Gespräch des Tages

KfW - Aus Verantwortung

Wir haben verstanden, pflegen Politiker zu sagen, wenn ihre Partei in Wahlen abgestraft wurde und sie überlegen müssen, mit welchen Inhalten sie ihre vorhandene Wählerschaft mobilisieren beziehungsweise neue Schichten erschließen wollen. In der KfW führte bekanntlich die Finanzkrise, konkret die politisch eingeforderte IKB-Übernahme, zu einem solchen Schlüsselerlebnis des Umdenkens. Das Engagement bei dem Düsseldorfer Institut kostete die bundeseigene Förderbank bis zum Weiterverkauf an den Finanzinvestor Lone Star Milliardenbeträge, zehrte die Reserven weitgehend auf und machte die KfW im Zusammenhang mit der unglücklichen Millionenüberweisung kurz nach der Lehman-Pleite zum Gespött der Medien.

Unter Ulrich Schröder als von der IKB-Vorgeschichte unbelastetem Vorstandsvorsitzenden pflegt die Bank nun seit gut dreieinhalb Jahren den kommunikativen Neustart. Sie übt sich in verbaler Bescheidenheit in ihrer Aufgabenerfüllung für die öffentliche Hand, legt großen Wert auf die strikte Einhaltung oder sogar Übererfüllung der banküblichen Regeln für das Risikomanagement und arbeitet daran, ihre Ergebnisrechnung und ihre Kapitalbasis wieder auf ein solides Fundament zu stellen. Dank der guten Kapitalmarktbedingungen und der immer noch beträchtlichen Spread-Differenz zu den normalen Geschäftsbanken gelingt es seit drei Jahren, nicht nur problemlos das anvisierte Fördervolumen aufrechtzuerhalten, sondern die Bank kann aus dem IFRS-Konzerngewinn von 2,068 (2,631) Milliarden Euro spürbar Reserven aufbauen. Waren es im Berichtsjahr 2010 wieder 554 Millionen Euro, die dem Fonds für allgemeine Bankrisiken zugeführt werden konnten, wird dieser im Berichtsjahr 2011 um weitere 1,1Milliarden Euro aufgefüllt und beträgt damit 1,7 Milliarden Euro. Als Kernkapitalquote für 2011 werden 18,3 (14,7) Prozent genannt.

Auch in ihrem Gebahren gegenüber der Politik unterscheidet die Förderbank betont zwischen eigenen Aktivitäten und den Zuweisungsgeschäften. So pochte sie beispielsweise bei dem inzwischen an der Politik gescheiterten Engagement für eine Auffanggesellschaft für die Schlecker-Mitarbeiter strikt auf die Absicherung ihrer Risiken durch die öffentliche Hand. Und auch bei der politisch ins Spiel gebrachten Lösung für die Übernahme weiterer 7,5 Prozent der EADS-Anteile lehnt sie eine strategische Verantwortung in den EADS-Organen ab.

"Bank aus Verantwortung" heißt bezeichnenderweise der Claim im neuen Auftritt der KfW in der Öffentlichkeit. In den vergangenen drei Jahren haben es die Marktbedingungen an den Kapitalmärkten und die Zurückhaltung des leidgeprüften Verwaltungsrates der Förderbank vergleichsweise leicht gemacht, nach dieser Maxime zu agieren. Aber mit zunehmendem Druck auf die Staatshaushalte werden ganz gewiss wieder Zeiten kommen, die den KfW-Vorstand harten Bewährungsproben aussetzen. Erst dann wird sich zeigen, wie unpolitisch und unabhängig er sich wirklich und nachhaltig an seinen eigenen Ansprüchen orientieren kann.

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