Gespräch des Tages

Aktienmärkte - Berg und Tal

"Sell in may and go away", so heißt eine der ältesten Börsenweisheiten der Welt. Man darf jedem (ehemaligen) Besitzer deutscher Bankaktien gratulieren, wenn er sich auch 2007 an diese Regel gehalten hat. Warum? Weil selten an der Börse ein Rat wertvoller gewesen ist, als dieser. Postbank, Commerzbank, Deutsche Bank allesamt hatten die Papiere dieser Institute zu Beginn des Wonnemonats ihren Jahreshöchststand. Und für allesamt ging es seitdem im Zuge der um sich greifenden Verunsicherung an den Märkten in Zusammenhang mit der US-amerikanischen Subprime-Krise heftig und derb bergab. Die Deutsche Bank verlor in der Spitze bis Mitte September zirka ein Viertel ihres Wertes, bevor es in den letzten Tagen wieder ein wenig bergauf ging. Gleiches gilt für Commerzbank-Aktien, die sogar rund 28 Prozent einbüßten. Am schlimmsten erwischte es die Postbank. Ihr Kurs verlor etwa 33 Prozent und sank damit erstmals unter die psychologisch wichtige Marke von 50 Euro.

Das alles lässt sich mit der allgemeinen Subprime-Hysterie nicht mehr begründen. Denn die Postbank hat kein Conduit. Anfängliche Missverständnisse über ein 600-Millionen-Euro-Engagement im Rhineland-Fund der IKB wurden inzwischen geklärt und erklärt. Das Bonner Institut hat das ganze Volumen bei den ersten Anzeichen der IKB-Schieflage komplett auf die eigene Bilanz genommen und muss diese Summe keineswegs voll abschreiben. Die Verantwortlichen rechnen mit Belastungen von rund 40 Millionen im schlimmsten und einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag im besten Fall.

Geschichten über Leerverkäufe im großen Stil, bei denen clevere Händler geliehene Aktien zu einem früheren Zeitpunkt verkauft haben, sich nun möglichst billig wieder eindecken wollen und so den Kurs durch Streuen von Gerüchten nach unten treiben, machen derzeit genauso die Runde, wie Spekulationen über ein "Sturmreif-Schießen" der Postbank. Post-Chef Klaus Zumwinkel folgt kommendes Jahr seinem Postbank-Kollegen Wulf von Schimmelmann in den Ruhestand. Damit gibt es die alte, stabile Achse Post-Postbank nicht mehr. Ob die neuen Verantwortlichen bei der Post an dem 51-Prozent-Paket an der Bank festhalten, gilt zumindest als fraglich. Da mag es schon sein, dass sich hier einige Interessenten in Stellung bringen und die Postbank so billig wie möglich machen wollen. Aber es gehören immer zwei dazu, diejenigen, die verkaufen und diejenigen, die kaufen. Derzeit überwiegen aber ganz eindeutig die Verkäufer, von "eindecken" keine Spur, was auch mit einem nachlassenden Vertrauen in die Post-bank-Zukunft begründet werden könnte. Wahrlich kein schöner Start für den neuen Vorstandschef Wolfgang Klein.

Panik ist angesichts dieser Entwicklungen bei allen deutschen Instituten nicht nötig. Durch die Verluste der vergangenen Monate liegen die Kurse keineswegs auf historischen Tiefständen, sondern haben lediglich das Niveau von vor einem Jahr erreicht. Mit Blick auf die übergroße Nervosität darf man da nur hoffen, dass nicht doch noch Subprime-Unglücke im größeren Ausmaß zu Tage treten und die Kommunikation so offen und ehrlich wie möglich gewesen ist, damit uns Bilder wie in England erspart bleiben. Vielleicht erinnert sich mancher dann noch schnell an den zweiten Teil der erwähnten Börsenweisheit: "... but remember to come back in September! " Wem das zu knapp und optimistisch erscheint, für den ist an der Frankfurter Börse auf schönstem Hessisch schon weitergedichtet worden. "Ist der Monat aach en toder, kommste dann halt im Oktober"!

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