Gespräch des Tages

Unternehmensinsolvenzen - Willkommene Abweichung von der Prognose

Wer aufgrund statistischer Daten und eigenem volkswirtschaftlichen Know-how Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung erstellt, hat natürlich den Ehrgeiz, damit möglichst richtig zu liegen. Creditreform ist das diesmal mit Blick auf die Unternehmensinsolvenzen 2013 nicht gelungen. Während der Datendienstleister eine Abweichung von seiner Prognose einräumen muss, darf die deutsche Wirtschaft zufrieden sein, dass alles weniger schlimm gekommen ist, als Ende vergangenen Jahres angesagt. Statt der befürchteten über 30000 Unternehmensinsolvenzen korrigierte die Auskunftei Ende November den Wert auf 26 300. Bei einer verbleibenden Unsicherheitsphase von noch einem Monat, benannte sie dabei gleich die Annahmen, die sie in ihren Berechnungen anders veranschlagt hatte als sie dann letztlich gekommen sind.

Zu pessimistisch hatte man erstens die Konjunkturentwicklung eingeschätzt. Trotz des verhaltenen Jahresauftaktes 2013 zeichnet sich nun für Deutschland den jüngsten Konjunkturprognosen nach für das Gesamtjahr ein Wachstum des BIP von immerhin rund einem halben Prozent ab. Stärker gestiegen als man das bei Creditreform in die Prognoserechnungen eingestellt hatte, sind zweitens die deutschen Exporte. Und weniger negativ als erwartet sind drittens die befürchteten Infektionseffekte aus den angeschlagenen europäischen Staaten zum Tragen gekommen. Wenn auch äußerst zaghaft, deuten die Zahlen für Europa im zweiten und dritten Quartal auf ein Ende der Rezession hin. All das hat im Ergebnis die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland auf ein Niveau gedrückt, das nach den Datenreihen der Auskunftei zuletzt im Jahre 1999 registriert wurde. Im Zehnjahresvergleich bedeuten die voraussichtlichen Jahresendzahlen 2013 einen Rückgang um rund ein Drittel, und gegenüber dem letzten relativen Maximum im Jahre 2009 sind es gut 20 Prozent weniger.

Als wesentlicher Aspekt, der im vergangenen Jahrzehnt mit der Stabilisierung der Unternehmen einherging, wird deren sichtbar bessere Eigenkapitalausstattung ausgemacht. Lag das Eigenkapital im Jahre 2004 noch bei 36 Prozent der Unternehmen unter zehn Prozent an der Bilanzsumme, ist diese vergleichsweise niedrige Quote im laufenden Jahr 2013 nur noch bei 31 Prozent der Unternehmen anzutreffen. Konnten im Jahre 2004 am oberen Rand 19,9 Prozent der Unternehmen ein Eigenkapital von über 30 Prozent und mehr an der Bilanzsumme aufweisen, ist dieser Anteil der Unternehmen auf immerhin 26,8 Prozent angestiegen. Diese positive Entwicklung der Eigenkapitalausstattung wird auch durch die Bundesbankstatistik bestätigt. Wenn die Notenbank dieser Tage wieder turnusgemäß im Monatsbericht über die Ertragslage und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen berichtet, dürfte sich der Tendenz nach fortsetzen, was sich schon in den Vorjahren gezeigt hat. Zwar liegen die Großunternehmen mit ihrem Anteil der Eigenmittel an der Bilanzsumme deutlich höher als die kleinen und mittleren Unternehmen, doch zeigen sich auch bei Letzteren klare Anzeichen zu einer Verbesserung der Eigenkapitalausstattung. Gerade bei den im Baugewerbe und Handel sowie im Verkehrs- und Lagerbereich tätigen Unternehmen hat die Bundesbank in den vergangenen Jahren diesbezüglich deutliche Fortschritte ausgemacht.

Irgendwie klingt das nach einer fruchtbaren Symbiose. Die Regulierungsvorschriften zwingen die Banken zu größeren Eigenkapitalpolstern und machen sie damit stabiler. Und gleichzeitig stärken die Banken mit ihren erhöhten Eigenkapitalanforderungen an Unternehmen bei der Unternehmensfinanzierung auch die Stabilität der Wirtschaft. Es bleibt allerdings die Frage, wie sich diese Mechanismen auf Dauer auf die Kreditversorgung der Wirtschaft auswirken. In Deutschland ist das derzeit noch nicht festzustellen. Aber in den südeuropäischen Ländern hemmt die mangelnde Kreditversorgung durchaus schon die Wachstumsmöglichkeiten. Ein Plädoyer für eine stärkere Diversifizierung der Unternehmensfinanzierung hin zum Kapitalmarkt mag an dieser Stelle im Sinne einer größeren Flexibilität grundsätzlich begrüßenswert sein. Aber auch wenn andere Akteure das Risiko übernehmen, wird bei der Prüfung von Finanzierungsalternativen die Bonität als möglicher Engpassfaktor der Unternehmensfinanzierung als Kriterium herangezogen.

Für das kommende Jahr 2014 hat Creditreform übrigens als Prognose für die Unternehmensinsolvenzen eine Spannweite von 26 000 bis 27000 genannt. An den vergleichsweise optimistischen Konjunkturprognosen für Deutschland gemessen klingt das eher vorsichtig.

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