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Integration von Marktpreisrisiken

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) beschäftigt sich seit geraumer Zeit in verschiedenen Projekten mit Methoden und Verfahren zur sachgerechten Erfassung und Steuerung von Marktpreisrisiken. Im Projekt "Integration von Marktpreisrisiken inklusive Spreadrisiken" wurden die entsprechenden Mess- und Steuerungsverfahren nicht nur isoliert für die einzelnen Risikoklassen fundiert dargestellt, sondern es ging auch um die sachgerechte Darstellung der Gesamtwirkung aller Risiko- beziehungsweise Vermögensklassen im Zusammenspiel zwischen Risiko- und Ertragssicht im Rahmen einer integrierten Kapitalallokation. Die entsprechenden Ergebnisse wurden und werden erfolgreich in vielen Sparkassen in der Praxis umgesetzt.

Im dem Buch von Christian R. Sievi, Olaf Wegener, Elena Freundorfer gibt der DSGV erstmalig Einblick in seine Vorgehensweise. Sie basiert auf einem systemtheoretischen Ansatz: Auf die Bank wirken verschiedene Umweltfaktoren, zum Beispiel die Zinsstrukturkurve und die Aktienkursentwicklung. Ausgangspunkt aller Überlegungen ist die Vermögensstruktur, in der alle Risikoklassen geordnet nach Umweltfaktoren mit Kurs- beziehungsweise Vermögenswerten dargestellt werden. Entsprechend ist die gesamte Untersuchung ökonomisch und nicht bilanziell orientiert. Die Performanceentwicklung aller Risikoklassen steht im Fokus der Allokationsentscheidungen. Wer seine Entscheidungen nach der GuV-Wirkung der Kapitalallokation abstellen möchte, sucht entsprechende Hinweise im Buch vergeblich.

Es gilt, die Ertragswirkung der verschiedenen Einflussfaktoren darzustellen. Entsprechend wird Gleiches zu Gleichem sortiert. So werden zum Beispiel Zinsbestandteile aus Aktien- oder Immobilienfonds isoliert und durch Integration in den Summenzahlungsstrom der Bank dem Zinsänderungsrisiko zugeordnet. Adressrisiken werden als negativer Vermögensbestandteil aufgefasst. Durch die Zuordnung der Produkte auf Risikoklassen gelingt es, die Anzahl der für die Kapitalallokation zur Verfügung stehenden Instrumente überschaubar zu halten und Korrelationen vernünftig zu schätzen.

In einem großen Teil des Buches werden zunächst geeignete Risiko- und Ertragsbegriffe entwickelt beziehungsweise vergleichend diskutiert und die einzelnen Risikoklassen untersucht. Hier finden sich viele nützliche Einzelheiten. Die Risikoklasse "Liquiditätsrisiken" wird hierbei allerdings nicht eigenständig dargestellt und in den einzelnen Abschnitten nur teilweise behandelt.

Sehr nützlich sind die Ansätze zur Integration der Risiken und Chancen mit Hilfe von Korrelationsmodellen. Diese werden ausführlich erklärt und in ihrer Wirkung dargestellt. Dabei wird auch analysiert, wie sich Fehlschätzungen beim Risiko, der Performance und der Korrelationen auswirken. Die Verfasser zeigen, dass die häufig geäußerte Kritik am Korrelationsmodell bei richtiger Anwendung nicht berechtigt ist. An vielen Beispielen wird demonstriert, dass stabile "optimale" Lösungen gefunden werden können.

Ausgehend vom "passiven" Managementansatz werden wichtige Hinweise zur Erreichung einer optimierten Vermögensstruktur gegeben. Die "optimale" Vermögensstruktur einer Bank ist immer von der Risikobereitschaft der Bank abhängig. Die Verfasser raten, sich im Rahmen einer Vorauswahl nur auf die Risiko- beziehungsweise Vermögensklassen zu beschränken, die die Bank wirklich beherrscht.

Insgesamt handelt es sich um ein sehr empfehlenswertes Buch, das betriebswirtschaftliches Rüstzeug zu einer ökonomisch sinnvollen Kapitalallokation bietet. Nicht ausführlich dargestellt sind die GuV-Wirkung von Maßnahmen und Probleme der Liquiditätssteuerung und Liquiditätsoptimierung. Wer allerdings in diesem Buch Prognosen, "Tipps", fertige Vorschläge und "Geheimwaffen" erwartet, wird enttäuscht werden.

Positiv ist, dass das Studium der Darstellungen zu den Einzelrisiken nicht notwendig für das Gesamtverständnis ist, sodass man einerseits Abschnitte auslassen kann, andererseits ein Nachschlagewerk besitzt.

Dr. Johann Rudolf Flesch, Hannover

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