Kreditwesen-Weintipp

Im Sonnenschein

Hansjörg Rebholz betont, dass er Veränderungen in Weinanbau und Kellertechnik nur einführt, wenn sie nicht "der Philosophie unseres Hauses" widersprechen und wenn sie "eindeutige Verbesserungen der Weinqualität" ermöglichen. Die Ideen seiner Vorfahren seien so gut gewesen, dass man sie nicht grundlos verändern solle, betont er immer wieder.

Schon sein Großvater und Namensgeber des Weinguts, der Ökonomierat Eduard Rebholz, setzte kompromisslos auf Naturweine, als fast alle anderen Winzer künstlich gesüßte Weine ausbauten und das "Naturweingut Rebholz" bestenfalls belächelten. Er jedoch baute auf die liebevolle Pflege der Reben im Weinberg und eine extrem selektive und riskant späte Lese längstmöglich gereifter Trauben. Denn nach dem Vegetationsabschluss werden die Mineralien, die die Rebe nicht mehr zur Aufrechterhaltung des Saftflusses benötigt, in den Trauben eingelagert.

Mit diesem Wissen kann auch Hansjörg Rebholz unbeeindruckt von modischen Geschmackstrends und vergänglichen und launischen Vorlieben des Markts agieren. Für ihn gilt die alte Winzerregel, dass Qualität im Weinberg entsteht. Er begrenzt seinen Ertrag auf gerade einmal 6000 Liter pro Hektar; der bundesdeutsche Durchschnitt lag 2006 bei etwas über 9000 Litern. Arbeit im Weinkeller heißt für ihn, dem Wein seine Zeit zum Reifen zu lassen. Denn Nuancenreichtum entwickelt sich nicht bei stürmischer Gärung, sondern nur mit großer Ruhe und Gelassenheit.

Das Weingut bewirtschaftet 15 Hektar Rebfläche. Dazu gehört eine ganze Reihe herausragender und sehr unterschiedlicher Böden und Lagen darunter die Spitzenlagen "Im Sonnenschein" und "Kastanienbusch". Erstere liegt 160 bis 225 Meter über dem Meeresspiegel und hat eine Hangneigung von fünf bis 20 Prozent. Durch die Senkung des Oberrheingrabens vor 45 Millionen Jahren und der damit einhergegangenen Hebung des Pfälzer Waldes veränderte sich das Bodengefüge grundlegend. Neben den Schwemmlandböden des Rheins traten alte und geologisch tief liegende Bodenformationen auf. Für den Riesling-Anbau besonders geeignete finden sich hier, sowohl quarzithaltige Gerölle und Kiesel als auch marine Sedimentgesteine mit einem Alter von 220 Millionen Jahren, aus der Zeit der Trias.

Die muschelkalkhaltigen, nährstoffreichen und fossilen Böden geben den Burgunderreben in der Kleinparzelle Stockwingert die Grundlage zur Entwicklung wahrhaft großer Weine. Eines dieser Meisterwerke ist der Spätburgunder Spätlese trocken Im Sonnenschein Erste Lage aus dem Jahr 2002. In einem mittleren Kirschrot mit ziegelroten Reflexen funkelt er im Glas und begeistert Weinkenner. In der Nase werden Erinnerungen an Kirschen, Schokolade, Krokant, Vanille und Nelken geweckt. Diese Aromen sind unterlegt mit der eleganten, tiefgründigen Mineralität des Muschelkalks. Im Mund entfaltet der Spätburgunder seine vielschichtige opulente Frucht aufs Neue, wunderschön unterstützt von seiner geschliffenen Säure und einer sehr feinen Tanninstruktur. Und im bemerkenswert langen Nachhall ist die fabelhafte Mineralität dieser Spätlese präsent. Ein Ausnahmewein.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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