Gespräch des Tages

Kreditgenossenschaften - Auf Kurs

Kapitalerhöhung platziert, Ertragsstärke bewiesen, Thesaurierungsmöglichkeiten geschaffen, schwächelnde Töchter stabilisiert. Auch zum Halbjahr 2014, mitten in AQR und Stresstest, setzen die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken ihren erfolgreichen Kurs der vergangenen Jahre fort. Bedurfte es noch eines Nachweises, wie solide und stabil DZ Bank und WGZ Bank dastehen, so ist dieser nun erbracht. Da bleiben als Unsicherheiten die Ergebnisse des keineswegs berechenbaren Stresstests durch EZB und EBA und die nach wie vor schwebenden regulatorischen Vorhaben mit ihren noch nicht endgültig abschätzbaren Auswirkungen auf die kreditgenossenschaftliche Finanzgruppe. Doch die Verantwortlichen zeigen sich zuversichtlich, was zum einen die Baseler und Brüsseler Vorstöße in Richtung Verbund angeht und dass vernünftige Regelungen für die Gruppe erreicht werden können. Und auch in Sachen Stresstest ist man bei aller Wachsamkeit in Düsseldorf und Frankfurt relativ entspannt, wobei die Forderung von WGZ-Chef Hans-Bernd Wolberg, hierbei möge es sich wie bei jeder Reifeprüfung um eine einmalige Sache handeln, lediglich ein frommer Wunsch bleiben wird.

Das Geleistete kann sich aber auch sehen und messen lassen. Die DZ Bank steigerte das Konzernergebnis vor Steuern gegenüber dem Vorjahreswert um 27 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Hierzu haben vor allem eine nahezu nicht vorhandene Risikovorsorge, ein sattes Plus bei den Provisionseinnahmen dank Union Investment sowie ein kräftiger Ergebnisswing aus dem Versicherungsgeschäft beigetragen. Demgegenüber stand ein Rückgang des sonstigen Bewertungsergebnisses aus Finanzinstrumenten von 738 Millionen Euro auf 275 Millionen Euro, da die Wertaufholungen für das im Wesentlichen bei der DG Hyp liegende Staatsanleihenportfolio im ersten Halbjahr deutlich geringer ausfielen als noch ein Jahr zuvor. Erfreulich ist, dass zu diesem Ergebnisplus im ersten Halbjahr 2014 alle wesentlichen Konzerngesellschaften positiv beigetragen haben.

Auf solche Effekte aus dem Beteiligungsportfolio kann die WGZ Bank nicht bauen. Vorstandsvorsitzender Hans-Bernd Wolberg sprach denn auch von einem Beteiligungsproblem, nicht von einem Kapitalproblem. Da die WGZ Bank bei allen Verbundunternehmen lediglich eine Minderheitsbeteiligung hält, kann sie die Ergebnisse der Töchter nicht konsolidieren und leidet unter den großen Beteiligungsabzügen auf der Eigenkapitalseite. Im Konzernabschluss steht denn auch ein Rückgang des Ergebnisses nach Steuern von rund zehn Prozent auf 177,2 Millionen Euro zu Buche, was vor allem mit den Bewertungsfragen bei Wertpapieren zu tun hat: Im Handelsergebnis wirken sich die Zuschreibungen auf die gehaltenen Wertpapiere und Staatsanleihen noch positiv aus, im Finanzanlageergebnis wird das aber durch Wertkorrekturen auf das Beteiligungsportfolio und den vorzeitigen Rückkauf von hochverzinslichen Pfandbriefen durch die WL-Bank überkompensiert.

Operativ überzeugt aber auch die Düsseldorfer Zentralbank, wenn man den AG-Abschluss als Maßstab nimmt, der nicht von den IFRS-Verzerrungen betroffen ist. Hier stiegen das Vorsteuerergebnis um knapp 48 Prozent auf 149,9 Millionen Euro, der Halbjahresüberschuss nach Steuern sogar um 48,3 Prozent auf 112,4 Millionen Euro. Während Zins- und Provisionsüberschuss ebenso stabil gehalten werden konnten wie die Kosten, profitierte die WGZ von satten Zuschreibungen auf die Wertpapiere der Liquiditätsreserve, die Risikovorsorge fällt dadurch um 57,8 Millionen Euro besser aus als im Jahr zuvor.

Mit Blick auf die Veröffentlichung der Stresstest-Ergebnisse Anfang November werden Kapitalmaßnahmen, die bis Mitte dieses Jahres durchgeführt wurden, wohl Berücksichtigung finden, die stolzen Halbjahreszahlen mit den Thesaurierungsmöglichkeiten dagegen nicht. Doch auch so stehen beide Häuser solide da. Die DZ Bank steigerte ihre harte Kernkapitalquote gemäß heutigen Anforderungen von 9,2 Prozent per Ende 2013 auf 10,5 Prozent per 30. Juni 2014, unter Einbeziehung der im dritten Quartal dieses Jahres in das Handelsregister eingetragenen Kapitalerhöhung sogar auf 12,0 Prozent. "Fully loaded 2019" erreichte das Spitzeninstitut 9,3 Prozent nach 7,1 Prozent Ende des Vorjahres, inklusive Kapitalerhöhung 10,9 Prozent. Bei der WGZ-Bank-Gruppe sank die Kernkapitalquote aufgrund der Beteiligungsproblematik gemäß CRR von 12,2 Prozent auf 9,3 Prozent. Unter Einbeziehung der Kapitalerhöhung, der thesaurierten Gewinne aus 2013 sowie des Halbjahresergebnisses liegt der Wert nach Berechnungen der Bank nun wieder bei 12,1 Prozent. Nimmt man den Zuspruch der Primärstufe bei den Kapitalerhöhungen als Maßstab, bleibt festzuhalten: Die Zentralbanken sind geschätzt und auch ein gutes Investment.

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