Gespräch des Tages

Postbank - Klarheit tut not

Traumberuf Banker. Da gab es sicher schon einmal mehr Begeisterung. Denn in den Jahren 2007 und 2008 stand der Berufswunsch Vorstandsmitglied oder gar Vorstandsvorsitzender einer Bank zu sein, nicht ganz oben auf den Listen. Einerseits weil natürlich insbesondere in den USA die Ausfallquote aufgrund überraschender Vertragsauflösungen drastisch zugenommen hat. Andererseits weil die anhaltenden Finanzkrise die Spielräume einengt und die Kommunikation über das (nicht) Erreichte eher unerfreulich und lästig werden lässt. Zusätzlich schwierig wird das Wirken, wenn seitens des Hauptaktionärs keinerlei klare Positionierung zu seinem Asset vorhanden ist. So zu beobachten bei der Dresdner Bank, wo die Allianz den Bankchef Herbert Walter selbst mit der Aufspaltung des Instituts beauftragt hat, ohne jedoch klar verlauten zu lassen, was nun letztendlich in den weiteren Planungen der Mutter eine Rolle spielt oder zum Verkauf bereitsteht. Oder auch die Postbank: Monatelang gab es kein eindeutiges Signal seitens der Post. Verkaufsgerüchte wurden nicht dementiert, im Gegenteil, teilweise nicht ganz uneigennützig weil kurssteigernd - gar befördert, Verkaufsabsichten aber auch nie wirklich klar dargestellt. Eine solche Hängepartie ist für einen, der vor genau zwölf Monaten mit klaren Vorstellungen angetreten ist, natürlich unbefriedigend.

Und was war das für ein Jahr für Wolfgang Klein. Angetreten als Nachfolger von Wulf von Schimmelmann hatte der ehemalige Retailvorstand kaum Zeit, auf seinem neuen Stuhl Platz zu nehmen. Gerade 14 Tage im Amt fiel wie aus heiterem Himmel die IKB um. Es folgte die erste Welle der Subprime-Krise, die die Postbank mit leichten Blessuren überstand. Kaum atmete man in Bonn etwas durch, ging der Aufsichtsratsvorsitzende verloren: Post-Chef Klaus Zumwinkel musste im Februar dieses Jahres wegen Steuerhinterziehungsvorwürfen zurücktreten und wurde durch Frank Appel ersetzt. Damit war nicht nur ein bindendes Glied zwischen Post und Postbank zerschnitten, der neue Postchef hatte seine eigene Agenda abzuarbeiten. Und ganz oben stand dort nicht etwa der Finanzdienstleister, sondern das Logistikgeschäft in den USA. Nun rückt langsam - für viele zu langsam - die Postbank ins Schaufenster.

Die anhaltende Handlungsunfähigkeit ist fatal für die Postbank. Kunden wenden sich ab, Mitarbeiter erliegen nur zu leicht den vermehrten Abwerbeversuchen der Wettbewerber. Von einer aggressiven Marktanteilsgewinnungsstrategie fehlt jede Spur, auch wenn die mittelfristigen Ziele bis 2010 bislang noch aufrechterhalten werden. Dabei wäre das Umfeld so gut für eine Bank mit den Stärken der Postbank. Den Wunsch der Verbraucher nach Sicherheit und Kundennähe demonstriert hierzulande keine andere private Bank so wie sie. Doch die Unruhe siegt: Auch wenn im vergangenen Jahr 133 000 neue Girokonten gewonnen wurden, die angestrebten Neukundenzahlen sind weiterhin kaum zu erreichen. Dass der Wettbewerb im Mengengeschäft in Deutschland auch in Zukunft sicherlich vor allem vom Preis diktiert werden wird, spielt der Posttochter ebenfalls in die Karten, ist doch die Postbank kostenseitig durch viel Standardisierung und Technikaffinität effizient unterwegs. Dann: Der eingeschlagene Weg, genau zu überprüfen, in welchen Geschäftsfeldern die Postbank die Produktions-, die Marketing- und die Vertriebshoheit hat und nur die zu stärken, in denen alle drei Voraussetzungen gelten, ist richtig. Der Verkauf der Versicherungssparte an Talanx war konsequent, weitere Abspaltungen beispielsweise des Wertpapiergeschäfts sollten folgen. Die Ausgliederung des Transaktionbanking in eine eigenständige Betriebsgesellschaft ermöglicht nun die Aufnahme von Minderheitsbeteiligungen und bietet damit deutlich bessere Expansionschancen in ganz Europa, und das in einem Geschäftsfeld, das von Skalen lebt. Für das Ziel, den mobilen Vertrieb bis 2010 auf 5 000 Mitarbeiter aufzustocken, war 2008 dagegen ein verlorenes Jahr, so viel kann man heute schon sagen. Und die Konsolidierung: Was wäre eine Verbindung von Postbank und Citibank doch für eine Marktmacht in Deutschland. Nur geträumt, denn die Neuordnung findet ohne die Bonner als aktivem Spieler statt. Dabei hätte die Postbank eindeutig das Zeug dazu, einer eigenständigen Zukunft entgegenzugehen.

Nichtsdestotrotz: Wenn der Verkaufsprozess nun, wie bei Redaktionsschluss zu erwarten, tatsächlich startet und damit endlich ein wenig mehr Klarheit über den weiteren Weg der Postbank herrscht, so ist das begrüßens- und den Verantwortlichen mehr als wünschenswert. Denn auch wenn der Volksmund meint, dass "das einzige, was das Leben wirklich spannend macht, die permanente, oft unerträgliche Ungewissheit ist, was im nächs ten Augenblick passiert", für Unternehmen, ihre Mitarbeiter und ihre Kunden ist ein solcher Schwebezustand ein Graus. Das sieht sicherlich auch Wolfgang Klein so, dem alles lieb sein wird, was das Dahinsiechen beendet.

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