Gespräch des Tages

Leasing - Zwischen Hoffen und Bang(k)en

Manchmal kommt es anders, meistens als man denkt. So lautet es im Volksmund, wenn Überraschendes passiert. Anders gedacht haben es sich sicher auch die im Bundesverband deutscher Lea-sing-Unternehmen zusammengeschlossenen rund 200 Gesellschaften für dieses Geschäftsjahr. Denn gewöhnlich boomt Leasing gerade dann, wenn die Zeiten schwierig und die Banken mit der Kreditvergabe zurückhaltend sind. Doch weit gefehlt. 2009 ist auch für die Leasingbranche nichts mehr so wie vorher. Zwar sind die Gesellschaften bestenfalls indirekt von der Finanzkrise betroffen. Doch haben einerseits erhebliche Refinanzierungsprobleme und eine nicht uneigennützige risikoadäquate Zurückhaltung das Neugeschäft in historischem Ausmaß einbrechen lassen. Auf gerade mal 42,1 Milliarden Euro beläuft sich das Gesamtvolumen, ein Minus von sage und schreibe 22,6 Prozent. Das ist der mit Abstand größte Rückgang in der 47-jährigen Geschichte des Leasings in Deutschland und nach 1984 und 2003 erst der dritte insgesamt.

Die Schuldigen für diese Misere sind schnell ausgemacht: die Banken und die Politik. Der Leasingbranche fehlen mehrere Milliarden Euro an Refinanzierungsmitteln, da sich Banken, vor allem Landesbanken wie die HSH Nordbank und die LBBW, aus der Leasingfinanzierung zurückgezogen haben. Das ist aus Sicht der Banken, die nicht nur ihre Geschäftsvolumina verkleinern und ihr Eigenkapital erhöhen müssen, sondern auch noch gedrängt werden, mehr eigene Kredite zu geben, durchaus eine verständliche Haltung. Schließlich belasten auch die Leasingfinanzierungen das Eigenkapital. Für die Leasingbranche, gerade die kleineren Gesellschaften kommt es einer Katastrophe gleich. Denn alternative Refinanzierungsmöglichkeiten wie beispielsweise ABS-Verbriefungen stehen selbst bei besten Portfolios nicht zur Verfügung. Und auch die bisherigen Vorschläge der KfW zur Ankurbelung des Leasingmarktes bezeichnet BDL-Präsident Martin Mudersbach trocken als "Rohrkrepierer". Die Folge: 63 Prozent der unabhängigen Leasinggesellschaften und immerhin noch 36 Prozent der bankennahen Unternehmen haben ihr Neugeschäft in 2009 aufgrund von Refinanzierungsproblemen einschränken müssen. Für Unruhe sorgen auch die Ausfallraten: Mit dem zwei- bis zweieinhalbfachen des Vorjahreswertes sei zu rechnen, so die Verbandsverantwortlichen. Allerdings drückten sie sich um eine Antwort, wie stark das die Bereitschaft eingeschränkt hat, neue Leasingfinanzierungen auszugeben, und welcher Anteil des Rückgangs dagegen tatsächlich aus den Refinanzierungsproblemen kommt.

Und dann ist da noch der Ärger mit der Politik. Was zunächst wie ein Erfolg für die Lobbyisten aussah, erwies sich im Nachhinein als Giftpille. Durch den kleinen Zusatz der "Ausschließlichkeit" wurde die Gewerbesteuerbefreiung flugs wieder ausgehebelt und kann von so gut wie keinem Leasingunternehmen mehr in Anspruch genommen werden. Denn eine Gewerbesteuerbefreiung gibt es nur für die diejenigen, die ausschließlich Finanzierungs-Leasing betreiben. Und welches Unternehmen hat sein Finanzierungsangebot nicht um die ein oder andere Dienstleistung abgerundet? Da für das direkte Leasinggeschäft der Banken die Ausschließlichkeit nicht gilt, sondern bereits ein Überwiegen des Finanzierungs-Leasings ausreicht, um in den Genuss der Steuerbefreiung zu kommen, sieht der Verband hier klare Wettbewerbsverzerrungen.

Was bleibt, ist die Hoffnung. Hoffen, dass die Politik sich des Themas Leasing alsbald annimmt und die Gesetze ändert. Hoffen, dass die Banken mit der Refinanzierung nicht mehr so sparsam umgehen und die ABS-Märkte wieder anspringen. Hoffen, dass der bürokratische Aufwand durch die internationalen Rechnungslegungsvorschriften und die neuerdings eingeführte Beaufsichtigung durch die BaFin nicht zu groß wird. Hoffen, dass mit der KfW doch noch vernünftige und praktikable Erleichterungen für die Leasingbranche erreicht werden. Sonst droht das große Leasingsterben, weil gerade kleinere Gesellschaften von Markt verschwinden werden. Zwar sind rund 200 Unternehmen für einen Markt wie Deutschland wahrlich nicht zu wenige, doch ist die Leasingquote im Vergleich zum europäischen Ausland hierzulande mit aktuell 21,1 Prozent im Mobilien- und 14,4 Prozent im Immo-bilien-Leasing immer noch gering. Ob hier die Konzentration auf weniger Anbieter Fortschritte bringen würde? Klar ist, die Unternehmen müssen es selber richten, denn vom Markt ist keine Unterstützung zu erwarten. Die Ausrüstungsinvestitionen, die wichtigste Kennzahl für die Leasingbranche, werden im kommenden Jahr noch einmal um weitere sechs bis sieben Prozent zurückgehen, schätzt das ifo-Institut.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X