Gespräch des Tages

Sparkassen II - "Ein bisschen stolz"

Zwar ist es der Sparkassenorganisation noch nicht gelungen, mehr Ordnung in der Landesbankenlandschaft zu schaffen. Doch immerhin wurde mit der vollständigen Migration aller Primärbanken auf OS-Plus das bislang größte Banken-IT-Projekt Europas erfolgreich abgeschlossen. Im Zuge der Einführung der neuen Gesamtbanklösung wurden 130 Millionen Konten, mehr als 55000 Selbstbedienungsgeräte wie Kontoauszugsdrucker oder Geldausgabeautomaten und rund 20000 Arbeitsplätze der Sparkassen-Mitarbeiter umgestellt. Und das alles, ohne das es zu spürbaren Beeinträchtigungen des Kundengeschäfts kam. Nur zum Vergleich: Rund eineinhalb Prozent aller Commerz-bank-Kunden mussten im Zuge der IT-Verschmelzung von Commerzbank und Dresdner Bank über Ostern gleich mehrere Tage auf Kontoverfügung und ihre Karte - ec ebenso wie Kredit - verzichten. Auf eine solche Leistung kann man im Sparkassenlager zu Recht ein bisschen stolz sein.

Daraus eine Überlegenheit dezentraler Verbünde von Kreditinstituten gegenüber Konzernstrukturen abzuleiten, wie es der eigens aus Münster für diese Pressekonferenz herbeigeeilte Aufsichtsratsvorsitzende der Finanz IT, Rolf Gerlach, getan hat, mag ein wenig euphorisch sein. Nichtsdestotrotz bringt ein einheitliches Gesamtbanksteuerungssystem den Sparkassen im Wettbewerb zweifelsfrei bestimmte Vorteile. Geschäftspolitisch, aber auch rechtlich und aufsichtsrechtlich können die relevanten Dinge nun schneller flächendeckend verbreitetet werden. Verbundprodukte können besser in den Vertrieb der Primärbanken eingebunden werden, was dem Berater den Überblick über die immense Produktvielfalt erleichtert. IT ist ein Wettbewerbsfaktor. Deswegen betonte Gerlach, dass die Finanz IT in erster Linie ein Sparkassendiensleister und erst im zweiten Schritt ein Dienstleister für die S-Finanzgruppe sei und lehnte eine Öffnung nach draußen ab. Die Finanz IT werbe vielmehr um weitere Kunden aus dem Verbund wie Landesbausparkassen, öffentliche Versicherer, die DWP Bank oder die Deka-Bank. Eine Beteiligung von Landesbanken an der Finanz IT ist nicht erwünscht, auch wenn diese alle zu den Mandanten der Finanz IT zählen und mit der Bremer Landesbank, der Nord-LB und der Saar-LB gleich drei Institute derzeit erwägen, OS-Plus ebenfalls einzuführen.

PS: Da es aber weiterhin jeder einzelnen Sparkasse überlassen bleibt, an ihren Bankingterminals Überweisungen von Kunden anderer Sparkassen zuzulassen, was trotz der technischen Möglichkeiten in der Regel von den Häusern abgelehnt wird, bleibt der direkt spürbare Kundennutzen von OS-Plus ein gutes Stück hinter dem Wünschenswerten zurück.

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