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NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT A. J.ADAM

Das Familienweingut von Andreas Adam (Jahrgang 1979) hörte auf zu existieren, als der Großvater 1983 in Rente ging. Aber im Kopf des Enkels blieb es präsent. Eine originalgetreue Wiederherstellung hat er nicht angestrebt, sondern eine Neuinterpretation, etwa so radikal wie Glenn Goulds Interpretation der Bachschen Fugen. So wenig der Klaviervirtuose wissen konnte, wie Bach seine Musik gespielt hat, so wenig kannte Andreas Adam den Geschmack der Jungweine von vor fünfzig oder hundert Jahren. Aus dieser Wissenslücke haben beide, der Pianist wie der Weinmacher, eine Freiheit bezogen, die sie meisterhaft zu nutzen. Andreas’ trockene bis edelsüße Rieslinge sind höchst eigenwillig und gewagt. Jung schmecken sie, rauchig, hefig und wild. Mittlerweile besitzt der Jungwinzer neben seinen HeimatWeinbergen im Hofberg von Dhron auch Reben im Piesporter Goldtröpfchen, die sehr kraftvolle, feinherbe Weine er geben. So ist das MiniWeingut seit seiner Gründung im Jahr 2000 um einige hundert Prozent gewachsen. Seit 2012 steht ihm seine Schwester Barbara Adam (Jahrgang 1987) zur Seite.

Zwanzig Jahre lang ruhte der Weinbau in der traditionsreichen Winzerfamilie, bis Andreas Adam das Weingut seines Großvaters Leo Mechtel im Jahr 2000 neu gründete. Leicht war das nicht, auch wenn die Großeltern die Initiative des Enkels sehr begrüßten und ihn auch im hohen Alter noch tatkräftig unterstützten. Die Rebflächen konnten zwar übernommen werden (und werden kontinuierlich erweitert; viereinhalb Hektar sind es jetzt), aber die Technik für Weinberg und Keller musste komplett neu angeschafft werden. Nicht nur deshalb war es für den Jungwinzer eine große Hilfe, als seine Schwester Barbara Adam im vergangenen Jahr nach ihrer Winzerausbildung in das Rieslingweingut eintrat. Die Zusammenarbeit klappt gut: Alle Arbeiten werden gemeinsam besprochen und ausgeführt. Beide haben ein Weinbaustudium in Geisenheim abgeschlossen. Während Andreas Adam im St. Urbanshof und bei Heymann-Löwenstein an der Mosel sowie bei Adeneuer an der Ahr praktische Erfahrungen sammelte, hat sich Barbara Adam bei Franz Keller in Baden, bei Klaus Peter Keller in Rheinhessen und auf dem Nikolaihof in der Wachau umgesehen. In Neumagen Dhron können die Geschwister nun verwirklichen, was sie sich ersehnt haben: Das Potenzial der Vorfahren zu nutzen und zu schützen, die Landschaft zu pflegen und - vor allem - hochwertige Rieslinge aus den Steillagen Dhroner Hofberg und Piesporter Goldtröpfchen zu erzeugen.

Mit ihrem Lieblingswein, dem 2012er Riesling Kabinett aus dem Schieferboden des Dhroner Hofbergs, dem ersten Jahrgang, den Barbara und Andreas Adam gemeinsam erzeugt haben, ist ihnen ein hochwertiger Riesling gelungen. Die Trauben reiften an mehr als sechzig Jahre alten Rebstöcken und wurden im Holzfass ohne Schönung spontan vergoren. Mit gerade einmal 8,5 Prozent Alkoholgehalt empfiehlt sich dieser für die Mosel so typische Terrassenwein gern auch als Aperitif.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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