Gespräch des Tages

Postbank - Anspruch und Realität endlich angekommen

Die Deutsche Postbank hat sich unter den Vorgängern der jetzigen Führung sehr erfolgreich als Deutschlands beste, schönste, größte Privatkundenbank zu platzieren verstanden. Das mündete nicht nur im Börsengang, sondern sogar in Deutschlands Leitindex Dax - auf Augenhöhe mit der Commerzbank, der Deutschen Bank, der Dresdner Bank und der Hypovereinsbank. Heute sind dort nur noch die Deutsche und die Commerzbank gelistet. Die Hypovereinsbank zahlt brav an die italienische Mutter, die Dresdner macht der Commerzbank das Leben schwer und die Postbank gehört inzwischen zum Deutsche-Bank-Konzern. Und der will sie nun als "Consumer Bank" positionieren. Moment. War die Postbank das nicht immer schon, als Deutschlands beste Privatkundenbank?

Natürlich lag der Kundenfokus schon immer auf den Millionen von Postsparern. Sparbücher, Girokonten, Bausparen, Ratenkredite, Investmentfonds - all das brachten die Postbediensteten oder der mobile Außendienst mehr oder weniger erfolgreich an den Mann und die Frau. Und auch das Firmenkundengeschäft hat sich im Laufe der Jahre zu einem stabilen Ertragsträger entwickelt. Doch verdient wurde das Geld lange Zeit woanders. Nämlich am Kapitalmarkt, an dem 40 Milliarden Euro und mehr Einlagenüberhang möglichst zinsbringend (das war gut für den Zinsüberschuss und damit das Image als Retailbank) und möglichst risikolos angelegt werden mussten. Ähnlich engen Restriktionen wie beispielsweise die Versicherer unterlag die Postbank da nicht. Trotzdem hat man hauptsächlich in Staatsanleihen investiert, deutsche und europäische Papiere. Dafür muss nun als Folge der unsoliden Haushaltspolitik so mancher europäischer Regierung die Zeche gezahlt werden. Der scheidende Vorstandsvorsitzende Stefan Jütte sprach von einem besonderen Jahr, wenn die Krise nicht gewesen wäre, die einen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisentwicklung hatte. So sind im Konzerngewinn von 111 Millionen Euro (138 Millionen Euro im Vorjahr) Belastungen von 906 Millionen Euro verarbeitet, davon allein 632 Millionen Euro aus der Abschreibung auf das Anleihen-Portfolio. Weitere 270 Millionen Euro stammen aus integrationsbedingten Einmaleffekten. Betrachtet man nur die operativen Ergebnisse aus dem Privat- und Firmenkundengeschäft, wurde mit 1,4 Milliarden Euro das beste Ergebnis aller Zeiten erzielt. Und nun die Zukunft als Consumer Bank. Der künftige Vorstandsvorsitzende Frank Strauß umriss das neue Geschäftsmodell wie folgt: Starke Vertriebe bestehend aus Filiale, Direktkanälen und mobilem Vertrieb, eine fokussierte Produktpalette rund um transparente und klare Produkte sowie eine starke Plattform, um Kostenvorteile sicherzustellen. Dass die Postbank im Zuge dieser Neuausrichtung die Filialen und Filialkunden der Norisbank übernimmt ist nur konsequent und mag als Versuch gewertet werden, ob sich im Deutsche-Bank-Postbank-Konzern ein eigenständiger Onlinevertriebskanal etablieren lässt. Die Kapitalmarktabhängigkeit der Postbank hat alleine daher schon nachgelassen, da sich das Verhältnis von Kundeneinlagen (113 Milliarden Euro) zu Kundenkrediten (109 Milliarden Euro) deutlich angenähert hat. Das heißt, rund 96 Prozent der Einlagen sind auch wieder an Kunden ausgeliehen worden. 2004 beispielsweise lag diese Quote noch bei lediglich 47,8 Prozent. Die Postbank scheint von der Positionierung und Aufstellung also endlich dort angekommen zu sein, wo sie schon immer sein wollte. Doch hat es dazu unbedingt der Deutschen Bank bedurft?

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