,4% unter dem Vorjahreswert.

Der Blick auf die Bilanz der Union Asset Management Holding weist für das Geschäftsjahr 2008 eine Erhöhung der Bilanzsumme um gleich 53,3% auf 2,024 Mrd. Euro aus. Auf der Aktivseite fällt insbesondere die Erhöhung der Finanzanlagen auf 1,402 Mrd. Euro (nach 787,4 Mill. Euro) ins Gewicht (plus 78%). Aber auch die Forderungen an Kreditinstitute wurden mit 34,8% kräftig ausgeweitet. Auf der Passivseite der Bilanz haben sich insbesondere die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten drastisch von 32,1 Mill. Euro auf 914,6 Mill. Euro nahezu das achtundzwanzigeinhalbfache erhöht.

Personalien: Aufsichtsrat: Wolfgang Kirsch (Vorsitzender), Karl-Heinz Moll (stellvertretender Vorsitzender), Dr. Christopher Pleister (stellvertretender Vorsitzender bis 15. Juli 2008); Vorstand: Dr. Rüdiger Ginsberg (Vorsitzender), Ulrich Köhne, Dr. Wolfgang Mansfeld, Hans Joachim Reinke, Alexander Schindler, Jens Wilhelm

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